SPÖ: Kindergartenpflicht nicht nur bei Sprachproblemen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Während die ÖVP das zweite verpflichtende Kindergartenjahr für Kinder mit Deutschdefiziten plant, will die SPÖ eine Pflicht für alle Vierjährigen.

Kaum ist das Modell der künftigen Kindergartenpflicht präsentiert, gibt es auch schon Änderungswünsche. Familienministerin Sophie Karmasin und Integrationsminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) stellten gestern die Bedingungen für ein zweites Pflichtjahr vor: Es sei nicht für alle Vierjährigen geplant, sondern nur jene Kinder, bei denen ein zusätzlicher Förderbedarf (vor allem im Bereich der deutschen Sprache) besteht.

Doch die SPÖ will sich damit nicht zufrieden geben: Es soll ein zweites verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr eingeführt werden, das für alle Kinder gilt. Das sei nicht nur Parteilinie, sondern stehe auch so im Regierungsprogramm, sagt SPÖ-Familiensprecherin Angela Lueger im Gespräch mit DiePresse.com. Wobei das Wort Pflicht im diesem Programm freilich nicht zu finden ist. "Es ist ein langfristiges Ziel", erklärt Lueger. Mit Förderung müsse man so früh wie möglich beginnen, so ihre Begründung. Beim nächsten Familienausschuss im März wolle sie darüber mit Kurz und Karmasin sprechen.

Nicht nur sprachliche Defizite als Kriterium

Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) geht etwas pragmatischer vor: Sie ist vorläufig damit zufrieden, dass die Pflicht nicht für alle Kinder eines Jahrgangs gilt. Nur die Kriterien will sie anders setzen: Es soll nicht allein eine Sprachstandsfeststellung bei den Dreieinhalbjährigen darüber entscheiden, ob sie in den Kindergarten "müssen". Sondern es soll eine umfassende Entwicklungsstand-Feststellung geben, in der neben Sprache etwa auch psychomotorische Fähigkeiten getestet werden. Eine solche umfassende Testung sei auch im Regierungsprogramm festgeschrieben.

Kurz: Sprache der Schwerpunkt

Laut dem Sprecher von Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) arbeiten Experten von Familien- und Integrationsministerium gemeinsam mit Ländern und Gemeinden schon an einer solchen Weiterentwicklung der Sprachstandsfeststellungen, die schon derzeit in je nach Bundesland unterschiedlichem Ausmaß eingesetzt werden. Klar sei jedoch, dass auch bei einer künftigen Testung Sprache der Schwerpunkt sein müsse. Hier gibt es also noch einiges zu klären zwischen den Regierungsparteien.

Zu klären ist aus Heinisch-Hoseks Sicht unterdessen auch die Frage, wie solche Testungen in der Praxis umgesetzt werden und welche Rolle Städte, Gemeinden und Länder spielen sollen. Hier seien Familien- und Integrationsministerium gefordert, ein Gesamtkonzept vorzulegen. Erst dann solle entschieden werden, für welche Vierjährigen es ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr geben soll.

Klares Ziel müsse es außerdem weiter sein, ein Kindergartenjahr für Vierjährige für alle gratis anzubieten. Schon derzeit sind Kindergartenplätze im Großteil Österreichs kostenlos. Die Betreuungsquote bei den Vierjährigen ist mit 94 Prozent bereits sehr hoch. Allerdings, so argumentiert die Regierung, würden oft jene, die es am dringendsten brauchen, keinen Kindergarten besuchen.

(rovi/APA)

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