Woher die guten Ideen kommen

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Ideen(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)
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In jedem ökonomischen Lehrbuch steht zu lesen, es sei der Wettbewerb, der Innovationen hervorbringt. Die Wirklichkeit lehrt uns anderes. Doppelte Buchführung, Darwin und das World Wide Web: Hinweise zu einer Geschichte des Innovativen.

April 1836. Das grüne Wasser um die Kokosinseln, eine Inselgruppe etwa 1000 Kilometer westlich von Sumatra, die aus zwei kleinen Atollen und 27 Koralleninseln besteht, ist einladend ruhig und warm. Der weiße Korallensand lässt das Meer leuchten, und an einer Stelle ist die sonst oft harsche Brandung so niedrig, dass Charles Darwin unter dem weiten, blauen Tropenhimmel unbeschwert zum Rand des Korallenriffs waten kann, das die Insel wie ein Ring umgibt. Inmitten des unergründlichen Ozeans, auf der Spitze eines unterseeischen Berges stehend, beginnt er, eine Theorie zu entwickeln, welche Kräfte diese Erhebung geschaffen haben könnten. Das Ergebnis dieser Überlegungen wird sich später als die erste große Entdeckung seiner wissenschaftlichen Karriere erweisen. Doch er geht auch anderen Gedanken nach, Ideen eher, noch vage und ohne Form, die sich schließlich zur größten intellektuellen Leistung des 19. Jahrhunderts herauskristallisieren werden.

Was Darwin die darauffolgenden Tage und Wochen beschäftigen wird, ist nicht „die mannigfaltige Schönheit der unterseeischen Grotten“, sondern die „unendliche Zahl organischer Lebewesen“. Flora und Fauna der Kokosinseln selbst sind äußerst karg. Doch nur wenige Meter von diesem trostlosen Habitat entfernt blüht das Leben zwischen den Korallenriffen in einer gewaltigen Vielfalt, wie sie sonst nur in den tropischen Regenwäldern zu finden ist. Und das ist das eigentliche Mysterium: Wie kann das Wasser rund um die AtolleGrundlage für so viele verschiedene Lebensformen sein?

Darwin vergleicht die Reichhaltigkeit des Ökosystems auf dem Korallenriff mit einer blühenden Oase in einer Wüste. Dieses Phänomen wird auch das „darwinsche Paradoxon“ genannt. Damit ist der Widerspruch gemeint, wie in derart nährstoffarmem Wasser so viele ökologische Nischen als Existenzgrundlage für so reichhaltiges Leben vorhanden sein können. Rund ein Promille der Erdoberfläche ist von Korallenriffen bedeckt, und doch beherbergen sie ungefähr ein Viertel aller bekannten im Meer vorkommenden Lebensformen. Als Darwin 1836 dort in der Lagune steht, kennt noch niemand diese Zahlen, doch hat er auf seiner mittlerweile vierjährigen Reise mit der „Beagle“ genug gesehen, um zu wissen, dass etwas ganz Besonderes an diesen vor Leben nur so strotzenden Gewässern ist.

Am nächsten Tag wagt sich Darwin mit dem Kapitän der „Beagle“ auf die dem Wind zugewandte Seite des Atolls. Dort beobachten sie, wie gewaltige Wellen gegen die weißen Korallen krachen. Doch Darwins eigentliches Interesse gilt nicht der Gewalt des anstürmenden Wassers, sondern dem Riff und den winzigen Organismen, die es gebaut haben und der Gewalt der Brecher widerstehen. „Der Ozean verschont die Korallenfelsen nicht, und doch halten die unscheinbaren Koralleninseln stand, tragen gar den Sieg davon, denn eine weitere Macht steht ihnen zur Seite: Organische Kräfte trennen Stück für Stück die Kalziumkarbonatatome aus den schäumenden Brechern und verbinden sie zu symmetrischen Strukturen. Mag der Hurrikan sie auch in 1000 Stücke zerschlagen, was kann er schon ausrichten gegen das gemeinschaftliche Werk von Myriaden Architekten, die Monat für Monat, Tag und Nacht daran arbeiten?“

