KOMMENTAR: In Riad brannten die Sicherungen durch

Mit seinem Sicherheitsratsboykott schadet Saudiarabien sich selbst.

Wer einen der zehn nicht ständigen Sitze im Sicherheitsrat ergattern will, muss dafür monatelang bei den anderen Mitgliedern der UNO um Unterstützung werben, Klinken putzen und Geschenke verteilen. Umso überraschender ist, dass Saudiarabien sein zweijähriges Mandat im obersten UN-Entscheidungsgremium nur einen Tag nach seiner Wahl zurückgelegt hat. Das lässt zwei Interpretationen zu: Entweder handelt es sich um eine lang geplante innovative Form des Aktionismus oder im Königreich brannten die diplomatischen Sicherungen durch.

Zwei Entwicklungen dürften den Zorn der Saudis entfacht haben. Erstens hätten sie es vorgezogen, wenn Syrien nach dem Giftgasmassaker bombardiert worden wäre. Der Sicherheitsrat beweise seine Unfähigkeit, wenn er untätig zuschaue, wie Syriens Regime die eigene Bevölkerung mit Chemiewaffen töte und verbrenne, hieß es im Begleitschreiben des Außenamts in Riad zum Boykott. Zweitens ist dem sunnitischen Königshaus die Annäherung im Atomstreit mit dem Iran zuwider. Saudiarabien sähe den schiitischen Erzfeind lieber in die Enge getrieben.

Die Saudis geben sich auf dem diplomatischen Parkett gern moderat und bedacht. Diesmal agieren sie offen irrational. So spektakulär die Protestaktion im Moment wirken mag, so schnell wird sie verhallen. Bleibend ist indes der Schaden, den sich die Saudis selbst zufügen: Sie schneiden sich für zwei Jahre vom Informationsfluss im Sicherheitsrat ab.

christian.ultsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2013)

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