Technologie. Gegenüber ihrem Höchststand hat die Apple-Aktie stark nachgegeben. Das Unternehmen hat schon lange keine Neuheit mehr präsentiert.
Wien/B.l./Ag. Es war nur ein kurzes Aufatmen: Als Apple Mitte der vergangenen Woche seine jüngsten Quartalszahlen bekannt gab, schnellte die Aktie hoch. Der Gewinn war zwar geschrumpft, und der Umsatz hatte stagniert. Doch konnte das Unternehmen mit 31 Millionen iPhones deutlich mehr verkaufen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (26 Millionen).
Was die Aktionäre freute, war die Tatsache, dass sich auch ältere Apple-Produkte wie das iPhone4, das immerhin schon drei Jahre auf dem Buckel hat, und das 4S noch immer gut verkaufen. Der Smartphone-Boom scheint noch nicht zu Ende zu sein. Vor allem die Nachfrage nach billigeren Mobiltelefonen scheint anzuhalten. Doch zeigt sich in den Verkaufszahlen auch das Problem des einst nach Marktkapitalisierung größten börsenotierten Unternehmens der Welt (inzwischen ist der Ölkonzern Exxon Mobile wieder größer): Die Durchschnittspreise der verkauften iPhones fallen, weil Apple schon lange keine größere Neuheit mehr auf den Markt gebracht hat. Die Zahl der verkauften iPods und iPads ist rückläufig. Sechs Jahre ist es her, seit das iPhone auf den Markt kam, seit drei Jahren gibt es iPads. Seither gab es immer wieder neue Versionen, aber kein wirklich neues Produkt mehr.
Die Zeiten des rasanten Wachstums scheinen fast zwei Jahre nach dem Tod des legendären Apple-Gründers Steve Jobs vorerst vorbei zu sein: Im zweiten Quartal ist der Gewinn zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Marktführer bei Smartphones ist längst der südkoreanische Konkurrent Samsung. Im Herbst oder spätestens 2014, so versprach Apple-Chef Tim Cook bei der Präsentation der Quartalszahlen, werde es neue Produkte geben. Im Markt wird spekuliert, ob es sich um einen Nachfolger des iPhone 5, ein Billig-Smartphone, eine iWatch-Uhr oder einen Apple-Fernseher handelt. Vom Erfolg dieser Produkte hängt es ab, ob die Apple-Aktie wieder neue Höchststände erreichen kann– oder weiter abrutscht. Die meisten Analysten glauben Ersteres: Bloomberg-Daten zufolge trauen sie der Aktie, die derzeit etwa 438 Dollar (331 Euro) kostet, auf Zwölfmonatssicht ein Kursziel von 532 Dollar zu. 50 Kaufempfehlungen stehen 13 neutrale „Halten“- und drei Verkaufsempfehlungen gegenüber.
Doch auch wenn die Analysten recht behalten, läge die Apple-Aktie damit noch immer deutlich unter ihrem vor einem Jahr eingestellten Rekordstand von 700 Dollar.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2013)