Darwins Mentor, der brillante Geologe Charles Lyell, hatte kurz zuvor die Theorie aufgestellt, Atolle seien unterseeische Vulkane, die durch Bewegungen der Erdkruste nach oben gedrückt wurden. Darwin wurde in seinem Denken stark von Lyells Verständnis der geologischen Tiefenzeit geprägt, aber jetzt, da er vom Strand aus die Brecher beobachtet, die gegen die Korallen schlagen, weiß er, dass sein Mentor bei der Entstehung von Atollen unrecht hat. Es ist kein rein geologisches Phänomen, sondern hat mit der innovativen Beharrlichkeit des Lebens auf der Erde zu tun. Und während Darwin über dieser Frage brütet, rührt sich in ihm noch ein anderer Gedanke: eine größere, umfassendere Theorie, mit der sich die unglaubliche Vielfalt biologischer Innovation auf der Erde erklären ließe.


In jedem ökonomischen Lehrbuch
steht zu lesen, es sei der Wettbewerb zwischen konkurrierenden Firmen, der Innovationen bei Produkten und Dienstleistungen hervorbringt. Doch Innovation nur auf der Ebene von Individuen und Organisationen zu betrachten, wie es Standardlehrbücher meist tun, verstellt den Blick. Es entsteht ein Bild, in dem die Rolle von geheimer Forschungsarbeit und Wettbewerb à la „Survival of the Fittest“ überbetont wird. Der weiter gefasste Blick lässt uns erkennen, wie Offenheit und Vernetzung letztlich fruchtbarere Ergebnisse hervorbringen als purer Wettbewerb.

Der Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Innovation ist subtiler, als wir gemeinhin glauben. Freie Märkte sorgen zwar für neue Formen des Wettbewerbs und der Kapitalvermehrung, die die Entstehung und Verbreitung neuer Ideen beschleunigen können, aber wir sollten Märkte nicht nur nach dem Profit beurteilen, den sie abwerfen. Denken wir nur an eines der wichtigsten Werkzeuge des Kapitalismus, die doppelte Buchführung, die Goethe „eine der größten Erfindungen des menschlichen Geistes“ nannte. Die Neuerung, jede Finanzbewegung in zwei Spalten (in der einen das Soll, in der anderen das Haben) festzuhalten, ermöglichte es den Kaufleuten, die Entwicklung ihres Unternehmens mit nie gekannter Genauigkeit zu verfolgen.

Was die Geschichte der doppelten Buchführung so faszinierend macht, ist die Tatsache, dass niemand sie als sein geistiges Eigentum beanspruchte, und das trotz des immensen wirtschaftlichen Nutzens, den sie brachte. Eines der wichtigsten Instrumente bei der Entstehung des modernen Kapitalismus scheint also kollektiv erarbeitet worden zu sein. Die doppelte Buchführung machte es viel einfacher, den Überblick über den eigenen Geldbesitz zu bewahren, aber die Idee selbst gehörte niemandem.

Dieses Beispiel illustriert eines derSchlüsselprinzipien bei der Entstehung von Märkten: Wenn ein Wirtschaftssystem sich von feudal zu den Frühformen des modernen Kapitalismus wandelt, wandelt sich gleichzeitig die Struktur von hierarchisch zu netzwerkartig. In einer Gesellschaft, die um Märkte organisiert ist und nicht um Burgen und Klöster, wird die Entscheidungskompetenz automatisch auf weit mehr Köpfe und damit auf ein weit größeres Netzwerk verteilt. Die Innovationskraft des Marktes gründet zu einem nicht geringen Teil auf einer ganz simplen Gleichung: Ganz egal, wie klug die Machthaber auch sein mögen, wenn die auf dem freien Markt Schaffenden eins zu tausend in der Überzahl sind, wird der freie Markt zwangsläufig mehr gute Ideen hervorbringen als Burgen und Klöster.

Städte und Märkte haben mehr Gehirnezur Verfügung für das kollektive Projekt, das Nächstmögliche zu erforschen. Und so lange es einen Spillover-Effekt zwischen diesen Gehirnen gibt, werden nützliche Innovationen sich umso wahrscheinlicher auch unter dem Rest der Bevölkerung verbreiten. Das hat nichts mit Intelligenz der Massen zu tun, sondern mit der Intelligenz Einzelner in der Masse. Nicht das Netzwerk selbst ist klug, sondern der Einzelne wird klüger, weil er mit dem Netzwerk verbunden ist.

