EU will Lettland in die Eurozone aufnehmen

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Illustration picture of Latvia's lats and euro banknotes and coins in RigaREUTERS
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Die kriselnde Eurozone bekommt Zuwachs: Mit Lettland soll 2014 der zweite baltische Staat und das 18. EU-Land den Euro einführen. Politiker hoffen, dass vom Beitritt des Landes ein positives Signal an Investoren ausgeht.

Lettland will zum 1. Jänner 2014 den Euro einführen - und kann auf die Unterstützung der EU-Kommission bauen. Brüssel werde die Aufnahme des baltischen Staates in ihrem Bericht am Mittwoch befürworten, hieß es aus EU-Kreisen. "Die Entscheidung zu Lettland ist positiv." Die Kommission prüfte die entscheidenden Kriterien für einen Beitritt - also Defizit, Gesamtverschuldung, Inflationsrate, Wechselkurse und langfristige Zinsen für Staatsanleihen. Mit einer Gesamtverschuldung von 41 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt Lettland deutlich unter den erlaubten 60 Prozent. Politiker hoffen, dass von einem Beitritt des Landes ein positives Signal an Investoren ausgeht, die wegen der Schuldenkrise verunsichert sind.

Auch EZB und EU-Parlament geben noch eine Stellungnahme zum Beitritt ab, eine verbindliche Empfehlung kann aber nur die Kommission aussprechen. Über die Aufnahme soll auf dem EU-Gipfel Ende Juni entschieden werden. Offiziell wird der Beitritt von den Finanzministern des Währungsgebietes im Juli beschlossen.

>>> KARTE: Die Kandidaten für den Euro

"Euro nach wie vor unglaublich attraktiv"

Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut sieht die Aufnahme Lettlands als positives Zeichen für die Gemeinschaftswährung insgesamt. "Die Signalwirkung ist beachtlich", sagte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar im Reuters-Interview. "Das zeigt, dass der Euro gerade für kleine Volkswirtschaften nach wie vor unglaublich attraktiv bleibt."

Mit stirktem Sparpaket durch die Krise

Lettland hatte sich wegen der Finanzkrise 2008/2009 eines der härtesten Sparprogramme in Europa verordnet. Die Wirtschaftsleistung ging daraufhin um ein Fünftel zurück. Um den Wert der Landeswährung auch in der Krise an den Euro koppeln zu können, wurden Löhne im öffentlichen Dienst gekürzt, Steuern erhöht und Ausgaben gekürzt. Heute hat das Land eine der höchsten Wachstumsraten in der EU, ist aber immer noch zusammen mit Bulgarien und Rumänien eines der ärmsten Länder der Gemeinschaft.

Letten besorgt

Lettische Politiker erhoffen sich vom Euro auch eine stärkere Anbindung an Westeuropa. Zwar sind die Handelsbeziehungen zwischen der früheren Sowjetrepublik und Russland nach wie vor eng. Das Verhältnis ist aber angespannt. So kritisiert die Regierung in Moskau, dass die Rechte der russischen Minderheit in Lettland missachtet würden. Für Streit sorgt aber auch die Rolle der Sowjetunion im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Während Politiker den Euro-Beitritt befürworten, sind viele Bürger besorgt. Sie fürchten einen Anstieg der Preise und dass ein weiterer Teil der Souveränität nach Brüssel abgegeben wird (>>>mehr dazu).

Führt Lettland den Euro im kommenden Jahr ein, ist es das 18. Land im Währungsraum. Als nächster Euro-Kandidat gilt das Nachbarland Litauen. Angepeilt ist 2015. Der dritte baltische Staat, Estland, bezahlt seit 2011 mit dem Euro.

(APA/Reuters)

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