Die Kosovo-Wahl – ein Lehrstück in Blauäugigkeit

Jene in Europa, die diese Wahl so forcierten, hätten für den Schutz der Bürger sorgen müssen.

Respekt vor all jenen Serben im Nordkosovo, die am Sonntag zur Wahl gingen. Sie wussten, dass sie ein hohes persönliches Risiko eingingen. Und sie hätten ein Recht gehabt, darauf vertrauen zu können, dass jene in Europa, die diese Wahl unbedingt haben wollten, auch für ihren Schutz Sorge tragen. Doch ein paar Dutzend Schläger reichten aus, um die Situation völlig zum Entgleisen zu bringen.

Ja, freilich, die Sicherheitskräfte in Serbien hätten einige dieser Extremisten zurückhalten können. Aber KFOR und Konsorten hätten damit rechnen können, nein, müssen, dass es zu Übergriffen kommt. Statt den Störenfrieden beherzt entgegenzutreten, sah man viel zu lange einfach zu, der übliche Euphemismus dafür heißt „Deeskalation“. Kein Wunder, dass sich die Schläger ermutigt fühlten und die Sicherheitskräfte einem Elchtest mit blamablem Ergebnis unterzogen. Alles nicht so tragisch, bis 17 Uhr war eh alles in Ordnung, beschwichtigt die OSZE. Was ist schlimmer: Dieser Unsinn oder dass man der OSZE zutraut, selbst daran zu glauben?

Spätestens seit Sonntag weiß man, dass das Blau in den Logos von EU, OSZE und Nato bezüglich Kosovo vor allem für eines steht: Blauäugigkeit.

E-Mails an: helmar.dumbs@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2013)

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