Erfolg international

Avital Carroll: Ski-Artistin auf einzigartiger Mission

Österreichs neue Ski-Attraktion Avital Carroll.
Österreichs neue Ski-Attraktion Avital Carroll.Gepa
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Das Buckelpisten-Ass ist gebürtige New Yorkerin, Enkelin einer Holocaust-Überlebenden – und holt nun die Skination Österreich aus dem Winterschlaf.

Avital Carroll rast neuerdings nicht nur für den Österreichischen Skiverband die Buckelpisten hinunter, sie macht das vor allem auch, um das kulturelle Erbe ihrer neuen Heimat und ihrer jüdischen Gemeinschaft in die Wintersportwelt zu tragen. Wegen ihrer jüngsten Erfolge und nicht zuletzt ihrer bewegten Familiengeschichte ist die gebürtige New Yorkerin wie geschaffen für diese völkerverbindende Mission.

Carrolls Großmutter Elfriede Hendell floh als Siebenjährige wegen ihres jüdischen Hintergrunds vor den Nazis aus Wien, zunächst nach Italien und 1944 auf einer abenteuerlichen dreiwöchigen Schiffsreise auf der U.S.S. Henry Gibbins nach New York. Eine Verlosung für 1000 Personen hatte das Unterfangen erst möglich gemacht. Ebenfalls an Bord: die aus Kroatien stammende Familie von Carrolls inzwischen verstorbenem Großvater.

Die mittlerweile 90-jährige Oma Elfi brachte ihrer gesamten Familie im US-Bundesstaat Vermont das Skifahren bei. Darunter auch Enkelin Avital Carroll, die fast 80 Jahre nach der Flucht ihrer Großmutter eine österreichische Gesetzesnovelle nutzt und als Nachfahrin einer Kriegsvertriebenen die österreichische Staatsbürgerschaft annimmt – und beim ÖSV anheuert. Als bereits etablierter Profi im Buckelpistenweltcup bringt sie neuen Schwung in eine Sportart, die zwar international mit charismatischen Figuren in den 1990er-Jahren viel Popularität gewonnen hat, hierzulande aber in einem tiefen Winterschlaf versunken war.

Denn mit Carroll hat die Skination Österreich ein neues Aushängeschild. Unter rot-weiß-roter Flagge hat die 27-Jährige die Buckelpisten der Rocky Mountains und der Alpen, von Skandinavien bis in den Kaukasus erobert: Neun Top-Ten-Plätze stehen am Ende ihres ersten Weltcupwinters als Österreicherin, die Krönung gelang ihr bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Februar im georgischen Bakuriani mit Bronzemedaillen in beiden Buckelbewerben (Moguls und Dual Moguls) – Österreichs erste Medaillen in diesem Sport seit 16 Jahren. Und ein Vorgeschmack auf die Freestyle-Skiing-Weltmeisterschaften 2027 im Montafon in Vorarlberg mit Carroll als neuem Zugpferd. „Ich habe sehr große Ziele“, sagt sie. „Der Traum ist Olympia-Gold.“

Dass sie nun für Österreich fährt, sieht das Ski-Ass vor allem als Chance. „Für mich hat sich eine großartige Gelegenheit ergeben, mein kulturelles Erbe und die jüdische Gemeinschaft zu repräsentieren. Ich möchte zeigen, wie sich Österreich als Land verändert hat“, sagt Carroll. Und: „Ich bin Österreich dankbar, dass mir diese Gelegenheit gegeben wurde.“

Die Buckelpisten-Artistin lebt und trainiert mit ihrem Ehemann, zugleich ihr Coach, in Park City, Utah. Sie ist Mitglied des Kitzbüheler Ski Club, lernt Deutsch und hat große Hoffnungen, dem österreichischen Buckelpistennachwuchs auf die Sprünge zu helfen. Auch die Großmutter begrüßt die Medaillenjagd der Enkelin unter rot-weiß-roter Flagge. „Natürlich hat sie nicht die besten Emotionen gegenüber Österreich“, erzählt Carroll. „Dann hat sie es verstanden und es unterstützt.“ (joe)

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