Jedes dritte Smartphone wird in China verkauft

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Employees work on the production line of smart phone at theimago/China Foto Press
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Die Volksrepublik ist für Samsung, Apple und Co. trotz der großen Nachfrage dennoch ein hartes Pflaster: Lokale Produzenten wie Lenovo und vor allem Xiaomi machen den globalen Branchenriesen starke Konkurrenz.

Peking/Wien. Für Handyfirmen spielt die Musik im Osten: China ist zum wichtigsten und am schnellsten wachsenden Markt für Mobiltelefone geworden. Wobei es in der Volksrepublik nicht um „normale“ Handys geht. Rund 350 Millionen Smartphones dürften Marktforschern zufolge 2013 verkauft worden sein – mehr als ein Drittel der 960 Millionen weltweit abgesetzten Smartphones. Und der Boom reißt nicht so schnell ab. Heuer soll der Verkauf in China auf 450 Millionen steigen, prognostiziert der Marktforscher ICD.

Waren bisher die westlichen Industrieländer die Treiber des Geschäfts mit den Computern im Westentaschenformat, so holen die Schwellenländer mit China an der Spitze rasant auf. Der wachsende Wohlstand, fallende Preise und neue Geräte in der Einsteiger- und Mittelklasse machen Smartphones nicht nur in China, sondern auch in Indien und Brasilien zum begehrten Prestigeobjekt. Mit jeweils rund 28 Millionen verkaufter Geräte lag der Anteil von Indien und Brasilien am globalen Smartphone-Markt im Vorjahr bei etwa drei Prozent. Für 2017 prognostiziert ICD Indien eine Steigerung auf gut zehn Prozent, während für Brasilien eine flachere Wachstumskurve auf 4,4 Prozent vorausgesagt wird.

Expansion nach Südostasien

Vorerst bündeln die Handyproduzenten aber alle Kräfte in China – und das ist auch notwendig. Denn der Markt ist trotz des atemberaubenden Volumens ein hartes Pflaster. Samsung, nicht nur weltweit (mit knapp 32 Prozent Marktanteil), sondern auch in China Nummer eins, und Verfolger Apple steht nämlich eine Phalanx einheimischer Konkurrenten gegenüber, deren Namen außerhalb der Volksrepublik meist nur Brancheninsider kennen. Dazu gehört der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo, Huawei und ZTE, aber auch China Wireless Technologies und Zwerge wie Xiaomi. Beflügelt vom Erfolg auf dem Heimmarkt planen sie, auch ins Ausland zu expandieren, wobei die Länder vor der Haustüre in Südostasien im Fokus stehen.

Lenovo, das im Westen durch das Kaufinteresse am schwächelnden kanadischen Blackberry-Konzern bekannt wurde, liegt nach Samsung, Apple und Huawei weltweit schon an vierter Stelle, obwohl die Produktion großteils nur in China abgesetzt wird. Lenovo-Handys soll es künftig nicht nur in Asien und Russland, sondern auch in Westeuropa geben.

Von den Kleinen sorgt vor allem Xiaomi für Schlagzeilen. Die erst 2010 gegründete Firma verpflichtete im Vorjahr Google-Manager Hugo Barra, der beim Suchmaschinenkonzern für die Entwicklung des Betriebssystems Android verantwortlich war. Er soll das Auslandsgeschäft aufbauen.

Xiaomi setzt auf technisch hoch entwickelte Smartphones, die jedoch in einer Preisspanne zwischen 130 und 410 Dollar (100 bis 300 Euro) liegen. Für das billigste iPhone 5C muss ein Chinese indes 740 Dollar auf den Tisch blättern. Um die Kosten niedrig zu halten, verkauft Xiaomi nur über das Internet. Außerdem werden die Mobiltelefone mit dem weißen Hasen im Logo nur in kleinen Kontingenten angeboten, die binnen Kurzem ausverkauft sind. Mit dieser Strategie soll sich der Absatz heuer von 18,7 auf 40 Millionen Geräte mehr als verdoppeln. Womit Xiaomi eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen wäre. Allerdings sieht Apple diesem Treiben nicht einfach zu. Erst kürzlich haben die Amerikaner mit China Mobile einen Pakt geschlossen. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2014)

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