Umfrage

Jeder Zweite kündigt bereits im ersten Jahr

Während des Recruiting-Prozesses sollte es nicht nur um den Lebenslauf gehen.
Während des Recruiting-Prozesses sollte es nicht nur um den Lebenslauf gehen.(c) Imago/Westend61
  • Drucken

Niedriges Gehalt, Unzufriedenheit mit der Führungskraft und eine unangenehme Unternehmenskultur veranlassen viele Mitarbeitende, den Arbeitgeber noch im ersten Anstellungsjahr wieder zu verlassen.

Rund drei Viertel der Menschen der deutschen Nachbarn waren schon einmal mit einem neuen Job unzufrieden – und jeder zweite Deutsche hat schon einmal nach nur wenigen Monaten die Kündigungspapiere unterzeichnet, wie eine aktuelle Xing-Umfrage unter 1000 Berufstätigen zeigt. Männer gehen diesen Schritt mit rund 52 Prozent tendenziell öfter als Frauen. Dabei sei es insbesondere die Generation Y – zwischen 1980- und 1990-Geborene – die sich bereits nach wenigen Monaten im Job wieder verabschiedet. Schenkt man der Umfrage Glauben, kündigt keine Generation häufiger innerhalb der ersten zwölf Monate. Generell zeige sich, dass jüngere Arbeitnehmer bei Unzufriedenheit in der neuen Firma kurzentschlossener das Beschäftigungsverhältnis beenden als ältere Beschäftigte. Hierzulande zeichne sich ein ähnliches Bild ab.

„Die Ergebnisse der Studie aus Deutschland sind ähnlich dem Feedback von Unternehmen in Österreich. Wir stellen fest, dass Arbeitgeber für dieselben Jobs oft zweimal – oder öfter – pro Jahr passende Kandidaten suchen. Das ist primär darauf zurückzuführen, dass Arbeitnehmer nach nur wenigen Monaten ihren Job wieder kündigen“, sagt Siegfried Götzinger, Geschäftsführer onlyfy by XING in Österreich.

Nur wenige bereuen den Entschluss

Die Gründe, um nach nur wenigen Monaten zu kündigen, sind vielfältig: Das als zu niedrig empfundene Gehalt lässt 43 Prozent frühzeitig aussteigen, ebenso hoch ist der Anteil jener, die aus Frustration über die Führung den Entschluss treffen, zu gehen. Rund ein Drittel begründet den Schritt mit einer unangenehmen Atmosphäre, aber auch die Unzufriedenheit mit den Arbeitsaufgaben lässt viele umdenken. Hohes Stresslevel sowie zu viele Überstunden reihen sich als Auslöser für eine frühzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses an.

Ist die Entscheidung für eine Kündigung nach nur wenigen Monaten im neuen Job erst einmal getroffen, bereuen Beschäftigte diese in der Regel nicht. Rund 80 Prozent der Befragten empfanden ihre Entscheidung nicht als verfrüht. Vor allem Frauen sind sich ihrer Sache sicher. Insgesamt geben 91 Prozent an, im nachfolgenden Job zufriedener zu sein.

Frühzeitige Kündigungen sind für beide Seiten teuer

Die hohe Anzahl an frühzeitigen Kündigungen in neuen Beschäftigungsverhältnissen hat Folgen, die sowohl für Beschäftigte als auch Arbeitgeber suboptimal sind. „Ein erneuter Recruiting- und Onboarding-Prozess ist für beide Seiten mit zusätzlichem Aufwand und Kosten verbunden. Die Reibungsverluste durch Fehleinstellungen bedeuten im volkswirtschaftlichen Sinne einen Schaden, der sich verhindern lässt“, so Arbeitsmarktexperte Julian Stahl.

„Während des Recruiting-Prozesses sollte es nicht nur um den Lebenslauf gehen, sondern auch darum, sich menschlich besser kennenzulernen. Hierfür kann ein Probetag mit dem potenziellen Team im Vorfeld sinnvoll sein. Auch, wenn es keine hundertprozentige Garantie gibt, dass der Job passt, kann die Zahl der Kündigungen im ersten Jahr durch eine Professionalisierung des Recruiting-Prozesses reduziert werden“, ergänzt Götzinger. (ere)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.