Diese Innovationsmuster gilt es zu erkennen; zum einen, weil es wichtig ist, die historische Entwicklung guter Ideen zu verstehen, zum anderen fällt es uns umso leichter, Umgebungen zu schaffen, in denen gute Ideen gedeihen, wenn wir diese Muster übernehmen – seien diese Umgebungen nun Schulen, Verwaltungseinrichtungen, Softwareplattformen, Lyrikseminare oder soziale Bewegungen. Wir denken kreativer, wenn wir uns für die vernetzten Umgebungen öffnen, die Kreativität fördern. Gute Ideen wollen sich verbinden, miteinander vermischen und neu kombinieren. Sie wollen gedankliche Grenzen überschreiten und sich dadurch selbst neu erfinden. Sie wollen sich gegenseitig vervollständigen, genauso wie sie miteinander in Wettbewerb treten wollen.


Wir wissen nicht genau, wann Darwin auf die Lösung kam. Es ist gut möglich, dass es passierte, während er an den weißen Stränden der Kokosinseln stand. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Idee ganz allmählich, Zentimeter für Zentimeter, in ihm aufstieg – ein Teil davon vielleicht, während er hinaus auf die grünen Wellen schaute. Die Theorie war ganz einfach, aber es war schwer, sie sich bildlich vorzustellen, und das hing mit einer ihrer Grundannahmen zusammen, die lautete: Atolle wurden nicht von geologischen Kräften erschaffen, sondern von winzigen Organismen.

Nachdem die „Beagle“ die Kokosinseln verlassen hatte, schrieb Darwin die Erklärung für das Wunder in seinem Tagebuch nieder. „Wir müssen uns diese Lagunen als ein von Myriaden winziger Architekten errichtetes Denkmal vorstellen, das einen Punkt markiert, unter dem eine ehemalige Landmasse in den Tiefen des Ozeans versunken liegt.“ Dass Darwin mitten im Indischen Ozean bequem auf einem tellerförmigen Plateau stehen konnte, statt mühsam Wasser treten zu müssen, hatte er den Korallen zu verdanken, die es errichtet hatten. Aber ein Korallenriff fungiert auch im übertragenen Sinn als Plattform: Seine Hügel, Platten und Spalten schaffen einen Lebensraum für Millionen anderer Spezies, eine unterseeische Metropole von unvorstellbarer Vielfalt. Bis zum heutigen Tag sind alle Versuche gescheitert, die in einem Korallenriff lebenden Spezies exakt zu beziffern. Ihr Ökosystem ist einfach zu komplex. Womit wir wieder bei Darwins Paradoxon sind, wie so nährstoffarme Gewässer so überwältigend vielfältiges Leben hervorbringen können.

Betrachten wir die vergangenen
fünf Jahrhunderte aus der Distanz, springt eines sofort ins Auge: Wettbewerb und Profit motivieren uns, aus guten Ideen gewinnbringende Produkte zu machen, aber in den meisten Fallen entspringen die Ideen selbst einer anderen Motivation. Oder um mit Charles Darwin zu sprechen: Die wechselseitigen Abhängigkeiten in einem Ufergestrüpp sind genauso produktiv wie der Krieg in der Natur.

Im Jahr 1813 fand der Bostoner Mühlenbesitzer Isaac McPherson sich inmitten eines langen und unerfreulichen Rechtsstreits mit dem Erfinder Oliver Evans aus Philadelphia wieder, der ein paar Jahre zuvor eine automatische Getreidemühle zum Patent angemeldet hatte. Evans war bekannt dafür, den Schutz seiner Patente aggressiv zu verfolgen, und er gehörte zu den Ersten, die die Möglichkeiten des im Jahr 1790 verabschiedeten Patentgesetzes voll ausschöpften.

