Oper in Kirchstetten

Großer Rossini-Spaß in Österreichs kleinstem Opernhaus

Minimalistisches Bühnenbild, stimmige Kostüme: Rossinis „Turco in Italia“ in KIrchstetten.
Minimalistisches Bühnenbild, stimmige Kostüme: Rossinis „Turco in Italia“ in KIrchstetten.Patrick Piller
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„Der Türke in Italien“ geht im Kirchstettner Maulpertsch-Saal auf Tuchfühlung mit dem Publikum.

Unter Zeitdruck schrieb der erst 22-jährige Rossini „Il Turco in Italia“ für die Mailander Scala. Das Publikum betrachtete das Stück als Kopie der ein Jahr zuvor für für Venedig komponierten „Italiana in Algeri“ und reagierte verhalten. Das hat sich geändert! Charakteristisch für den „Turco“ ist die Dominanz brillanter Ensemble-Sätze. Richard Panzenböck nutzte sie, um die Sänger quirlig in unmittelbarer Nähe des Publikum agieren zu lassen. Oper im kleinsten Opernhaus Österreichs wird so zum Gesamterlebnis: Intimität zwischen Publikum und Darstellern im prachtvollen Maulpertsch-Saal des Schloss Kirchstetten im Weinviertel. Gewollt minimalistisch daher das Bühnenbild, einfach und stimmig die Kostüme.

Daniele Macciantelli schenkte der Titelpartie neben allen stimmlichen Vorzügen auch jene Skurrilität, die Rossini wohl beabsichtigt hatte. Komödiantischer Instinkt, volltönender Bass und ließen Erinnerungen an den großen Paolo Montarsolo hochkommen!. Emilio Marcucci erwies sich in Sachen gekonnter Buffo-Deklamation als kongenialer Partner: Das Duett der Bässe zu Beginn des zweiten Aktes wurde zum Höhepunkt des Abends.

Otto Edelmanns Enkel

Bei Rodica Vicas Fiorilla, die in Gestik und Spielfreude an Cecilia Bartoli erinnerte, klangen Rossinis Koloraturen ungewohnt dramatisch, in hoher Lage ein wenig hart. Andrés Alzate Gaviria (Don Narcisco) überzeugte in seiner Arie mit leicht abgedunkelt klingender Mittellage und metallisch knalligen Spitzentönen. Alexander Edelmann führt die Gesangstradition seiner Familie souverän in die dritte Generation: Der Enkel des legendären Baron Ochs und Hans Sachs, Otto Edelmann, machte mit sicher geführtem lyrischen Bariton die Partie des Dichters Prosdocimo zum szenisch-vokalen Kabinettstück. Kaum zu glauben, dass Edelmann noch in seiner Gesangsausbildung steht. Auf ebenso hohen Niveau Sevana Salmasi als Zaida und Marco Ascani als Albazar. Große Spielfreude und schönen Stimmen auch beim Wiener Kammerchor, furiose Dramatik bei den zehnköpfigen Virtuosi Brunenses unter Hooman Khalatbari. Das Publikum jubelte.

Reprisen: 5., 8., 9., 11. August, 20 Uhr
2024 in Kirchstettten: Donizettis „Absichtliche Narren“ („I pazzi per progetto“)


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