Ölbohrungen in Arktis: Rüffel für Shell

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Nach einer Pannenserie bei der Ölsuche wird in einem US-Bericht die mangelnde Vorbereitung des Konzerns gerügt. Umweltschützer fordern den Verzicht auf die Bohrungen.

Ottawa. Umweltschützer kritisieren die Ölsuche in der Arktis bereits seit Langem, nun gibt es für den federführenden Ölkonzern Shell nach einer Pannenserie auch einen schweren Rüffel der US-Regierung: In einem Bericht des Innenministeriums wird nun heftige Kritik am Vorgehen des Ölmultis geübt: Laut dem Dokument habe sich Shell „nicht angemessen“ auf die Ölsuche in dem ökologisch sensiblen Gebiet vorbereitet.

„Shell hat es 2012 vermasselt“, zitieren US-Medien Innenminister Ken Salazar, der nach einer Serie von Pannen im Jänner eine Überprüfung der Aktivitäten von Royal Dutch Shell PLC in der Tschuktschen- und der Beaufort-See angeordnet hatte. Die US-Regierung schließt gleichwohl eine Wiederaufnahme der Ölsuche 2014 nicht aus.

Shell hatte vergangenen Sommer und Herbst gegen den Protest von Umweltschützern in den beiden zum Arktischen Ozean gehörenden Meeren zwei Bohrlöcher gesetzt, war aber nicht bis in tiefe ölführende Erdschichten vorgedrungen. Das Innenministerium schätzt, dass in der vor Alaska liegenden Tschuktschen- und Beaufort-See technisch abbaubare Ölreserven von 23 Mrd. Barrel liegen.

Schon vor Beginn der Bohrungen war auf einem Begleitschiff die Sicherheitsglocke, die im Unglücksfall Öl auffangen sollte, bei einem Test in einem US-Hafen beschädigt worden. Im Eismeer setzte Shell dann ein Bohrschiff und eine Bohrinsel ein, die Noble Discoverer und die Kulluk. Die Küstenwache stellte nach Beendigung der Bohrungen im November mehrere Verletzungen von Sicherheits- und Umweltstandards auf der Noble Discoverer fest. Zudem riss Ende Dezember beim Abschleppen der Kulluk das Schlepptau. Sie lief im Golf von Alaska in der Nähe der Kodiak-Insel vor einer kleinen Insel auf Grund.

Shell will an Plänen festhalten

Shell hatte im Februar angekündigt, heuer die Bohrungen auszusetzen. Im Regierungsbericht wird Shell vorgehalten, Vertragsfirmen nicht ausreichend beaufsichtigt zu haben. Es wird darin von „Defiziten“ bei der „Beaufsichtigung und Durchführung von Operationen in den extremen und unberechenbaren Bedingungen offshore von Alaska“ gesprochen. Shell müsse neue, umfassende Pläne für die Ölsuche vorlegen, bevor es diese wieder aufnehmen könne.

Salazar unterstrich die Absicht der US-Regierung, die inländischen Energieressourcen „sicher und verantwortungsvoll“ zu nutzen. Dazu gehöre die Erforschung des Potenzials von Gebieten wie der Arktis. Die Exploration müsse aber „unter höchsten Sicherheits- und Umweltstandards“ durchgeführt werden. Shell-Sprecher Curtis Smith sagte, Alaska bleibe langfristig ein Gebiet mit hohem Potenzial und Shell halte an seinen Plänen fest, dort zu bohren.

„Obama muss Bohrung verbieten“

Umweltschützer fordern seit Jahren einen Verzicht auf Offshore-Ölbohrungen im Arktischen Ozean. Sie befürchten im Falle eines Unglücks katastrophale Auswirkungen auf das sensible Ökosystem des Eismeers, das Heimat von Eisbären, Walen, Robben und Wasservögeln ist. Susan Murray von der Umweltorganisation Oceana sagte, der Bericht bestätige, dass die Regierung die Genehmigung zu Bohrungen nicht hätte erteilen dürfen.

Jörg Feddern von Greenpeace Deutschland erklärte, der Bericht des US-Innenministeriums decke schonungslos auf, dass Shell nicht in der Lage sei, in der Arktis sicher nach Öl zu bohren: „US-Präsident Barack Obama muss jetzt daraus die Konsequenzen ziehen und jegliche Ölbohrungen in der Arktis verbieten. Nur so kann dieses sensible Ökosystem dauerhaft geschützt werden.“

Auf einen Blick

In einem Bericht der US-Regierung wird dem Ölkonzern Shell vorgeworfen, sich im vergangenen Jahr nicht ausreichend auf Ölbohrungen in der Arktis vorbereitet zu haben. Im Zuge der Ölsuche war es zu mehreren Zwischenfällen gekommen, unter anderem war eine Ölplattform vor Alaska auf Grund gelaufen. Die US-Regierung schätzt, dass in der Tschuktschen- und Beaufort-See technisch abbaubare Ölreserven von 23 Mrd. Barrel liegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2013)

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