Archäologie

Was die Asche verrät

Eine Urne aus der späten Bronzezeit.
Eine Urne aus der späten Bronzezeit.Waltenberger/ÖAW/ÖAI
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Ein neuer, interdisziplinärer Ansatz erlaubt Einblicke zu Leben und Sterben in der Bronzezeit.

Nach dem Abschied blieb nur wenig. In der späten Bronzezeit wurden Tote zunächst auf dem Scheiterhaufen verbrannt und dann in Urnen gesammelt. Eine Hürde für die Forschung heute. „Wissenswertes über die Verstorbenen herauszufinden ist bei Brandbestattungen ungleich schwieriger als bei Körperbestattungen, bei denen man auf ganze Skelette zurückgreifen kann“, sagt Lukas Waltenberger vom Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW. Hier könne etwa die Beckenform zur Geschlechts- oder die Gelenksabnützung zur Altersbestimmung herangezogen werden.

Tiere wurden mitverbrannt

Das Forschungsteam hat nun einen neuen Ansatz entwickelt, wie man Brandbestattungen deutlich mehr Geheimnisse als bisher entlocken kann. Es kombinierte archäologische Verfahren mit Methoden aus diversen anderen Disziplinen. Dadurch gelang es, zwei bei Grabungen im Zentrum von St. Pölten entdeckte Urnen mit ungekannter Genauigkeit zu untersuchen.

Es zeigte sich, dass es sich um ein neun- bis 15-jähriges Kind mit Mangelerscheinungen und eine 23 bis 32 Jahre alte Frau handelte. Überdies offenbarten einige Knochen tierischen Ursprung von Schaf, Wildschwein, Hirsch und Ziege – sie wurden wohl als Speiseopfer auf dem Scheiterhaufen mitverbrannt. Mittels Archäobotanik wurde außerdem eine große Menge an pflanzlichen Nachweisen gefunden. „Rund 19.000 verkohlte Pflanzenreste konnten unter dem Mikroskop identifiziert werden, darunter Hirse, Linsen, Emmer, Einkorn und Holunder“, erläutert Waltenberger. „Auch Druschreste, also die Stängel und Ährchengabeln, die beim Dreschen übrig bleiben, waren in den Urnen. Wir gehen davon aus, dass sie als Anzünder für den Scheiterhaufen verwendet wurden.“

All das zeuge von einem aufwendigen Bestattungsritus, bei dem die angekleideten Verstorbenen mit vielfältigen Grabbeigaben auf dem Scheiterhaufen platziert worden seien. (gral)

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