ÖVP: Kurz widerspricht Stenzel

Zu liberal? Kandidaten mit ausländischen Wurzeln würden Wähler nicht verschrecken, meint der JVP-Chef. Die ÖVP müsse breit aufgestellt sein.

Wien/Ib/Apa. Zu liberal, zu wenig konservativ – Ursula Stenzel, ÖVP-Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt, kritisierte ihre Partei im Interview mit der „Presse“. Staatssekretär Sebastian Kurz, Chef der Jungen Volkspartei, reagiert darauf: Er nimmt (indirekt) vor allem seinen JVP-Stellvertreter und Kandidaten für die Nationalratswahl, Asdin El Habbassi, in Schutz.

Denn Stenzel zeigte wenig Begeisterung dafür, dass Kandidaten mit ausländischen Wurzeln für die Volkspartei antreten würden. Einige würden aus diesem Grund nicht die ÖVP wählen, meinte sie.

„Die Werte in der ÖVP sind klar, aber die Zusammensetzung soll breit sein“, meint Kurz. Genauso wie Jung und Alt vertreten sein sollten, Frauen und Männer, würden auch Menschen mit und ohne Migrationshintergrund dazugehören – auch aus verschiedenen Religionsgruppen. „Eine Volkspartei sollte die Gesellschaft widerspiegeln. Ich freue mich, wenn meine JVP so ist.“

Allgemein wünsche er sich auch eine wertebewusste Volkspartei. Skepsis gegenüber Ausländern sei aber mit Sicherheit kein christlicher Wert. Dass die ÖVP mit ihrer Integrationspolitik eine Position der SPÖ einnehme, verstehe Kurz auch nicht: „Das ist eine sehr spannende Analyse“, sagt er und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Unser Motto ,Integration durch Leistung‘ ist aber durchaus ein sehr bürgerlicher Wert.“

El Habbassi stellt sich hinter Mikl-Leitner

El Habbassi ist der erste muslimische Kandidat auf einer Liste der ÖVP bei einer Nationalratswahl. Zu Stenzel wollte er sich nicht äußern. Aber er stellte sich im Fall der acht abgeschobenen pakistanischen Flüchtlingen vor Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Er verstehe zwar die Aufregung, sagte er gegenüber der Austria Presse Agentur, da es sich um menschliche Schicksale handle. „In dem Getöse und bei aller Emotion ist es aber wichtig, nicht die Tatsachen aus den Augen zu verlieren.“ Und: „Wir können nicht anfangen, durch mediale Inszenierungen österreichische Werte infrage zu stellen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Migrationsland Österreich: Wie unsere Gesellschaft 2030 aussehen könnte

Integration. Experte Rose skizziert drei Szenarien, in die sich das Land bewegen könnte. Richtung Idealbild geht die Realität nicht.
Orientierungslosigkeit ehemaligen Grossparteien
Leitartikel

Die Orientierungslosigkeit der ehemaligen Großparteien

Kaum jemand weiß mehr, wofür SPÖ und ÖVP eigentlich stehen. Kein Wunder, dass sich immer mehr Wähler von den beiden Dauerregierungsparteien abwenden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.