US Open

Cori Gauff: Der coolste Teenager von New York

Umjubelt und vor allem gereift: US-Open-Finalistin Cori Gauff.
Umjubelt und vor allem gereift: US-Open-Finalistin Cori Gauff. Reuters
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Die 19-jährige Cori Gauff ist Amerikas neuer Tennisstar – und lässt sich auch von Klimaaktivisten auf dem Center Court nicht stoppen. Favoritin im Finale ist sie dennoch nicht.

New York. Cori Gauff schwankte kein bisschen. Nicht während eines 40-Schläge-Ballwechsels, der die Vorentscheidung brachte, nicht als ihre Matchbälle einer nach dem anderen abgewehrt wurden, und vor allem nicht, als ihre Halbfinalpartie gegen Karolina Muchova für 50 Minuten unterbrochen werden musste, weil sich ein Umweltaktivistin auf die Ränge des Arthur Ashe Stadions geklebt hatte.

Dass die 19-jährige Gauff kein gewöhnlicher Teenager ist, war schon lang bekannt. Nun aber kann sie tatsächlich das Versprechen des Tennis-Wunderkinds einlösen und ausgerechnet bei den US Open in New York ihren ersten Grand-Slam-Titel gewinnen. „Ich glaube wirklich, dass ich jetzt die Reife und die Fähigkeiten dafür habe“, sagt sie vor dem Finale gegen Aryana Sabalenka (22 Uhr Mesz). „Egal, was am Samstag passiert, ich bin wirklich stolz wie ich die vergangenen Wochen gehandhabt habe.“

Sie zeigte am Ende sogar Verständnis für die Aktion, bei der ein Mann seine nackten Füße auf der Stadiontribüne festklebte. „Momente wie diese sind Momente, die die Geschichte prägen werden“, sagte Gauff nach dem 6:4, 7:5 über Muchova. „Ich hätte es bevorzugt, wenn es nicht in meinem Match passiert, aber ich war nicht sauer auf die Protestierenden.“

Anfang des zweiten Satzes hatten die Aktivisten im Oberrang der größten Tennisarena der Welt nach einem Seitenwechsel Parolen in die New Yorker Nacht geschrien. Sie trugen T-Shirts mit den Aufdrucken „End Fossil Fuels“ („Stoppt fossile Brennstoffe“) und der Gruppe Extinction Rebellion. „Ich glaube an den Klimawandel“, betonte Gauff, die sich oft zu gesellschaftlichen Themen äußert und auch nun gewohnt klar positionierte. „Ich denke, dass wir etwas besser machen können. Ich weiß, dass Turniere etwas für die Umwelt tun.“

Die Vorahnung

Bei ESPN erklärte sie: „Ich habe es so behandelt wie eine Regenpause.“ Und dass sie bereits eine Vorahnung gehabt habe. „Das Verrückte ist – ich habe heute Morgen gesagt: ‚Ich wette, dass es im Finale einen Klimawandel-Protest gibt.‘ Ich habe nicht gedacht, dass es schon im Halbfinale sein wird.“ Unter anderem bei den French Open und in Wimbledon hatte es in der Vergangenheit schon ähnliche Proteste gegeben.

„Wir wollen den Athleten nicht schaden. Wir haben nichts gegen den Sport“, sagte einer von ihnen der Nachrichtenagentur AP. Aus seiner Sicht haben die US Open Sponsorendeals mit Unternehmen, die zur globalen Erwärmung beitragen. Man wolle „die Aufmerksamkeit auf das Problem lenken, dass es kein Tennis für niemanden auf der Welt mehr geben wird, um sich zu erfreuen“.

Nach knapp 45 Minuten kamen die Spielerinnen unter dem Jubel der Zuschauer wieder auf den Platz und schlugen sich erneut warm. Um 20.55 Uhr Ortszeit nahmen sie die Partie wieder auf. Beim Stand von 5:3 im zweiten Satz erarbeitete sich Gauff ihren ersten Matchball. Insgesamt fünf Chancen zum Sieg des New Yorker Publikumslieblings wehrte Muchova teils spektakulär ab – bis die Amerikanerin doch noch jubeln durfte. Mit den Händen formte sie ein Herz in Richtung der Fans. „Bei einigen Punkten war es so laut, ich weiß nicht, ob meine Ohren okay sind“, scherzte Gauff. „Das ist verrückt. Ich habe das Turnier gesehen, als ich aufgewachsen bin, deshalb bedeutet es mir sehr viel. Ich hoffe, ihr kommt wieder und unterstützt mich am Samstag.“

Dann geht es gegen die leicht favorisierte Sabalenka. Die 25-jährige Belarussin hat heuer die Australian Open gewonnen, ihre Grand-Slam-Matchbilanz in dieser Saison lautet 23:2. Beinah hätte sie im Halbfinale gegen Madison Keys den Kürzeren gezogen, einen 3:5-Rückstand im zweiten Satz drehte sie mit zwölf Punktgewinnen in Folge. Schon jetzt ist klar, dass Sabalenka kommende Woche erstmals die Spitzenposition in der Weltrangliste von der Polin Iga Swiatek übernehmen wird.

Aber Gauff ist bereit für den vorläufigen Höhepunkt einer Karriere im Zeitraffer seit sie mit 15 Jahren die jüngste Qualifikantin der Wimbledon-Geschichte war und in Linz ihren ersten WTA-Titel gewann. „Ich habe jetzt viel mehr Spaß“, sagte sie in New York. (joe)

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