Agrar

Wie sich der Wein an das Klima anpasst

Die Weinlese beginnt heuer in Österreich zwischen 10. und 20. September.
Die Weinlese beginnt heuer in Österreich zwischen 10. und 20. September.picturedesk.com
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Die Weinernte solle heuer unterdurchschnittlich ausfallen. Grund ist nicht zuletzt die wechselhafte Witterung. Sie erfordert auch eine stetige Veränderung im Weinbau.

Rund um den Seewinkel und in wenigen Teilen Niederösterreichs werden dieser Tage schon die ersten Weintrauben gelesen – zumindest jene für Sturm und Traubenmost. Anders als in den Jahren davor, rechnen die Winzerinnen und Winzer des Landes mit einer typischeren Erntezeit, sagt der Präsident des Österreichischen Weinbauverbands, Johannes Schmuckenschlager.

Mengenmäßig soll die Ernte heuer aber unterdurchschnittlich ausfallen, schätzt der ÖVP-Parlamentarier. Gerade in den letzten vier Jahren gab es einen sehr stabilen Aufwärtstrend. Heuer dürfte sich die Menge auf rund 2,3 Millionen Hektoliter einpendeln, wie Schmuckenschlager schätzt.

Weniger, aber guter Wein

Die Gründe für den Rückgang sind Pilzinfektionen und die starken Niederschläge während der Blütezeit von Mitte bis Ende Juni. „Bei einzelnen Sorten ist es nicht zu einer 100-prozentigen Blüte gekommen, das heißt es gibt Ertrag, aber nicht vollständig, weil sich nicht alle Beeren entwickeln konnten.“ Von den Niederschlägen war besonders die Südsteiermark betroffen, wo es teilweise auch zu Hangrutschungen in den Weingärten gekommen ist. Zwar soll die Ernte dort mengenmäßig auch geringer ausfallen, aber aufgrund der Reifeentwicklung der letzten Wochen, steuere man dort auf einen „sehr guten Weinjahrgang zu“, heißt es.

Klar ist jedoch, dass die klimatischen Veränderungen auch den heimischen Weinbau verändern. Geschmacklich entwickelt sich der Wein etwa mit den dynamischen Wetterbedingungen mit: „Schon seit mehreren Jahren nimmt die Säure moderat ab, was der Qualität grundsätzlich zugutekommt. Gleichzeitig steigt auch der Zuckergrad, was den Wein schwerer macht und das ist nicht für jeden Wein förderlich“, sagt Schmuckenschlager. Horrorszenarien erwartet man bei den Weinbauern aber trotz aller Veränderungen nicht: Auch wenn die „schlimmsten Wetterkarten zutreffen“ sieht Schmuckenschlager vorerst keinen Rotwein in der Wachau.

Verändern muss sich auch der Weinbau selbst. Schmuckenschlager sieht zwei Richtungen: Einerseits Hagelnetze, aber auch Bewässerungsanlagen – vor allem in der Nordostregion. Zwar sind die Hitzeperioden heuer milder ausgefallen, „aber die Tage mit über 30 Grad werden immer mehr“, sagt der Direktor der Österreichischen Weinbauverbands Josef Glatt.

Zu wenig Wasser im Boden

„Problematisch wird das in Regionen wie etwa der Thermenregion, wo der Boden eher wasserdurchlässig ist oder in der Wachau, wo durch Urgesteinböden nur eine geringe Erdauflage auf dem Gestein aufliegt, wodurch Wasser nur schwer gespeichert werden kann“, erklärt Glatt. Derzeit schätzt man, dass etwa in fünf Prozent der Flächen solche Bewässerungsanlagen schon zum Einsatz kommen. Auch Minimalschnitt-Varianten, bei denen nur einmal im Jahr geschnitten wird, sind im Kommen. Diese machen weniger Arbeit und durch die stärkere Verzeigung der Pflanze werden die Trauben besser vor Hagel geschützt. Interessant ist dies aber nur bei Wein geringerer Qualität.

Auf einen Blick

Drei von vier Weinflaschen aus Österreich werden im Inland konsumiert, sagt Chris Yorke vom Österreich Wein Marketing. Die Exportquote beim Wein liegt mittlerweile bei 28 Prozent. Mehr als die Hälfte geht nach Deutschland.

Erbaulich ist der Wetterausblick für die kommenden Wochen: Die stabilen Bedingungen – warme Tage und kühlere Nächte – sind eine „ideale Voraussetzung“ für eine gute Lese. Die Hauptlese dürfte zwischen 10. und 20. September beginnen und bis in die erste Oktoberwoche andauern. Eine gute Säurestruktur und Zuckerbildung lässt vollmundige und kräftige Weine für den heurigen Jahrgang erwarten.


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