"Längere Phase niedriger Inflation"

(c) BilderBox (BilderBox.com)
  • Drucken

Trotz fallender Inflation senkt die EZB die Zinsen vorerst nicht.

Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins bei ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr am Donnerstag unverändert auf dem Rekordtief von 0,25Prozent belassen. Angst vor einer steigenden Inflation hat EZB-Chef Mario Draghi aber nicht. Im Gegenteil: Derzeit sieht er eher die Gefahr einer Deflation. Auch wenn er das Wort nicht ausspricht.

„Wir dürften eine längere Phase niedriger Inflation vor uns haben“, sagte der Italiener am Donnerstag. Die Furcht vor einer Deflation – einem Preisverfall auf breiter Front – hatte zuletzt neue Nahrung erhalten. Die Inflationsrate war im Dezember auf 0,8Prozent gefallen. Sie liegt damit unter der Zielmarke der EZB, die nur bei Werten von knapp zwei Prozent von stabilen Preisen spricht. Draghi geht aber davon aus, dass die EZB die Zielmarke bald wieder erreichen wird.

Mandat „in beide Richtungen“

Nach einer Phase niedriger Inflation erwartet Draghi, dass die Teuerungsrate wieder schrittweise in Richtung zwei Prozent steigen wird.

„Zwar wird das D-Wort (Deflation) nicht explizit ausgesprochen, doch scheint zumindest in Teilen des EZB-Rates die Sorge vor einem weiteren Rückgang der Teuerung größer zu sein als die Angst vor anziehender Inflation“, sagt Thomas Amend von HSBC.

Draghi hat am Donnerstag mehrmals ausdrücklich erklärt, dass die EZB die Aufgabe habe, die Preisstabilität „in beide Richtungen“ abzusichern – und dass die EZB im Fall der Fälle entschlossen sei, „entscheidende Maßnahmen“ zu ergreifen. Auch hinter diesen Aussagen vermuten Beobachter wachsende Angst vor einer Deflation im Euroraum. Die Kreditvergabe der Banken, durch die neues Geld in den Umlauf kommt und die Inflation angeheizt wird, war zuletzt stark zurückgegangen.

„Das Wichtigste ist, dass Draghi die Bereitschaft zu handeln in Bezug auf die schwache Teuerung bekräftigt hat. Wir gehen davon aus, dass die EZB in den nächsten drei Monaten die Leitzinsen noch einmal senkt und mit Blick auf die schwache Kreditentwicklung zusätzliche Liquiditätsmaßnahmen beschließt“, so Analyst Johannes Mayer von der Bayrischen Landesbank. (jil/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.