Flotter Sprücheklopfer als Nummer zwei in der FPÖ

Flotter Spruecheklopfer Nummer zwei
Flotter Spruecheklopfer Nummer zwei(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Generalsekretär Herbert Kickl präsentiert eine weitere Plakatkampagne der Freiheitlichen - diesmal wieder in Form von Reimen, aber ohne große Provokation.

Wien. Jetzt wird wieder gereimt in der FPÖ. Nicht so einprägsam wie bei den Slogans „Daham statt Islam“ oder „Pummerin statt Muezzin“, sicher auch nicht so aufsehenerregend wie bei der bewussten Anspielung an Nazi-Terminologie in „Wiener Blut“, sondern eher holprig: „Wir helfen zuerst im eigenen Land – Rot-Schwarz hilft Bank und Spekulant“, heißt es auf einem der drei neuen Plakate, die die FPÖ in den kommenden Tagen affichieren wird. „Keinen Cent für Pleitestaaten – Rot-Schwarz hat uns verkauft und verraten“, heißt der zweite Slogan. Und auch das bewährte Ausländerthema darf diesmal natürlich nicht fehlen: „Asylbetrüger haben zu gehen – Rot-Schwarz will das nicht verstehen“, lautet Slogan Nummer drei.

Auffallen, Widerspruch provozieren, Tabus brechen: Das ist das Ziel von FPÖ-Wahlplakaten. So war es schon in Zeiten von Jörg Haider, so ist es auch jetzt in der Strache-FPÖ. Mit der ersten Plakatwelle haben die Freiheitlichen das ja wieder einmal geschafft: Die evangelische Kirche und – mit etwas Verspätung – auch die katholische sind prompt auf die Besetzung des Begriffs Nächstenliebe und dessen Umdeutung zur Inländerliebe aufgesprungen. Mit der am Mittwoch präsentierten zweiten Welle wird das eher nicht gelingen. Für eine Provokation hätte man doch etwas kräftiger formulieren müssen.

Parteichef Heinz-Christian Strache präsentiert die Plakate, neben ihm sitzt jener Mann, der seit Jahren für die Kampagnen der Freiheitlichen zuständig ist: Herbert Kickl, Generalsekretär und für viele das „Hirn der Partei“ (Böswillige meinen auch: „Das Hirn des Parteichefs“). Die Rolle als Provokateur gesteht er durchaus zu: Politische Debatten müssten kantig geführt werden, so Kickl. Und über Wahlkampfplakate müsse auch geredet werden, sonst seien sie sinnlos.

Ein untypischer Blauer

Kickl ist ein untypischer Blauer. Deren Spitzenpersonal rekrutiert sich im Prinzip aus zwei Gruppen: den Burschenschaftern, die das ideologische Rückgrat der Partei bilden und in den vergangenen Jahren wieder deutlich an Bedeutung gewonnen haben, auch wenn ihr wichtigster Vertreter, Martin Graf, jetzt aus der Politik ausscheidet. Und aus der legendären Haider-Buberlpartie, die aber zu einem guten Teil 2005 ins BZÖ gewechselt ist und eigentlich nur noch in der Kärntner FPÖ eine Rolle spielt.

Kein rechter Ideologe

Mit den Burschenschaftern hat Kickl wenig am Hut. Er ist kein Ideologe des nationalen Flügels, sondern eher ein flotter Sprücheklopfer – der aber keine Hemmungen hat, mit Symbolen und Themen dieses rechten Flügels zu spielen. Und auch der Buberlpartie hat er nie angehört – er war eher ein einzelgängerischer Haider-Fan, als er Mitte der 90er-Jahre zur FPÖ kam. Anfangs hatte er für den Parteichef nach Wahlkampfauftritten richtig temperierten Tee bereitzuhalten, doch Haider erkannte bald das wahre Talent seines Kärntner Landsmanns: So manche Pointe, mit der Haider bekannt geworden ist („Wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben“), stammt aus seiner spitzen Feder.

Sozialisiert wurde Kickl in Kärnten. Er stammt aus einer unpolitischen Arbeiterfamilie, in der Schule war er acht Jahre lang in einer Klasse mit der heutigen Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. Eine politische Karriere zeichnete sich damals bei beiden noch nicht ab, Glawischnig interessierte sich mehr für die Musik, Kickl für das Militär. Aus einer Laufbahn als Berufsoffizier wurde dann aber doch nichts, die Lust aufs Militär verging während der Zeit als einjährig Freiwilliger. Kickl begann lieber ein Philosophiestudium, das er aber bis heute nicht abgeschlossen hat.

Eine gute Nummer zwei

Bei der Abspaltung der Haider-Leute Richtung BZÖ entschied sich Kickl gegen sein einstiges Idol – wohl auch, weil er sein Talent nicht richtig gewürdigt sah. Karrieretechnisch hat sich das durchaus bezahlt gemacht: Als Stratege und Wahlkampfleiter ist er nun quasi die Nummer zwei in der Partei – auch wenn er formal nicht diese Position innehat.

Auch in der Öffentlichkeit ist Kickl als guter Redner durchaus herzeigbar. Aber man merkt ihm an, dass er nicht so gern den Frontmann gibt. Für den Platz ganz an der Spitze würde ihm wohl auch die Hausmacht in der Partei (Stichwort: Burschenschafter) fehlen. Herbert Kickl ist der Mann im Hintergrund. Und in der Position gut eingesetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2013)


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