Brief Aus Brüssel: Hauptstadt der fetten Fritten

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anche Städte wollen sich erobern lassen und ihren Charme erst dem, der hartnäckig sucht, offenbaren. Brüssel ist so eine Stadt. Schnell geht hier gar nichts. Nur Sessel und Tische auf den Gehsteigen sind blitzschnell aufgebaut, sobald sich die Temperaturen über zehn Grad Celsius bewegen.

Wer eilig ins wahre Herz dieser Stadt vordringen will, wird den Weg mit keinem Reiseführer finden. Eine bessere Hilfe ist da "Asterix bei den Belgiern": "Auscherechnet Waterzooi! Waterzooi! Schlappes Essen in trauricher Terrine!" So jammert Stellartoix, als ihm statt den geliebten Pommes Frites "Waterzooi" vorgesetzt wird, eine dickflüssige Hühner-Gemüsesuppe.

Belgier haben vor allem zu Pommes Frites eine Beziehung wie Wiener zu Schnitzel oder Würstelstand. Hier sind es "Frittenbuden" ("fritures"), die auf jedem größeren Platz zu finden sind. Weder Frankreich noch die USA haben die frittierten Kalorienbomben erfunden, sondern - Asterix hat auch hier ganz Recht - Belgien.

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er in die Pommestradition eintauchen will, sollte bei Maison Antoine am Place Jourdan vorbei schauen. Hier wählt man zu den Fritten aus rund 30 Saucen aus, die man "à part", also extra in einem Tiegel, bestellt, will man nicht als Newcomer entlarvt werden. Spätestens dann aber, wenn man das Papierstanitzl in Größe einer Schultüte entgegennimmt und große Augen macht, ist dem "Patron" klar, dass man Brüssel und seine Liebe zum Frittierten noch nicht ganz begriffen hat.

Und weil in Belgien der Genuss ganz oben steht, lädt schräg gegenüber ein Pub dazu ein, die Pommes "Chez Bernard" zu verzehren: "Fritten willkommen." Und der Kellner bringt dazu Bier und Servietten. Aber auch als Beilage haben die Kartoffelstäbchen ihren Siegeszug bis in die Spitzengastronomie längst vollzogen. "Moules et frites", Miesmuscheln in goldgelber Begleitung, sind eine Brüsseler Spezialität, für die sich eine Reise lohnt.


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