Das Onlinegeld Bitcoin hält sich wacker

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Bitcoin, das neuartige Onlinegeld, pendelt einigermaßen stabil zwischen 600 und 700 Euro hin und her. Für Anleger gilt dennoch: Wer investiert, riskiert alles. Der wachsenden Begeisterung tut das aber keinen Abbruch.

Wien.Auf den Märkten für die digitale Währung Bitcoin ist in den vergangenen Wochen etwas eingekehrt, das man dort so noch nicht kannte: Ruhe. Der eigentlich hoch volatile Bitcoin-Kurs, der normalerweise manisch-depressiv zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt pendelt, hat sich einfach nur seitwärts bewegt – zumindest nachdem er kurzfristig wieder an der 1000-Dollar-Marke (760 Euro) gekratzt hatte.

Aber fangen wir von vorn an. Denn wer Bitcoin noch nicht kennt oder die Funktionsweise des digitalen Geldes nicht versteht, braucht sich wahrlich nicht zu schämen. Bitcoin und die inzwischen über hundert anderen digitalen Währungen in seinem Fahrwasser gehören zu den neuesten (und spannendsten) Phänomenen, die das Internet hervorgebracht hat. Vor allem in Zeiten der Unsicherheit an den Finanzmärkten.

Garantie gibt es keine

Bitcoin hat schon mehrmals für Aufsehen gesorgt. Zuerst als der Preis auf über 100 Dollar stieg und danach rasant fiel. „Die Blase ist geplatzt“, hieß es damals. Dann stieg der Preis auf rund 1200 Dollar – und fiel. Wieder hieß es: „Die Blase ist geplatzt!“ Und wenn der Preis auf 1500 Dollar steigen sollte, werden die „Experten“ nichts gelernt haben – und wieder von der geplatzten Blase reden.

Bitcoin-Werbung soll das aber keine sein, und auch keine Empfehlung. Für Anleger muss die Sache ohnehin klar sein: Wer hier investiert, riskiert alles. Bei Bitcoin gibt es keine Garantie, von niemandem – keine Zentralbank, keine Regierung, ja, noch nicht einmal die EU fühlt sich zuständig. Bitcoin ist die Manifestierung eines dezentral organisierten Netzlebens als Alternativmodell zum straff organisierten Staat, ob der nun national oder supranational ist.

Das macht Bitcoin enorm spannend für die Netzgeneration und jene, die von staatlichen Repressalien oder staatlicher Geldentwertung geplagt werden (oder von beidem gleichzeitig). Für Sparer und Investoren gilt: Ja, da ist eindeutig eine Chance. Aber das Risiko könnte gar nicht größer sein. Denn wie es weitergehen wird, kann wahrlich niemand sagen. Bitcoin hält sich bisher wacker. Und auch die manisch-depressiven Kursschwankungen sind eigentlich kein Grund zur Sorge. Da sucht ein Asset zuerst nach seinen Fans – und dann nach seinem Preis.

Aber die Gefahren bleiben. Der Vorteil von Bitcoin, dass nämlich keine Bank dahintersteckt, der wird von manchen auch als Nachteil betrachtet. Ein Pyramidenspiel im klassischen Sinn ist Bitcoin zwar sicherlich nicht, aber dass dahinter ein Betrug steckt, kann man auch nicht ausschließen. Und dann ist da noch die staatliche Begehrlichkeit. Je mehr Geld in Bitcoin fließt, desto eher könnten Staaten auf die Idee eines Verbots oder einer Besteuerung von Bitcoin kommen.

Aber all das ist noch Zukunftsmusik, und während der Bitcoin-Kurs zwischen 600 und 700 Euro pendelt, herrscht im Internet derzeit Aufbruchstimmung. Immer mehr Händler akzeptieren Bitcoin als Zahlungsmittel – die ganz, ganz großen wie Amazon zieren sich aber noch.

Gefahr der Hortung

In jedem Fall kann man mit Bitcoin die Funktionsweise eines Marktes wohl besser kennenlernen als auf der Uni. In der total unregulierten Bitcoin-Welt gibt es eine ganze Reihe von Marktplätzen – von MtGox bis bitcoin.de. Dort gehen ständig neue An- und Verkaufsangebote ein. Am Ende braucht man dann meist ein klassisches Bankkonto, um die Überweisung zu tätigen – dann werden einem die Bitcoin gutgeschrieben, und man kann sie auch auf den eigenen PC runterladen.

Seine Funktion als Zahlungsmittel kann Bitcoin also erst erfüllen, wenn man welche hat. Dass aber die Menge an Bitcoins ultimativ (bis 2040) auf 21Mio. beschränkt ist, könnte zum Problem werden. Wenn der Preis nur steigt, könnten die Nutzer zu horten anfangen. Dann ist die Zahlungsmittelfunktion dahin.

AUF EINEN BLICK

Bitcoin. Das Onlinegeld Bitcoin ist im November vergangenen Jahres nach einem raschen Anstieg um tausende Prozent kurz auf einem Kurs von mehr als 800 Dollar gestanden. Seitdem ist der Kurs zwar wieder gesunken – eine „geplatzte Blase“ ist aber nicht zu beobachten. Vielmehr scheint der Preis sich zu konsolidieren – auch wenn sich die Lage der Dinge im Fall von Bitcoin binnen Sekunden ändern kann.

Digital. Statt von einer Zentralbank wird Bitcoin von Computern und Algorithmen verwaltet – das System ist dezentral organisiert. Man kann Bitcoin auf verschiedenen Marktplätzen kaufen oder selbst „minen“ – indem man Computerkraft für die Lösung komplizierter Rechenaufgaben zur Verfügung stellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2014)

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