Illusionen wirken, auch wenn man sie nur im Kopf hat

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Vorstellungen können Wahrnehmungen prägen.

Viele Tricks von Zauberkünstlern funktionieren durch eine spezifische Verwirrung der Sinne: Bauchredner reden natürlich mit dem Mund, sie bewegen ihn nur kaum, das ist die eine Hälfte ihrer Kunst, die andere liegt darin, dass sie den Blick weg vom Mund und hin zu dem lenken, was vorgeblich redet, einer Puppe etwa. Dann folgt das Ohr dem Auge und hört die Puppe reden.

Über das Varieté hinaus ist so etwas – die Integration mehrerer Sinne – ganz grundsätzlich interessant für die Art und Weise, in der wir die Welt wahrnehmen. Die wird nicht schlicht abgebildet, wir sind keine Spiegel. Sondern wir konstruieren die Welt in vielfältiger Weise, etwa grundsätzlich dadurch, dass wir alles in Raum und Zeit wahrnehmen. Zum anderen sehen wir, schon willkürlicher, vieles so, wie wir es sehen wollen.

Und zum Dritten können wir uns ganz unvermerkt selbst hinters Licht führen: Es braucht keine Zauberkünstler, um Sinne so zu integrieren, dass die Wahrnehmung täuscht. Wir können es selbst, das hat Christopher Berger (Stockholm) an Testpersonen gezeigt, mit einem vereinfachten Bauchrednertrick: Sie sollten mit dem Auge auf einen frei gewählten Punkt auf einem PC-Schirm schauen, dann kam von anderswo ein Ton. Aber die Probanden hörten ihn von dort kommen, wo sie hinsahen, in diesem Fall war das Visuelle führend bei der audiovisuellen Integration.

Es geht auch umgekehrt: Wenn man sieht, dass zwei Punkte aufeinander losrasen, und wenn man dann einen Knall hört – oder sich nur vorstellt, ihn zu hören –, dann sieht man, wie sie kollidieren, obwohl sie es gar nicht tun. „Wahrnehmung und Vorstellung sind nicht so klar unterscheidbar wie wir meinen“, schließt Berger, „die Vorstellung kann die Wahrnehmung verändern.“ jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2013)

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