Partizipation

Beteiligung an Hochschulen schafft Verbundenheit

Wenn Studierende und die Leitungsorgane auf Augenhöhe zusammenarbeiten, profitiert die gesamte Hochschule.
Wenn Studierende und die Leitungsorgane auf Augenhöhe zusammenarbeiten, profitiert die gesamte Hochschule.Getty Images
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Studierende sind gesetzlich in die Universitätsorganisation eingebunden. Sowohl in diesem Rahmen als auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Beispiele studentischer Beteiligung.

Die Partizipation der Studierenden ist nicht nur im Hochschulkontext, sondern auch gesamtgesellschaftlich relevant. Mitglieder der Hochschule sind zugleich Mitglieder der Gesellschaft, deren Aufgabe es ist, gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig kritisch zu hinterfragen“, sagt Christina Engel-Unterberger, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Soziale Arbeit und Dozentin an der FH Sankt Pölten. Dort setzt sie aktuell ein Lehrforschungsprojekt mit Studierenden um, das sich mit der Partizipation von Studierenden beschäftigt. Der Nutzen von Partizipation liege laut Engel-Unterberger nicht nur in der Verbesserung der Qualität von Lehre und Organisation, sondern allgemein in der Stärkung der Eigenverantwortung und der Förderung des Demokratieverständnisses. „Möglicherweise erhöht die Beteiligung auch die Identifikation mit der Hochschule, da sich Studierende, die aktiv in Lehr- und Organisationsprozesse eingebunden sind, stärker an ihre Hochschule gebunden fühlen und eher bereit sind, sich für deren Belange einzusetzen.“

Institutionalisierte Vertretung

Ein Großteil der Studierendenpartizipation läuft über die Österreichische Hochschülerschaft. Diese gesetzlich verankerte Studierendenvertretung hat drei Ebenen: Bundesvertretung, Hochschulvertretung und Studienvertretung. Vor allem Letztere hat Einfluss auf die Habilitations-, Curricular- und Berufungskommissionen. An der WU Wien funktioniere die Partizipation schon recht gut, sagt der ÖH-Vorsitzende an der WU, Konstantin Steiner: „Es gibt viele Möglichkeiten, Studierendenperspektiven einzubringen. So ist es uns vergangenes Wintersemester gelungen, WU-Studierenden in der Bibliothek Vorrang gegenüber Externen zu gewähren, nachdem sie in den Lernwochen stets überfüllt war.“ Die ÖH wird aber auch individuell für Studierende aktiv. Etwa bei unfairen Prüfungen. „Auch im Senat, dem obersten Leitungsorgan der WU, in dem wir vertreten sind, bringen wir uns ein. Dort können wir gemeinsam mit den anderen Kurien zahlreiche prägende Beschlüsse fassen“, sagt Steiner.

Gerade im Aufgabenbereich des Senats lägen die wesentlichsten Entscheidungskompetenzen für Studien- und Prüfungsangelegenheiten, sagt die Vizerektorin für Lehre und Studierende der WU, Margarethe Rammerstorfer: „Es ist sehr wichtig, dass Studierende sich hier beteiligen, denn sie bringen sozusagen die ‚Anwenderperspektive‘ ein. Außerdem hat die ÖH unter anderem auch regelmäßig Termine mit dem Rektorat, um Themen zu besprechen, die den Studierenden ein Anliegen sind, und um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.“ Durch den kontinuierlichen Kontakt sei ein guter und schneller Austausch möglich. Zudem gibt es die sogenannten Green Buddies, eine Gruppe von Studierenden und Mitarbeitenden, die sich für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf dem Campus engagieren.

Gute Gesprächsbasis

An der Johannes-Kepler-Universität in Linz habe die ÖH mit allen Partnern auf den unterschiedlichen Ebenen eine hervorragende Gesprächsbasis, so der dortige ÖH-Vorsitzende, Philipp Bergsmann – „nicht zuletzt dadurch war es möglich, Projekte wie ‚ECTS für Praktika und Nebenjobs‘ umzusetzen“. Bei diesem Projekt wurde beschlossen, für Praktika, Nebenjobs und Berufserfahrung drei Frei-ECTS zu vergeben. „Man spürt, dass beide Seiten das Beste für die Universität und die Menschen, die hier arbeiten und studieren, wollen. Wenn Meinungen auseinandergehen – und das liegt manchmal in der Natur der Sache –, steht am Ende des Entscheidungsprozesses immer ein Kompromiss, der beiden Seiten gerecht wird“, sagt Stefan Koch, Vize­rektor für Lehre und Studierenden an der JKU. Das erlaube die Umsetzung sehr komplexer und weitreichender Projekte. „Das derzeit in Bau befindliche Parkhaus zum Beispiel geht auf eine Idee der ÖH zurück.“ Und auch während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Rektorat und ÖH ist.

Weitere Beispiele für funktionierende Studierendenpartizipation sind etwa der Neubau des MCI in Innsbruck, dessen Spatenstich im Dezember geplant ist, sowie die Einführung des Studiengangs ­Umweltsystemwissenschaften in Graz, der 1991 als Studium irregulare begann und auf Anregung von Studierenden aus verschiedenen Bereichen wie BWL, Chemie, Geographie, Physik oder VWL 2003 zum regulären Studium wurde. „Ich selbst habe mich in meiner Studienzeit als Studierendenvertreter engagiert und schätze es sehr hoch ein, wenn sich jemand neben dem Studium zusätzlich für Belange der Universität einsetzt“ , sagt Peter Riedler, Rektor der Uni Graz.

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