Eine Frage an Josef Cap

Interview mit Barbara Prammer, von Karl Ettinger, 10.11.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer verteidigt das gar nicht geringe Einkommen von Josef Cap aus dem für ihn geschaffenen Zweitjob im Renner-Institut mit „gar nicht wenig Arbeit für ihn“. In dem Zusammenhang sollten wir uns daran erinnern, dass es genau dieser Josef Cap war, der im Oktober 1982 als Jungsozialist beim SPÖ-Parteitag an Landeshauptmann Kery die berühmten drei Fragen stellte. Welcher mutige Delegierte wird beim nächsten Parteitag eine einzige Frage an Herrn Cap richten? Und auch an jene, die diese Stelle „erfunden“ haben.

Dr. Wolfgang Himmler, 8010 Graz

„Diese Deutschen“ – Von Dietmar Krug, 10.11.

Die Vaterlandsliebe entsorgt

Geschätzter Herr Krug (gibt es tatsächlich Deutsche, die Ihren Namen „Didma Kruch“ aussprechen würden – ich denke, ja), wenn Sie die Redewendung „Mehr Angst als Vaterlandsliebe“ im Österreichischen Wörterbuch nicht finden konnten, hat dies einen Grund: Die österreichischen Regierungs- und auch (linke) Oppositionsmitglieder haben „Muffensausen“ davor, etwas politisch Unkorrektes zu übersehen. Aus diesem Grund wurde ja bekanntlich unsere Bundeshymne gegendert – aus den großen Söhnen unserer Heimat wurden die großen Töchter, Söhne.

Da darf es nicht verwundern, wenn man still und heimlich des nächtens hierzulande die Vaterlandsliebe aus allen öffentlich zugänglichen Druckwerken entsorgt hat, so auch den von Ihnen zitierten Spruch. Dazu, eine politisch korrekte Änderung auf „Mutterlandsliebe“ parlamentarisch zu beschließen, war keine Zeit: Die „Kacke“ war bereits an anderer Stelle „am Dampfen“, nämlich bei der Finanzmuffe, medial bekannt gemacht als „Budgetloch“. Der sprichwörtlichen Gemütlichkeit der Österreicher ist es zu verdanken, dass uns ob so viel politischen Reiskochens noch nicht das Arschwasser kocht.


Heinz Riedmüller, Textbildner,
3599 Krems

„Keimschleuder Mitmensch“ –
Von Claudia Richter, 10.11.

Ein Horrorgedanke

Im o.a. Artikel sagt Andrea Grisold – und es klingt fast gemütlich: „Eine Zahnbürste für die ganze Familie ist definitiv zu wenig.“ Ein ziemlicher Horrorgedanke, finde ich. Und bei der Vorstellung, nur alle sechs Monate die Bettwäsche zu wechseln, wird einem sowieso übel. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt, und freilich ist alles eine Frage des persönlichen Geschmacks; jeder soll es sich daheim so einrichten, wie es ihm gefällt. Absolut kein Verständnis und keine Entschuldigung gibt es für Ärzte und Krankenhauspersonal, die das Händewaschen vernachlässigen – das erfüllt, im Gegensatz zur humorvoll interpretierbaren Gemeinschafts-Zahnbürste, einen tatsächlich kriminellen Tatbestand.
Johanna Sibera, 3420 Kritzendorf

„Ein Fall fürs Jugendamt“ – 10.11.

Gerechtfertigte Reaktion

Wenn das Jugendamt zu spät reagiert, dann ist der Aufschrei der Medien groß. In diesem Fall halte ich die Reaktion der MAG11 für absolut gerechtfertigt. Die Frau hat fünf (!) Kinder von verschiedenen Vätern. Die Beziehungen waren absolut nicht konfliktfrei.

Nach Auskunft von Kindergarten und Schule waren die Kinder nicht gut ernährt und gekleidet. In der Wohnung gab es keine Betten usw. Ich kenne solche Fälle aus meiner Arbeit als Lehrerin. Es war oft ein endloser Kampf gegen Windmühlen, bis endlich (oder auch nicht) etwas zum Wohle der Kinder passiert ist. Diese Mutter ist anscheinend sozial und emotional nicht imstande, richtig für ihre Kinder zu sorgen. Es ist ihr vielleicht nicht einmal ein Vorwurf zu machen, sie hat es selbst nicht gelernt, kann es einfach nicht; trotz Hilfe von Sozialarbeitern etc. Sie weiß auch nicht, was sie überhaupt falsch gemacht hat. Leider ist auch ihr jetziger Partner durch seine Vorgeschichte vielleicht nicht die richtige emotionale Hilfe in ihrer Situation.

Was meinen Sie, würde passieren, wenn man die „abgenommenen“ Kinder allesamt wieder in diese Familiensituation zurückführte? Ich möchte es mir nicht vorstellen...

Ingrid Haubmann, 1140 Wien

Plädoyer für Wohnprojekte

Das Bild auf der Titelseite spricht ja schon für sich: warm gekleidete Eltern umgeben von spätherbstlichem Laub und kahlen Bäumen, das Kind in dünner Sommerkleidung. Was warnehmungsgestörten und gesellschaftlich verwahrlosten Menschen fehlt, ist das Vorbild und nicht die Bevormundung, gegen die sie sich ja immer nur wehren möchten, weil sie sich bedroht fühlen: Betreute Mutter-Kind-Einrichtungen, wo Frauen lernen können, sich selbst besser zu reflektieren und vor allem zu verstehen, um dann eine gesunde und sinnvolle Erziehung ihren Kindern angedeihen lassen zu können.

Damit meine ich nicht Frauenhäuser, wo solche Frauen das ganze Gegenteil von Vorbildlichkeit erfahren, sondern ihre eigenen Psychosen unter staatlicher Aufsicht und Betreuung nur noch verstärken. Es muss Wohnprojekte geben, die gemischt sind und wo das „Gesunde“ überwiegt. Wo es Arbeit gibt für die Väter und wo gemeinsame Verantwortung der Wohngruppe den Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelt.
Anette Aslan, 2483 Ebreichsdorf

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2013)

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