Wolfgang Glück - Was ich lese

Wiener, Filmregisseur („Der Schüler Gerber“,„Auch das war Wien“)

Ich bedaure in diesen Tagen, mit dem Lesen der wunderbaren Sammlung bäuerlicher Fast-Prosagedichte fertig zu werden, die Erich Hackl so bezaubernd seiner Mutter in den Mund gelegt hat: Dieses Buch gehört meiner Mutter (Diogenes Verlag). Ein authentisches kleines großes Erinnerungen-Buch!

Aber ich freue mich, danach die Lektüre des Bandes Das Operngenie (Transit Verlag) wiederaufzunehmen. Es geht um Leoš Janáček, den großen mährischen Komponisten („Jenufa“, „Die SacheMakropulos“, „Das schlaue Füchslein“), um sein Leben, seine Werke und auch um die Sache Oper selbst. Michael Füting, ein echter Liebhaber, hat hier eine Biografie geschrieben, ehrlich, klug, spannend, ohne alle „Wissenschaftlichkeit“. Viel auch über Leoš Janáčeks größte Oper, „Aus einem Totenhaus“, vor ein paar Jahren im Theater an der Wien grandios zu hören und zu sehen. Inszeniert von Patrice Chéreau; die Aufführung ging um die Welt. (Ich habe Chéreau seit Langem für den bedeutendsten Theaterregisseur gehalten; in Trauer denke ich an ihn, er ist im vergangenen Herbst gestorben.)

Nicht zuletzt mit dem „Totenhaus“, wie gesagt, setzt sich das Janáček-Buch auseinander, mit der schwierigen Frage von Originalsprache unter anderem, Schauplatz, Darstellung. Auf leisen Sohlen kommt das kleine Buch daher und vermag doch Grundsätzliches zu erklären, ja die Entwicklung der Oper seit der Renaissance ebenso zu lehren wie vom Glück eines Opernabends zu schwärmen: eine Freude, glaube ich, für jeden Liebhaber! ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2014)

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