ÖVP: „Nicht nur darum kümmern, Kanzler zu sein"

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oeVP Nicht darum kuemmern(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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ÖVP-Wahlkampfauftakt. Die Volkspartei macht mit großer Inszenierung für das Finale mobil: „Der Michael braucht uns jetzt". Spindelegger grenzt sich vom „Unfug" der SPÖ und Faymanns Amtsverständnis ab.

[Wien] „Ole, ole": Die Anfeuerungsrufe der Fans gelten Österreichs Fußball-Nationalteam gegen Irland. Beim - späten - Wahlkampfauftakt der Bundes-ÖVP in der Halle D in der Wiener Messe herrscht am Dienstagabend jedoch auch Ländermatch-Stimmung. Nicht nur, weil die Sessel für die 2500 geladenen Gäste - darunter die Parteigranden und die Spitzenkandidaten aus den einzelnen Bundesländern - durchwegs mit rot-weiß-roten Schals mit ÖVP-Emblem bestückt sind. „Hebts die Hände, ihr geilen Säcke", werden die schwarzen Funktionäre zum Aufwärmen aufgefordert. Bei dem Match, das hier gespielt wird, ist der Gegner Bundeskanzler Werner Faymanns SPÖ.

Haslauer als „Einpeitscher"

Der offizielle „Einpeitscher" für Michael Spindelegger ist ganz bewusst gewählt. Wilfried Haslauer ist seit Mai Landeshauptmann von Salzburg. Der schwarze Landespolitiker hat erreicht, was auch der ÖVP-Bundesparteiobmann am 29. September schaffen möchte: Er hat heuer nach neun Jahren aus der Position des Zweiten das „rote" Salzburg umgedreht und für die Volkspartei die erste Position im Land zurückgeholt.
Haslauers Auftritt sollte noch eine weitere Parallele zu Spindelegger signalisieren: Ein ruhiger, eher spröder Politikertypus kann in stürmischen (Finanz-)Zeiten mit Inhalten und Konzepten bei Wählern punkten und den Sprung an die Spitze schaffen. „Bei uns hat sich die Sache erst drei Wochen vor der Wahl gedreht", erinnert Haslauer: „Der Michael braucht uns jetzt."
Trommler, Stargeigerin, Blasmusikkapelle, Video-Einspielungen mit Aussagen über den ÖVP-Spitzenkandidaten als „besseren Kanzler für Österreich", Lichteffekte: An diesem Abend wird auf eine große Inszenierung um den Spindelegger Auftritt gesetzt. Ehefrau Margit ist beim Wahlauftakt an der Seite des Vizekanzlers.

Wenn so viele da sind, fällt umso mehr auf, dass von den ÖVP-Bündechefs Christoph Leitl fehlt. Die Veranstaltung ist auch als eine letzte Aufmunterung für die Intensivphase der Wahlauseinandersetzung angelegt. Das wird auch gleich zu Beginn von Spindeleggers halbstündiger Rede deutlich: „Bin ich hier richtig bei jenen, die einen neuen Aufbruch für Österreich wollen? Bin ich hier richtig bei jenen, die am 29. September gewinnen wollen?"

Tosender Applaus ist für Spindelegger das Signal zu bekräftigen: „Ja, ich will Bundeskanzler werden", weil es „notwendig für Österreich" sei. Der schwarze Herausforderer stellt auch klar, warum er Werner Faymann, der in Umfragen beständig vor der Volkspartei auf Platz eins liegt, das Kanzleramt abjagen will und distanziert sich vom „Unfug" im Wahlkampf. Er wolle „einen anderen Stil" zur Geltung bringen. Der ÖVP-Chef redet frei und spaziert dabei mit dem Mikrofon in der Hand über das Podium. Mit einem Seitenhieb auf Faymann, den er in dieser Passage jedoch nicht namentlich nennt, setzt Spindelegger fort: „Mein Amtsverständnis ist, dass man sich nicht nur darum kümmert, Kanzler zu sein." Er wolle aus dem Amt auch etwas machen.

Die Eckpfeiler, mit denen er der „bessere Kanzler für Österreich" sein möchte, führt er nochmals an: 420.000 neue Arbeitsplätze, 30.000 neue Wohnungen, 7000 Euro Steuerabsetzbetrag für jedes Kind, Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmensgewinnenen, weniger Bevormundung, mehr Personal in den Volksschulen, damit die Kinder besser lesen. Die große neue Ansage des ÖVP-Spitzenkandidaten ist allerdings nicht dabei.

„Österreich kein Ostblockland"

Abgrenzung und Seitenhiebe auf die SPÖ verfangen gemessen am Applaus mehr. Die SPÖ wolle mit neuen Steuern Jobs schaffen: „Faymann-Economics nennt man das." Ebenso bei der Absage an Wiener Pläne für einen Pflichtkindergarten ab dem ersten Lebensjahr: „Ich will nicht ein Österreich haben, das ein Ostblockland mit Reisefreiheit ist." Oder er erntet Gelächter wie bei der Anspielung auf die TV-Konfrontation Faymanns mit Grünen-Chefin Eva Glawischnig: „Ich habe geglaubt, das sind Liebesgeschichten und Heiratssachen."

Am Ende kehrt Spindelegger nochmals zur Motivation der eigenen Funktionäre zurück: „Sind wir die ÖVP, die am 29. September siegen wird?" Der ÖVP-Chef selbst betrachtet es jedenfalls als gutes Omen, dass er ausgerechnet am 29. September Namenstag hat: „Da steht Michael im Kalender und nicht Werner." Und vor der Wahl wird Spindelegger den Österreichern ab Freitag als „Kanzler für Österreich" dann auch von Plakatwänden entgegenblicken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2013)

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