Als Evans McPherson verklagte,beschloss der Müller aus Boston, sich an den ersten Patentrechtsbeauftragten der USA zu wenden, der früher selbst Politiker und Erfinder gewesen war. Also schrieb McPherson im Sommer 1813 einen Brief an Thomas Jefferson und fragte ihn, was er von den von Evans erhobenen Ansprüchen hielt. Jefferson antwortete am 13. August: „Das Recht auf Eigentum ist ein Geschenk des Sozialrechts, und es wurde erst zu einem sehr späten Zeitpunkt der gesellschaftlichen Entwicklung gewährt. Deshalb wäre es seltsam, eine Idee, jene flüchtige Ausgeburt eines einzelnen Geistes, gleichsam naturgegeben als exklusives Eigentum zu betrachten. Wenn die Natur irgendetwas geschaffen hat, das exklusivem Eigentumsrecht direkt entgegensteht, dann jene Geisteshandlung, die wir Idee nennen, die ein Einzelner nur so lange exklusiv für sich beanspruchen kann, wie er sie für sich selbst behält. In dem Moment jedoch, da sie enthüllt wird, drängt sie sich gleichsam in den Besitz aller, und der Empfänger kann sich ihrer nicht entledigen. Wie Feuer, das sich ungehindert ausbreitet ohne unterwegs an Kraft zu verlieren, wie die Luft, die wir atmen, die man weder einsperren noch persönlich in Besitz nehmen kann, können auch Erfindungen ihrem ureigensten Wesen nach niemals Eigentum sein.“ Der natürliche Zustand einer Idee ist der Fluss, der Spillover und die Verknüpfung. Es ist die Gesellschaft, die Ideen Ketten anlegt.

Bedeutet das, wir sollten geistiges Eigentum abschaffen? Natürlich nicht. Was wir aber sehen, ist: Das Credo, dass ohne die durch geistiges Eigentumsrecht erzeugte künstliche Verknappung Innovation zum Stillstand kommen würde, ist schlichtweg falsch. Viele nachvollziehbare Gründe sprechen dafür, innovativen Menschen, Firmen und Organisationen durch Gesetze zu erleichtern, dass sie von ihren Schöpfungen profitieren. Als Gesellschaft haben wir jedes Recht, uns auf den Standpunkt zu stellen, ein Individuum verdiene es ganz einfach, von seiner guten Idee zu profitieren. Also brauchen wir ein wenig künstliche Verknappung, um diesen Profit sicherzustellen. Ich gehöre selbst zu den Menschen, die mit dem Erarbeiten von geistigem Eigentum ihren Lebensunterhalt verdienen, und bin für dieses Argument mehr als empfänglich. Es ist jedoch etwas völlig anderes, zu behaupten, die Restriktionen selbst würden auf Dauer für Innovation sorgen.

Was die wirtschaftliche Seite betrifft, hat der Erfolg von Firmen wie Google, Twitter und Amazon gezeigt, was sich mit ein bisschen Offenheit zumindest in der Softwarewelt erreichen lasst. Ich denke, es wird sich gar nicht verhindern lassen, dass diese Beispiele in den nächsten Jahren Schule machen. Was mich jedoch mehr interessiert, ist der öffentliche Sektor, und zwar deshalb, weil Regierungen und andere nicht marktorientierte Institutionen schon viel zu lange unter einer durch zu viel Bürokratie verursachten Innovationskrise leiden. In der heutigen Zeit bietet sich ihnen die Gelegenheit, die Art, wie sie gute Ideen kultivieren und verbreiten, grundlegend zu ändern. Je mehr unsere Regierungen sich als offene Plattformen begreifen anstatt als zentrale Verwaltungsapparate, desto besser für uns alle – für Bürger und Aktivisten genauso wie für Unternehmer.


Das Interessante daran ist, dass diese historische Gelegenheit sich unseren Regierungen nicht zuletzt aufgrund einer Innovation bietet, die sie selbst auf uns losgelassen haben: das Internet, das zugleich vielleicht das beste Beispiel dafür ist, wie Innovation aus marktorientiertem und nicht marktorientiertem Sektor sich gegenseitig ergänzen kann. Die generative Plattform Internet (und das World Wide Web) haben einen Raum geschaffen, in dem in den vergangenen 30 Jahren enorm viel Geld gemacht wurde, aber die Plattform selbst wurde von einem lockeren, über die gesamte Welt verteilten Zusammenschluss aus Informationstechnikern erschaffen, zum großen Teil finanziert von der Regierung der USA. Es gibt eben nicht nur gute Ideen, sondern auch gute Ideen, die es umso leichter machen, weitere gute Ideen zu haben. YouTube war eine gute Idee, die erst durch die noch besseren Ideen Internet und World Wide Web möglich wurde.

