Wenn Frank Stronach bei Sturm Graz auf Stimmenfang geht

Der Fußball und die Politik, das funktioniert in Österreich manchmal ganz einfach.

Sturm Graz hat Hannes Kartnig überlebt. Nicht ganz ohne Turbulenzen, aber doch. Man sprang auf die junge Welle auf, weil der Verein gar keine andere Wahl hatte. Die Achse Beichler/Jantscher, die spielte sich nicht nur in die Herzen der Fans, sondern die beiden machten sich auch für andere Klubs interessant. Mittlerweile wird gehaushaltet in der Steiermark, das wird von den verantwortlichen Funktionären jedenfalls behauptet. Wenn man die aktuelle Einkaufsliste betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, Sturm hat den Sparkurs längst wieder verlassen.

Am gestrigen Mittwoch präsentierten die Grazer jedenfalls den nächsten Neuzugang, diesmal wurde das alles als großer „Transfercoup“ verkauft. Spekuliert wurde über den Einkauf bereits in den vergangenen Wochen, jetzt ist er auch erfolgreich abgeschlossen worden. Die Rede ist vom slowenischen Teamstürmer Robert Beric, der 22-Jährige erhielt einen Vierjahresvertrag, kommt von Marburg. Logisch, Beric ist ein Wunschspieler von Trainer Darko Milanic, er hat das Talent weiter gefördert, er hat seinen Anteil daran, dass der Torjäger mittlerweile einen Marktwert von 1,2 Millionen Euro hat. Wobei Milanic noch vor wenigen Wochen erklärt hat, seinen Exklub nicht schwächen zu wollen, keine Spieler zu seinem neuen Arbeitgeber mitzunehmen. Aber im Fußball zählt schon lange nicht mehr das Wort von gestern.

Rund eine Million Euro Ablöse war für Robert Beric zu berappen. Über die Modalitäten des Vertrags wurde natürlich Stillschweigen vereinbart, aber Sturm Graz durfte sich über einen Investor freuen, der hilfreich heranstürmte, um dem Verein unter die Arme zu greifen. Die Rede ist von Frank Stronach, der damit auch gleich seinen Wahlkampf in der grünen Mark intensiviert hat. Der Stimmen der Sturm-Fans kann er sich fast schon sicher sein.

„Es freut uns sehr, dass ein erfolgreicher Unternehmer wie Frank Stronach sich entschlossen hat in diese Transferaktie zu investieren“, heißt es in der Presseaussendung. Stronach übernimmt auch einen Teil des Gehalts des Spielers, würde im Fall eines Weiterverkaufs von Beric mitverdienen. Der Politiker ließ ausrichten: „Ich wollte der Sturm-Familie und den Fans in der Steiermark eine Freude bereiten.“ Natürlich ganz ohne Hintergedanken. Hierzulande kann man nämlich ganz ungeniert agieren.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2013)

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