Kriminalfall Palmers: Eine Entführung, die ganz Österreich in Atem hält

Im November 1977 wird Walter Michael Palmers entführt. Nach vier Tagen ist er für 31 Millionen Schilling Lösegeld ein freier Mann.

Es ist genau 20.35 Uhr, als Walter Michael Palmers am 9. November 1977 nach Hause kommt. Er parkt seinen silberfarbenen Mercedes 280 SE vor der Villa im Wiener Nobelbezirk Währing. Plötzlich wird der 74-jährige Industrielle, Sohn von Firmengründer Ludwig Palmers, von drei Maskierten aus dem Wagen gezerrt. Sie fesseln ihn, verbinden ihm die Augen, packen ihn in eine Schaummatratze und bringen ihn in ein Versteck im sechsten Bezirk. Es ist ein abgedunkeltes Zimmer einer extra gemieteten Wohnung.

Etwa eine halbe Stunde später entdeckt Palmers Ehefrau Gunilla den Mercedes - samt Erpresserbrief. Die Entführer fordern darin ein Lösegeld von insgesamt 50 Millionen Schilling in verschiedenen Währungen. Gunilla Palmers alarmiert die Polizei.

Zwei Tage später gibt es eine erste Nachricht der Entführer: Es ist ein Polaroid-Foto von Palmers. Und die klare Aufforderung: "Keine Polizei." Die Familie beschließt, sich daran zu halten.

Am selben Tag treibt sie - unbemerkt von der Polizei - 31 Millionen Schilling auf, teils bar, teils in Valuten. Am 12. November wird den Entführern telefonisch mitgeteilt, dass sie nur mit einem Teil des geforderten Betrages rechnen können, was sie akzeptieren.

Am 13. November ist es so weit. Die Familie erhält Anweisungen zur Geldübergabe. Der Sohn des Entführten, Christian Michael Palmers, wird mit dem Geldkoffer durch Wien dirigiert. Plötzlich fährt ein "Taxi" vor - im Wagen sitzt einer der Entführer. Der junge Palmers wird aufgefordert, den Geldkoffer auf den Beifahrersitz zu legen. Danach soll er sich im Hotel Hilton ein Zimmer unter dem Namen "Schilling" nehmen. Und warten.

Es ist 22 Uhr, als er endlich den erlösenden Anruf erhält: Sein Vater befinde sich in einem Hotel im 13. Bezirk und könne dort abgeholt werden. Eine Stunde später verständigt die Familie die Polizei von der Freilassung des Familienoberhauptes.

Zwei Wochen später werden zwei Verdächtige an der schweizerisch-italienischen Grenze verhaftet. Der Dritte wird in Wien festgenommen. Im Verhör geben sie an, mit der deutschen Terrororganisation "Rote Armee Fraktion" (RAF) zu sympathisieren. Doch die Polizei nimmt an, dass hinter der Entführung weniger politische Motive steckten. Es soll sich eher um eine Geldbeschaffungsaktion gehandelt haben.


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