Wenn der TÜV nach unserem Pickerl greift

Wenn TueV nach unserem
Wenn TueV nach unserem(c) Fabry
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Paragraf-57a-Regelung. Deutschland pflegt bei der Kfz-Begutachtung andere Usancen als Österreich: Nicht die Werkstatt, sondern Unabhängige begutachten. Das bedeutet für heimische Autofahrer mindestens einen Weg mehr, wenn sich das deutsche Modell durchsetzen sollte.

Alle Jahre wieder bemüht sich der TÜV um eine Änderung der österreichischen Pickerlregelung. Der deutsche Verein, ein profitorientiertes Unternehmen, setzt sich für eine Angleichung an die Usancen im Nachbarland ein. Dort liegt die Prüfkompetenz in Händen von Firmen wie TÜV, Dekra und GTÜ. Die jährlichen verpflichtenden Checks werden fast ausschließlich in derem Netz an Stützpunkten durchgeführt.

Extraweg zur Werkstatt

Eine österreichische Autowerkstatt, die im Rahmen der Paragraf-57a-Überprüfung die notwendigen Reparaturen gleich durchführt, verrechnet eine Überprüfung. Diese kostet laut einer Untersuchung der Arbeiterkammer in Österreich durchschnittlich 52,11 Euro für Benziner und 55,28 für Fahrzeuge mit Dieselmotor (Stand: April 2012, billiger gibt es das Pickerl für Mitglieder von Autoklubs). In Deutschland kostet der erste Besuch bei TÜV & Co. etwa 50 bis 90 Euro, abhängig von Auto und Abgasuntersuchung. Jeder nachträgliche Check bei Nichtbestehen elf Euro. Die deutsche Überprüfung findet jedoch nur alle zwei, bei neuen Autos alle drei Jahre statt. Damit ist das deutsche System zumindest nicht teurer als jenes in Österreich.

Unangenehm für Fahrzeugbesitzer ist bei dem deutschen System jedoch, dass noch der Weg in die Werkstätte anfällt – der TÜV repariert nicht, er schreibt nur vor, was repariert werden muss.

Argumente gegen die österreichische Lösung, bei der Werkstätten und Autoklubs die Überprüfungen stellvertretend für die Behörde durchführen: Der Kunde wäre nur bei einem unabhängigen Gutachter sicher, dass ihm nicht zweifelhafte Mängel zur Reparatur vorgeschrieben werden. Andererseits will man bei den Werkstätten eine lasche Begutachtungspraxis geortet haben, der durch Einführung eines unabhängigen Systems entsprochen werden soll.

Tatsächlich gebe es kaum Beschwerden von Kunden, die sich übervorteilt fühlen, meint Werner Fessel von der Kfz-Landesinnung Wien: „Die Anzahl der schwarzen Schafe in der Branche liegt im Promillebereich.“ Die Werkstätten freuten sich über die dank Pickerl-Check anfallenden Reparaturumsätze, die Behörde sorge mit Schulungen und Stichproben für die Qualität. Europaweiten Erhebungen nach liegt sie im qualitativen Spitzenfeld: Der österreichische Wartungsstandard ist deutlich höher als in anderen EU-Ländern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2013)

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