70 Jahre: Russland gedenkt Aufstand im KZ Sobibor

Jahre Russland gedenkt Revolte
Jahre Russland gedenkt Revolte(c) REUTERS (� Peter Andrews / Reuters)
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Bei der größten Revolte in einem Vernichtungslager der Nazis gelang 300 Gefangenen die Flucht. 80 Insassen wurden von den Wachen getötet.

Russland hat am Montag der Revolte in dem NS-Vernichtungslager Sobibor vor 70 Jahren gedacht. 300 Gefangenen gelang am 14. Oktober 1943 die Flucht aus dem in Polen gelegenen KZ, während 80 Insassen von den Wachen getötet wurden. 170 Flüchtende wurden später gefasst und hingerichtet, ebenso wie die verbliebenen Insassen des Lagers, das anschließend dem Erdboden gleichgemacht wurde. Anlässlich des Jahrestags war unter anderem ein Festakt in einer Moskauer Synagoge in Anwesenheit von Vertretern des Verteidigungsministeriums und des Kreml geplant.

Organisiert wurde die größte Revolte in einem Gefangenenlager der Nazis von einem Offizier der Roten Armee, Alexander Petscherski. Er war wegen seiner jüdischen Herkunft in Sobibor eingesperrt worden. Wenige Wochen nach seiner Inhaftierung plante er mit anderen Gefangenen den Aufstand. In der Sowjetunion wurde seine Tat aufgrund seiner jüdischen Wurzeln totgeschwiegen.

Gedenkprojekt für die "Helden"

Erst kürzlich beauftragte Präsident Wladimir Putin das russische Verteidigungsministerium damit, ein Gedenkprojekt für die "Helden" der damaligen Revolte zu entwerfen. Zuvor hatte der russische Menschenrechtsrat gefordert, Petscherski posthum mit dem höchsten Orden des Landes als "Held Russlands" auszuzeichnen.

Der Soldat war zu Lebzeiten nie geehrt worden und wurde sogar Opfer der antisemitischen Verfolgung in der Stalin-Ära. Selbst nach dem Tod des Diktators Josef Stalin im Jahr 1953 blendete die sowjetische Geschichtsschreibung Petscherskis Verdienste weiter aus.

Petscherski starb 1990 in seiner Heimatstadt Rostow am Don. Auch dort wusste so gut wie niemand über seine Rolle während des KZ-Aufstands Bescheid, während eine Straße in Israel seinen Namen trägt und ein Denkmal in der US-Stadt Boston an seine Tat erinnert.

Film über "Flucht aus Sobibor"

Am Dienstag soll im russischen Fernsehen eine neue Dokumentation gezeigt werden, 26 Jahre nach der Ausstrahlung des britischen Films "Flucht aus Sobibor". Es sei erstaunlich, dass eine Heldentat, die in der ganzen Welt gefeiert werde, in Russland keine Beachtung gefunden habe, sagte der Regisseur des Films, Leonid Mletschin. Im Lager Sobibor wurden insgesamt 250.000 Menschen von den Nazis getötet.

(APA/AFP)

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