Was die neuen Kontonummern bringen - und können

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Zahlungsanweisung OeNB
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Zahlungen. In der Europäischen Union werden IBAN-Nummern Pflicht. „Die Presse“ gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

[Wien] Es wird zwar noch einige Monate dauern, bis der einheitliche Zahlungsraum in der Europäischen Union vollständige Realität wird. Doch schon jetzt stellt es einigen Bürgern die Haare auf, wenn sie an das Zahlenmonstrum IBAN denken, das die herkömmliche Kontonummer ersetzen wird.

1. Wofür steht die Abkürzung SEPA, und wer macht überhaupt bei SEPA mit?

Der Begriff SEPA steht für Single Euro Payments Area. Die von der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank unterstützte Initiative hat den Sinn, den Zahlungsverkehr in Europa zu vereinheitlichen. Das bedeutet, dass Transaktionen innerhalb Europas genauso einfach möglich sein sollen wie Inlandsüberweisungen. 33 Länder sind Teil des SEPA-Systems. Neben den Mitgliedern der Europäischen Union sind das Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz. Rund 4400 Banken machen bei SEPA mit.

2. Ab wann gilt SEPA, und was kostet die Umstellung auf den einheitlichen Zahlungsraum?

Die Banken bieten ihren Kunden bereits seit dem Jahr 2008 an, Überweisungen im Rahmen von SEPA durchzuführen. Seit 2009 sind auch SEPA-Lastschriftverfahren möglich. Schon jetzt haben einige Unternehmen ihre Erlagscheine umgestellt. Mit 1. Februar 2014 wird das SEPA-System dann für alle Pflicht. Das bedeutet, dass Zahlungsaufträge innerhalb Österreichs nur noch mit dem sogenannten IBAN durchgeführt werden können. Bei Zahlungen innerhalb der EU muss bis zum 1. Februar 2016 zusätzlich noch die BIC (internationale Bankleitzahl) verwendet werden. Danach haben die Banken kein Recht mehr, den BIC-Code zu verlangen. Annehmen werden sie ihn trotzdem, wenn der Kunde das wünscht, erklärt Jean-Yves Jacquelin von der Erste Bank.

Die Umstellung auf das SEPA-System kostet Schätzungen zufolge rund zehn Mrd. Euro. Allerdings dürften die langfristigen Einsparungen die Ausgaben übersteigen.

3. Was ändert sich mit der Umsetzung der
SEPA-Richtlinie?

Statt Bankleitzahl und Kontonummer werden künftig nur noch IBAN-Nummern verwendet. IBAN steht für International Bank Account Number. Sie setzt sich aus der Kontonummer und der Bankleitzahl zusammen und wird durch das Länderkennzeichen - in Österreich sind das die beiden Buchstaben AT und eine zweistellige Prüfziffer - ergänzt. Die Anzahl der IBAN-Stellen variiert von Land zu Land. In Österreich sind es 20 Zeichen, in Malta 31.

4. Wie sehen die Vorteile des einheitlichen Zahlungsraumes aus ?

Ein großer Vorteil ist wohl, dass man etwa bei längeren Auslandsaufenthalten kein Konto mehr im Gastland benötigt. Wer als Österreicher beispielsweise zwei Jahre in Deutschland gelebt hat, benötigte ein deutsches Konto, um sein Zeitungsabo per Lastschriftverfahren zu bezahlen, sagt Jacquelin. Weil SEPA ab dem nächsten Jahr verpflichtend ist, werden spätestens dann alle Transaktionen von einem Konto aus getätigt werden können. Mehrere Konten sind dann nicht mehr notwendig.
Zwar sind die IBAN-Nummern lang, doch ein weiterer Vorteil besteht darin, dass falsche Überweisungen praktisch unmöglich geworden sind. Wer sich bei Eingabe der IBAN-Nummer vertippt, kann die Überweisung in der Regel nicht abschließen. „Das System erkennt den Fehler automatisch und verhindert die Transaktion", sagt Jacquelin. Wer bisher Geld an einen falschen Empfänger überwiesen hat, dem wurde der Betrag nach wenigen Tagen retourniert, sofern der Fehler bemerkt wurde.

5. Wie viele Transaktionen basieren in
Österreich schon auf dem SEPA-System?

Noch nicht besonders viele. Im ersten Quartal dieses Jahres lag der Anteil der Überweisungen im SEPA-Format bei rund 27 Prozent. Jedoch wurden nur elf Prozent aller Lastschriften auf SEPA-Basis durchgeführt. Während vor allem größere Konzerne schon auf den neuen EU-Standard umgestellt haben, fangen kleinere und mittlere Firmen zum Teil erst damit an.

Wer seine Zahlungsanweisungen nicht rechtzeitig umstellt, hat aber Pech. Denn nach Stichtag dürfen die Banken keine alten Zahlscheine mehr annehmen. Im schlimmsten Fall kann ein Unternehmen dann nicht mehr am Zahlungsverkehr teilnehmen. Die Banken dürfen hier auch kein Auge zudrücken.

6. Wie erfahre ich, wie meine IBAN-Nummer und mein BIC-Code lauten?

IBAN-Nummer und BIC-Code sind sowohl auf den Kontoauszügen als auch auf den Kontokarten ersichtlich.

Auf einen Blick

SEPA steht für Single Euro Payments Area. Die von der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank unterstützte Initiative hat den Sinn, den Zahlungsverkehr in Europa zu vereinheitlichen. Das bedeutet, dass Transaktionen innerhalb Europas genauso einfach möglich sein sollen wie Inlandsüberweisungen.

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