Die Tatsache, dass diese innovationsfreudigen Plattformen außerhalb des kommerziellen Sektors entwickelt wurden, ist kein Zufall. Generative Plattformen lassen sich auch hinter hohen Mauernerschaffen, aber auf Gemeingrund sind wir damit viel besser dran.

Vielleicht ist „Gemeingrund“ auch das falsche Wort für die Art Umgebung, nach derwir suchen. Ich bevorzuge ein anderes Bild: das Riff. Man braucht ein Korallenriff nur ein paar Minuten lang zu betrachten, um zu sehen, wie heftig dort der von Darwin geschilderte Wettbewerb um die Ressourcen tobt. Aber dieser Wettbewerb ist nicht der Grund für die überwältigende Vielfalt. Der Kampf ums Überleben ist in der Natur allgegenwärtig. Was die Riffbewohner so erfinderisch macht, ist nicht der Wettstreit zwischen ihnen, sondern die Art, wie sie zusammenarbeiten. Korallen, Zooxanthellen und Papageienfische, sie alle borgen voneinander und erfinden neu, was der andere zuvor erarbeitet hat.

Und das ist auch die Antwort auf Darwins Paradoxon: Riffe könnten so viele Türen zum Nächstmöglichen aufstoßen wegen der Art, wie seine Bewohner teilen.

Was macht Großstädte und das World Wide Web so innovativ? Beides sind Umgebungen, in denen die wichtigste aller Ressourcen unweigerlich weitergegeben, neu verknüpft und kombiniert wird: Information. Wie das Web bietet auch die Stadt eine Plattform, auf der Handel zwar möglich ist, die selbst aber außerhalb des Marktes steht. Jeder kann dort seinen Geschäften nachgehen, aber die Stadt selbst gehört allen. Ideen entwickeln sich, prallen aufeinander und verbinden sich neu, von den Vormietern verlassene Gebäude bietenRaum für neue Geschäftsmodelle, informelle Begegnungsstätten ermöglichen Vertretern verschiedenster Disziplinen, voneinander zu lernen. Das sind die Räume, die seit jeher Innovation fördern, angefangen von den ersten menschlichen Siedlungen in Mesopotamien vor 8000 Jahren bis hin zu den unsichtbaren Softwareschichten des World Wide Web.

Wenn wir Umgebungen schaffen wollen, die gute Ideen hervorbringen – ob in Schulen, Unternehmen, Regierungen oder unserem eigenen Leben –, sollten wir immer daran denken und nicht auf das leichtfertige Vorurteil verfallen, nur der Wettbewerb des Marktes würde für Innovation sorgen. Es stimmt, dass der Markt sich als exzellente Innovationsmaschine erwiesen hat. Doch das Gleiche gilt für das Riff.

Die wenigsten von uns haben die Möglichkeit, direkten Einfluss auf Informationspolitik und wirtschaftliche Ordnung in unserer Gesellschaft zu nehmen, doch tun wir es zwangsläufig indirekt, indem wir uns zum Beispiel für einen Arbeitsplatz im öffentlichen oder im privaten Sektor entscheiden. Die Innovationsmuster wiederholen sich auf den verschiedenen Ebenen. Wir können aus unserer Regierung zwar kein Korallenriff machen, aber wir können in unserem Alltag vergleichbare Umgebungen schaffen: am Arbeitsplatz, durch die Art, wie wir Medien nutzen oder unserem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Die Muster sind denkbar einfach, doch zusammengenommen ergeben sie ein Ganzes, das weit mehr kann als die Bestandteile.

Gehen Sie spazieren, kultivieren Sie Ihre Ahnungen. Schreiben sie alles auf, aber nicht zu ordentlich. Machen sie produktive Fehler. Legen Sie sich Hobbys zu, tummeln Sie sich in Kaffeehäusern und anderen Netzwerken. Lassen Sie andere auf Ihren Ideen aufbauen. Borgen, recyceln und erfinden Sie neu. Erschaffen Sie Ihr eigenes Riff. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2013)

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