Ein Thema, das keins mehr ist?

Die FPÖ, so ganz ohne Ausländer – geht das überhaupt? Scheinbar schon.

Entweder zieht das Thema nicht mehr. Oder die FPÖ ist staatsmännischer geworden. Höchstwahrscheinlich trifft jedoch Ersteres zu. Angesichts des Slogans „Österreich zuerst statt EU-Wahnsinn“ deutet nämlich wenig darauf hin, dass die FPÖ wirklich zurückhaltender geworden wäre.

Dennoch halten wir mit Erstaunen fest: Die FPÖ macht eine Kampagne und das Thema Ausländer kommt gar nicht bzw. nur indirekt („Echte Chancen für unsere eigene Jugend“) vor. Wann hat es das zuletzt gegeben? In der Ära Steger? Der frühen Ära Haider vor der Ostöffnung?

Was war nach den jüngsten Niederlagen der FPÖ nicht alles prophezeit worden? Die FPÖ werde sich nun auf ihren Kern besinnen und eine ganz grausliche Anti-Ausländer-Kampagne fahren. So einfach gestrickt wie mancher Kommentator ist heute aber nicht einmal mehr die Strache-FPÖ.

Also doch These eins: Das Thema zieht nicht mehr (so richtig). Erstens: Es hat sich abgenützt. Zweitens: Auch der Österreicher hat sich an seinen türkischen/serbischen Nachbarn gewöhnt. Drittens: Es hat eine Versachlichung stattgefunden, mit dem Staatssekretariatsslogan „Integration durch Leistung“ kann sich auch der potenzielle FPÖ-Fan anfreunden. Und viertens: Das Thema hat durch Magazine à la „Biber“ auch einen kleinen Hipness-Faktor erfahren.

Aber man soll den Vorwahlkampf nicht vor dem Intensivwahlkampf loben. Dort kann nämlich noch kommen, was nun fehlt: das Ausländerthema auf den Plakaten.

oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2013)

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