Das »harte Gesicht« der ÖVP – Coleurname »Sumpf«

Hannes Rauch bildet für die ÖVP die Flanke nach rechts: scharf, direkt und nicht immer mit Feingefühl.

Wenn Michael Spindelegger so etwas wie der „Good Cop“ der ÖVP sein soll, dann ist Hannes Rauch wohl der „Bad Cop“: Im Frühjahr 2011 holte der neue Bundesparteichef den Tiroler ÖVP-Geschäftsführer zurück nach Wien – Rauch sollte der Partei nach dem eher sanftmütigen Generalsekretär Fritz Kaltenegger wieder ein „hartes Gesicht“ geben, ohne dass Spindelegger selbst zum Buhmann wird. Das gemeinsame Ziel war und ist klar: Platz eins oder zwei bei der Nationalratswahl im Herbst 2013 – und keinesfalls Platz drei hinter der inzwischen ohnehin strauchelnden FPÖ.


Prägung im Innenressort. „Spindeleggers Mann fürs Blaue“ wurde Rauch von Kommentatoren auch schon genannt, und tatsächlich übt er sich gern darin, die Partei von der Asyl- bis zur Sozialpolitik zunehmend rechts zu positionieren. Bereits legendär ist seine „Fibel“ gegen Rot-Grün. Darin zeigt sich auch, was Rauch besonders gut kann: scharf und knapp formulieren, ohne echten Tiefgang, jedenfalls nicht sehr höflich. „Kernig“ nennen das die einen, „derb“ die anderen – auch in den eigenen Reihen. Wobei Rauch diesbezüglich große Lehrmeister hatte: Von 2001 bis 2003 war der heute 41-jährige studierte Politologe Pressesprecher der Tiroler ÖVP unter Herwig van Staa. Geprägt haben ihn aber vor allem die Jahre 2003 und 2004 als Sprecher von Innenminister Ernst Strasser. Noch Jahre später sollte Rauch sagen: „Ich habe bei Strasser viel gelernt.“ Auch für dessen Nachfolgerin Liese Prokop arbeitete er. Wegen seiner Zeit im Innenressort kam Rauch auch selbst in den Dunstkreis der Korruption – Stichwort: Haidinger-Affäre. Erwiesen ist aber nichts.

Nach Jahren als Sprecher der Bundespartei, als Sektionschef-Stellvertreter im Innenministerium sowie in Tirol, wo er ab 2008 auch im Landtag saß, zählt Rauch heute zum engsten Kreis um Spindelegger. Man kennt einander auch aus dem Cartellverband. Rauch ist bei der „Austria Innsbruck“, Coleurname: „Sumpf“. Was aber nichts mit politischem „Dreck“ oder „Dirty Campaigning“ zu tun habe, sagt Rauch. Sondern mit „Versumpfen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2013)

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