Datenflut: Die LTE-Pläne der heimischen Mobilfunker

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Datenflut LTEPlaene heimischen Mobilfunker(c) REUTERS (� Arnd Wiegmann / Reuters)
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Der Ausbau der nächsten Mobilfunkgeneration geht in Österreich nur schleppend voran. Trotzdem arbeiten A1 und T-Mobile bereits an der Zukunft von LTE.

Das Mobilfunk-Internet wird immer schneller. Heute sind durch die Aufrüstung der heimischen 3G-Netze bereits Geschwindigkeiten von bis zu 42 Mbit pro Sekunde möglich, erklärt A1-Technikvorstand Marcus Grausam. Das ist fast so schnell wie das Glasfaser-Angebot, das A1 für "ein komplett vernetztes Home Entertainment" anpreist. Aber die Sache hat einen Haken. Die 42 Mbit müssen sich alle Nutzer in der Umgebung einer Antenne teilen. Um ein HD-Video ohne Aussetzer ansehen zu können, braucht es Übertragungsraten von 7 bis 10 Mbit pro Sekunde. Derzeit können also nur wenige Nutzer einer Funkzelle gleichzeitig ein HD-Video ansehen.

In zwei Jahren sind die Netze überfordert


Noch ist das kein Problem, denn "nicht alle Nutzer machen das gleiche", erklärt ein Techniker von Nokia Siemens Networks gegenüber DiePresse.com am Rand einer Presseveranstaltung in Wien. Bei Großveranstaltungen, etwa einem Fußball-Match, gebe es aber bereits Probleme, wenn alle Fotos machen und hochladen. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft, denn Fotos und Videos lassen das übertragene Datenvolumen alle eineinhalb Jahre auf das Doppelte anschwellen. Alleine im A1-Netz werden derzeit jährlich 250 Millionen Gigabyte übertragen. "Die 3G-Netze sind technisch ausgereizt und können das Datenvolumen in zwei bis drei Jahren nicht mehr bewältigen", sagt Grausam.

LTE nur in Großstädten


Deshalb müssen sich die österreichischen Anbieter langsam beeilen auf den neuen Mobilfunkstandard, LTE, umzurüsten, der ein Vielfaches der momentanen Übertragungsraten verspricht. Österreich ist hier stark im Verzug. A1 und T-Mobile, die beiden größten Provider haben LTE erst in den Hauptstädten der Bundesländer ausgebaut - A1 ist damit fertig, T-Mobile noch nicht ganz  - und erreichen etwa 33 Prozent der Bevölkerung.  Für den Ausbau am Land warten die Mobilfunker auf die Auktion der 800-Megahertz-Frequenzen, die durch die Abschaltung des analogen Fernsehens frei geworden sind. Die wichtige Auktion wurde durch die Übernahme von Orange durch "3" stark verzögert und findet nun im Herbst statt. Die 800er-Frequenzen ermöglichen eine große Reichweite für den Ausbau in ländlichen Regionen. Mobilfunker "3", der sich Orange einverleibt hat, hatte im Dezember des Vorjahres angekündigt mit den erworbenen Frequenzen in drei Jahren das beste LTE-Netz des Landes anbieten zu wollen.

Bis zu 1,2 Gigabit pro Sekunde, ...


LTE bietet derzeit eine theoretische Übertragungsrate von 150 Mbit pro Sekunde. Bei guten Bedingungen (Nähe zur Funkzelle, wenige andere Nutzer) bedeutet das in der Praxis 70 bis 80 Mbit, erklärt Sanne Stijve vom Netzwerkausrüster Ericsson. Da auch das in Zukunft nicht genügen wird, arbeiten die Mobilfunker bereits fieberhaft an einer weiteren Beschleunigung. Mit Technologien, die unter dem Begriff "LTE Advanced" zusammengefasst werden, sollen die LTE-fähigen Stationen weiter aufgerüstet werden.

Zum einen geschieht das über die gleichzeitige Nutzung von mehreren Frequenzbereichen um die Kapazität weiter zu steigern ("Carrier Aggregation"). Außerdem wird die Geschwindigkeit noch durch eine Mehrantennentechnik (MIMO) gesteigert. Bis zu acht Antennen müssen dazu sowohl am Träger als auch am Endgerät vorhanden sein. Smartphone-Hersteller stehen vor der Herausforderung, diese Menge an Antennen in ihren schlanken Geräten unterzubringen. Insgesamt sind damit theoretisch Raten von bis zu 1,2 Gigabit möglich. Bei einer Demonstration von Ericsson brachte es ein "Endgerät" in der Form eines Aktenkoffers auf beachtliche 800 Mbit pro Sekunde.

... aber erst in zwei Jahren


"LTE Advanced" ist technisch längst möglich, bis die Technologie aber tatsächlich für Nutzer verfügbar ist, wird es noch dauern. Etwa zwei Jahre, schätzt Grausam - schon alleine deshalb, weil Smartphones und Tablets noch nicht so weit sind. Dasselbe war bereits bei LTE der Fall - bereits 2008 hatte T-Mobile in Österreich ein Testnetz aufgebaut - Geräte gibt es aber nach wie vor wenige. A1 hat derzeit etwa zehn Smartphone-Modelle im Angebot. Und LTE-Geschwindigkeiten gibt es nur mit speziellen - höheren - Tarifen. Dementsprechend hält sich auch die Nachfrage noch in Grenzen. Rund 5 Prozent des Datenverkehrs laufen bei A1 derzeit über LTE. Ende 2014 hofft der Marktführer sein LTE-Netz auf 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung ausgedehnt zu haben - das aber hänge stark von der Auktion im Herbst ab, meint Grausam.

(sg)

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