Investieren in Sachwerte: Werthaltigkeit und emotionale Renditen

Buchtipp. Fachbuchautor Michael Brückner nimmt 50 Sammlerthemen unter die Lupe, die auch als Investment gesehen werden können. Wobei hier nicht nur die reine Wertsteigerung zählt – gerade der Spaßfaktor ist bei solchen Geldanlagen auch nicht zu verachten.

Wien. Brillen als Investment? Ja, das gibt es. Nur sollten es nicht irgendwelche Sehhilfen sein. Sondern möglichst solche eines prominenten Vorbesitzers.

John Lennon wäre da ein heißer Tipp. Um eine Brille aus seinem Besitz tobte 2007 in Großbritannien ein Bieterkampf. Den genauen Zuschlagspreis kennt man nicht, er soll aber bei umgerechnet 1,5 Millionen Euro gelegen sein. Ohne Promi-Faktor kann die Investmentidee ebenfalls funktionieren, wenn das Herkunftsjahr beeindruckend ist: Das Wiener Dorotheum versteigerte 2012 eine Klemmbrille aus dem Jahr 1691 samt dazugehörigem Buch um 2000 Euro. „Ist das Originaletui vorhanden, wirkt sich das in der Regel preissteigernd aus“, diesen Tipp gibt Michael Brückner, Autor des Buches „50 Sachwerte“, Interessierten auch noch mit auf den Weg. Brückner hat noch ein paar andere überraschende Investmentideen auf Lager, von Eierbechern über Feuerzeuge oder alte Korkenzieher bis zu Zeppelinpost und Zigarren. Die meisten der Geldanlagen, die er in seinem Buch beschreibt, sind jedoch gängiger. Physisches Gold in Barren- oder Münzenform zum Beispiel, das er nicht als Spekulationsobjekt, sondern als „alternativen Wertspeicher“ und – weil sich die Goldmenge nicht nach Belieben vermehren lässt – vor allem als Inflationsschutz sieht.

Blue Chips und Underperformer

Auch im Bereich der Sachwerte kann man übrigens auf Blue Chips oder vielversprechende Underperformer setzen. Bei Farbedelsteinen würde der Rubin in die erste Kategorie gehören, der Blaue Zirkon aus Kambodscha in die zweite. Weiters auf der Liste der 50 Sachwerte: Armbanduhren, Briefmarken, Gemälde, Münzen – die laut dem Autor nicht immer eine runde Sache sind –, Perlen, Palladium, Platin, Old- und Youngtimer. Sogar das Thema Wald und Ackerland lässt Brückner nicht aus. Selbst bewirtschaften wäre hier am lohnendsten, findet er, auch Holzfonds seien aber eine Überlegung wert. Vor jenen, die mit zweistelligen Renditen werben, warnt er aber.

Zu jedem der Sachwerte findet man im Buch allgemeine Informationen und einen Investmentkompass, der Fragen wie „Was kaufen?“, „Wo kaufen und verkaufen?“, „Welche Renditechancen“? beantwortet. Letztere schätzt Brückner realistisch ein: Mit einer auf dem Markt durchsetzbaren realen Wertsteigerung dürfe man nicht immer rechnen, mit Werthaltigkeit schon.

Und mit einer emotionalen Rendite, die man auch Besitzerstolz nennen kann. In Zeiten magerer Zinsen ist das sicher nicht das schlechteste Argument.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2013)

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