Lettland holt wirtschaftlich auf

Lettland wird 2014 wohl als 18. Land der Eurozone beitreten. Einige Zahlen und Fakten zum Land.

BEVÖLKERUNG: Rund zwei Millionen Menschen leben in Lettland - etwa so viele wie in Thüringen, aber auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Deutschlands größtes Bundesland Bayern. Die einzige Wirtschaftsmetropole des Landes ist die Hauptstadt Riga, wo rund ein Drittel der Bevölkerung wohnt. Die Letten stellen mit knapp 60 Prozent die Mehrheit, fernen leben fast 30 Prozent Russen im Land und etwa vier Prozent Weißrussen.

WIRTSCHAFTSKRAFT: Wie in den anderen baltischen Staaten Estland und Litauen brach die Konjunktur in Lettland auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanz-und Wirtschaftskrise 2009 kräftig ein. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte fast um 18 Prozent - in Deutschland waren es rund 5 Prozent. Nur mit Geld der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) konnte Lettlands Staatspleite verhindert werden.
Das Land fand allerdings relativ schnell wieder Anschluss, die Wirtschaft wuchs 2011 und 2012 wieder um etwa 5,5 Prozent. Die aktuelle Konjunkturdelle spürt die Republik auch, aber bei weitem nicht so stark wie der Rest Europas. Für 2013 und 2014 schwingt sich Lettland nach Prognosen der EU-Kommission sogar zum Land mit dem stärksten Wachstum in der gesamten EU auf, gefolgt von seinen baltischen Nachbarn. In diesem Jahr soll es konjunkturell um 3,8 Prozent bergauf gehen, im nächsten Jahr um 4,1 Prozent.
Trotz des jüngsten Aufschwungs lag die Wirtschaftskraft 2012 preisbereinigt rund zwölf Prozent unter dem Niveau von 2007. Zudem gilt Lettland in der EU, dessen Mitglied es seit 2004 ist, neben Bulgarien und Rumänien als eines der ärmsten Länder.

STAATSFINANZEN UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT: Nach der Krise 2008/09 setzten Politik und Wirtschaft des Landes auf ein hartes Sparprogramm, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst und bei den Renten sowie ein massiver Stellenabbau sollten die Wende einläuten. In Vorbereitung auf den erhofften Beitritt zur Eurozone brachte die Regierung in Riga die Staatsfinanzen in Ordnung. Das Haushaltsdefizit dürfte laut EU-Kommission 2013 wie im Vorjahr bei 1,2 Prozent liegen und damit weit unter der europäischen Obergrenze von 3 Prozent. Der Schuldenberg im Verhältnis zur Wirtschaftskraft lag 2012 bei knapp 41 Prozent. In Deutschland ist diese Quote rund doppelt so hoch, in Italien drei Mal so hoch und in Griechenland sogar vier Mal so hoch.

WICHTIGE HANDELSPARTNER: Aufgrund seiner geografischen Lage ist Lettland beim Außenhandel besonders stark mit seinen baltischen Nachbarn und Russland verwoben. Die meisten Importe kommen aus Litauen, Deutschland und Russland. Die am häufigsten eingeführten Waren "Made in Germany" sind Fahrzeuge, Maschinen und Chemieprodukte. Größter Absatzmarkt für lettische Güter war 2012 Russland mit einem Anteil von rund 18 Prozent am Gesamtexport, gefolgt von Litauen (15 Prozent), Estland (12 Prozent) und Deutschland (7 Prozent). Lettische Exportschlager sind vor allem Rohstoffe wie Holz, Eisen oder Stahl sowie Nahrungsmittel.

CHANCEN UND RISIKEN FÜR INVESTOREN: Als Stärken Lettlands gelten die geringen Lohnstückkosten und die geografische Lage im Zentrum des Baltikums. Chancen eröffnen Großprojekte zum Ausbau der Telekom-, Hafen- und sonstigen Verkehrsinfrastruktur. Hier ist auch mit EU-Fördergeldern zu rechnen. Als Risiko sehen Experten die starke Abhängigkeit von der internationalen Konjunktur wegen der sehr hohen Import- und Exportbedeutung. Als Schwäche gilt zudem die Dominanz der Hauptstadtregion Riga. Viele Arbeitslose passen zudem nicht in das Anforderungsprofil von Unternehmen für Jobs in neuen Wirtschaftszweigen.

(APA)

Mehr erfahren

Illustration picture of Latvia's lats and euro banknotes and coins in Riga
Home

EU will Lettland in die Eurozone aufnehmen

Die kriselnde Eurozone bekommt Zuwachs: Mit Lettland soll 2014 der zweite baltische Staat und das 18. EU-Land den Euro einführen. Politiker hoffen, dass vom Beitritt des Landes ein positives Signal an Investoren ausgeht.
Trotz Krise Lettland will
Europa

Trotz Krise: Lettland will zum Euro

Mit einem harten Sanierungsprogramm bereitet die lettische Regierung den Eurobeitritt 2014 vor. Die Bevölkerung ist mehrheitlich dagegen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.