Neue Förderschiene

Drei Mal Forschung für ein längeres Leben

Ob Komplikationen bei Lebererkrankungen, Vorhofflimmern oder Hirntumore – die aktuelle klinische Forschungsinitiative der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft gibt Patientinnen und Patienten Hoffnung.

Die Summe ist beachtlich: 24 Millionen Euro hat die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft (LBG) für drei patientenorientierte medizinische Forschungsprojekte für eine Laufzeit von bis zu acht Jahren vergeben.

Der Internist Thomas Reiberger von der Med-Uni Wien entwickelt neue Methoden für die invasive und nicht invasive Früherkennung und Diagnostik von Pfortaderhochdruck (portale Hypertension), der Hauptursache für schwere Komplikationen bei Lebererkrankungen. Und Sebastian Reinstadler verfolgt im „Austrian Digital Heart“-Programm an der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Med-Uni Innsbruck die Vision, Vorhofflimmern mittels digitaler Screening- und Behandlungsstrategien frühzeitig zu erkennen.

Glioblastom im Visier

Dem dritten Projekt steht die Onkologin Anna Sophie Berghoff von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Med-Uni Wien vor. Sie geht der Frage nach, wie die Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten mit dem Hirntumor Glioblastom erhöht werden können. Dieser tritt vor allem bei älteren Menschen auf und verursacht starke Beeinträchtigungen beim Denken, Sprechen oder Gehen. Glioblastome sind bisher oft unheilbar. Am Anfang der Behandlung steht der Versuch, die Tumorzellen operativ zu entfernen. Da dies nicht vollständig gelingt, sind Chemotherapie und Strahlentherapie nötig, um die weitere Vermehrung der bösartigen Zellen zu verhindern. 

Erfolgreiche Behandlungsoptionen der Onkologie wie Immuntherapie und genetische, ­zielgerichtete Therapien sind beim Glioblastom gar nicht oder nur sehr selten wirksam. Neue Ansätze, um die Behandlung und so das Überleben der Patienten und Patien­tinnen zu verbessern, sind da­her Gegenstand intensiver Forschung. „Viele Studien sind gescheitert, sie konnten kein verbessertes Überleben zeigen, sondern verstärkten teilweise nur die Nebenwirkungen“, so Berghoff. „Unser Ziel ist, für jeden Patienten spezifisch vorherzusagen, welches Medikament am besten wirkt.“

Studie mit 240 Patienten

Die Forscherin hofft, auf Basis der Tumorbiologie mit dem Forschungsprojekt „Attract“ neue medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Dazu wird eine sogenannte „Ex vivo Drug Screening“-Plattform vom Zentrum für Biomarker-Forschung (CBmed) eingerichtet. „Nach der Operation werden die Tumorzellen im Reagenzglas lebendig erhalten und auf ihre Reaktion gegenüber 28 speziellen Wirkstoffen getestet“, erklärt Berghoff. „So zeigt sich, bei welchem Medikament die meisten Tumorzellen absterben.“ Die spezifische Analyse soll Voraussagen zur Effizienz einer bestimmten Therapie ermöglichen, über deren Einsatz ein Molekulares Tumorboard entscheidet. Ferner wird eine Biobank mit Daten zum Ansprechen verschiedener Wirkstoffe sowie zu Tumorgewebeproben und klinischen Informationen aufgebaut. 

Von Berghoffs Ansatz profitieren im Rahmen einer prospektiven, multizentrischen, randomisierten Studie zunächst 120 Erwachsene mit neu diagnostiziertem Glioblastom. 120 weitere Probanden nehmen im Rahmen einer Kontrollgruppe an der Studie teil und erhalten die Standardtherapie. Die Patientinnen und Patienten kommen von den Unikliniken Wien, Graz, Innsbruck, St. Pölten und Linz. Führend beteiligt sind Matthias Preusser und Maximilian Mair von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Med-Uni Wien.

Lexikon

Klinische Forschungsgruppen (KFG) heißt ein neues Förderprogramm der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Eine international besetzte Kommission kürte die drei ersten Projekte aus 44 Einreichungen. Unterstützt werden Forschungsteam in Kardiologie, Gastroenterologie und Onkologie.

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