Fußball-WM

Der tragische Abschied der Fußballikone

Nie hätte Brasilien ein Tor von ihr dringender gebraucht: Seleção-Star Marta.
Nie hätte Brasilien ein Tor von ihr dringender gebraucht: Seleção-Star Marta. APA
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Die Krönung bleibt aus: Marta und die Brasilianerinnen enttäuschen gegen Jamaika, auch beim letzten Titelanlauf gibt es keinen WM-Triumph für die Legende ihres Sports.

Melbourne. Als sich die Fragen um den Frauenfußball, seine Anfänge und seine Entwicklung hin zu dieser WM 2023 mit ihren 1,6 Millionen verkauften Tickets für die Stadien von Australien und Neuseeland drehten, bekam Marta Vieira da Silva feuchte Augen. „Als ich zu spielen begann, hatte ich kein weibliches Idol“, sagte die Brasilianerin. Frauenspiele seien ja noch nicht einmal übertragen worden. „Wie hätte ich andere Spielerinnen sehen sollen?“

Marta ist der größte Star, den der Frauenfußball bisher hervorgebracht hat. Sechsmal wurde die 37-Jährige aus der brasilianischen Kleinstadt Dois Riachos zur Weltfußballerin des Jahres gewählt, davon fünfmal in Folge von 2006 bis 2010. Ihr kunstvolles Spiel, verziert mit allerlei Tricks, führte zu vielen Toren. 117 Mal traf sie für Brasilien – Rekord. 17 Mal traf sie in ihren 23 WM-Spielen – ebenfalls Rekord. Eine Bestmarke allerdings, die sie nicht mehr ausbauen wird.

Denn Brasilien kam im entscheidenden WM-Gruppenspiel gegen Jamaika nicht über ein 0:0 hinaus und schied damit erstmals seit 1995 bei einer Weltmeisterschaft vor der K.-o.-Phase aus. Für Marta war es zugleich der Abschied von der großen Fußballbühne, ihre sechste WM war auch ihre letzte, das hat „a Rainha“, die Königin, bereits klargestellt. Und damit ist auch ihr letzter Traum vom WM-Pokal ausgeträumt. Für einen brasilianischen WM-Triumph reichte es trotz Marta-Brillanz nämlich nie.

Ob das junge Team mit der Altmeisterin überhaupt Titelreife besaß, war in Australien von Beginn an fraglich gewesen. „Wir müssen gemeinsam spielen“, hatte Marta die Parole ausgegeben. „Oft ist es die Kommunikation in schwierigen Momenten, die den Unterschied macht. Ich denke, das wird auch auf und neben dem Platz meine Rolle sein.“

Kampf ums Comeback

Dass sie nach Kurzeinsätzen zuvor nun gegen Jamaika über 80 Minuten lang vergebens einem Torerfolg hinterhergelaufen ist, wird wohl wenig an ihrem Legendenstatus ändern. Bemerkenswert war bereist gewesen, dass sie überhaupt noch einmal bei einer WM auflief.

Im März des Vorjahrs hatte sich Marta das vordere Kreuzband gerissen, erst im Februar kehrte sie ins Nationalteam zurück. Hart sei diese Zeit gewesen, ebenso der Kampf ums Comeback. Die Königin zweifelte plötzlich. „Ich hörte, wie die Leute sagten, ich sei ja keine 20 mehr. Wie sie sich fragten, ob ich überhaupt zurückkehren würde, ob ich dann noch gut sein würde“, erzählt die beim US-Club Orlando Pride unter Vertrag stehende Ikone.

„Jetzt oder nie“, mit diesem Motto hatte Brasilien deshalb seine WM-Mission 2023 gestartet. Für die große Marta aber blieb die Krönung endgültig aus. (joe)

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