„Keine Partei kann für alles offen sein“

ÖVP-Kurs. „Wir haben oft die Angst, dass uns die Leute nicht mehr für das wählen, was wir sind“, meint der Jugendsprecher Asdin El Habbassi.

Die Presse: In Salzburg hat die ÖVP Stimmen an die Neos verloren. Vor allem für Junge ist die neue Partei attraktiv.

Asdin El Habbassi: In Salzburg Land hat die ÖVP fast eine absolute Mehrheit. Die Stadt ist eine Ausnahme. Die ÖVP ist nicht uninteressant für Junge. In Salzburg gab es über 500 Unter-30-Kandidaten. Die Leute wollen sich in den politischen Vertretern wiederfinden.


Laut Ihrem ÖVP-Kollegen Christopher Drexler ist die ÖVP eine strenge alte Tante. Welcher unter 30-Jährige würde diese wählen?

Keiner! Wir Jungen wollen weder einen Staat noch eine Partei, diemit erhobenem Zeigefinger dasteht. Daran arbeiten wir. Wir sind eine breite Partei mit vielen kritischen Köpfen. Das wird auch bei unserem Erneuerungsprozess wichtig sein: Inhalte und Positionen müssen hinterfragt werden.

ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel meint: „Konservativ liegt voll im Trend.“ In diese Richtung soll auch die Programmerneuerung gehen. Sind Sie seiner Meinung?

Ja. Die Leute in meinem Umfeld beschäftigen sich mit solchen Fragen: Wie komme ich zur besten Ausbildung, zum besten Job? Wie kann ich meine Familie ernähren, mir eine Wohnung leisten? Das ist konservativ: dass man schauen will, dass man Familie, sich vielleicht ein Eigenheim leisten will.


Ist das konservativ? Das fragen sich einige von der Sozialistischen Jugend wohl auch.

Es kommt aber auf die Lösungen an. Wir wollen das Gute bewahren und uns vom Veralteten lösen. Darum geht es auch beim Programmprozess. Man muss Bereiche diskutieren, die sich geändert haben – durch neue Lebensrealitäten, durch die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Wir müssen uns Fragen: Sind unsere Antworten noch zeitgemäß?

Muss die Partei offener werden?

Die Partei ist viel offener als ihr Image. Die ÖVP ist eine Volkspartei, die es wirklich geschafft hat, einen breiten Teil der Bevölkerung abzubilden. Manchmal erwecken wir aber diesen Eindruck nicht mehr.


Manche prophezeien der ÖVP einen Zerfall wie bei der italienischen „Democrazia christiana“. Können Parteien scheitern – um dann neu aufgebaut zu werden?

Man darf keine Angst vor dem Scheitern haben. Wir haben jetzt oft die Angst, dass uns die Leute nicht mehr für das wählen, was wir sind. Deswegen ist der Programmprozess wichtig: um intern abzuklären, wofür wir stehen. Die Leute sollen dann entscheiden, ob sie dabei sind. Keine Partei kann für alles offen sein. Wir müssen den Mut haben, einen klaren Weg einzuschlagen. Dafür wird man dann eben gewählt oder nicht.


Jetzt steht sich die Partei – oder ihre Bünde – aber selbst im Weg.

Als jemand, der die Partei von innen kennt: Die Teilorganisationen sind die Säulen unserer Partei, nicht unser Problem. Ein Problem ist es nur dann, wenn man Listenerstellungen oder Positionierungen nur aus Bündesicht beleuchtet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2014)

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