Architektur und Design

„Bildet Banden“? Oder: „Macht euch keine Sorgen“? Neue Ausstellungen

Bestandsaufnahme im Bestand: das Schaulager von Pauhof in der ehemaligen Linzer Franck-Fabrik.
Bestandsaufnahme im Bestand: das Schaulager von Pauhof in der ehemaligen Linzer Franck-Fabrik.Foto: Archiv Bildraum
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Die Ausstellungssaison ist eröffnet, und es gibt viel Neues zu lernen: über Architektur als Pflegeberuf, Schwarm­intelligenz und den ewigen Kampf gegen die Schwerkraft. Eine Rundschau.

Hans Hollein, Österreichs bisher einziger Pritzker-Preisträger, hat zeitlebens hart an der Marke Hollein gearbeitet. Berüchtigt ist sein Beitrag für die „Absolut Vodka“-Kampagne 1999, für die er in einem Foto des Haas-Hauses am Stephansplatz die zylindrischen Fassadenkörper durch eine Vodka-Flasche ersetzte. Auf die Frage, ob das sein erster Ausflug in die Welt der Werbung sei, antwortete Hollein, als Architekt sei man sein Leben lang auf einem Werbefeldzug für sich selbst. Dass diese Haltung auch auf das Werk abfärbt, ist fast unvermeidlich. Spätestens Mitte der 1990er-Jahre hatte Hollein seinen Zenit überschritten, nach einer provokanten theoretischen Phase, auf die kleine Geschäftslokale folgten, die international Aufmerksamkeit erregten, sowie die großen Projekte der 1980er-Jahre: die Museen in Mönchengladbach und Frankfurt und das Haas-Haus in Wien. Danach war die Marke Hollein etabliert, erwies sich aber als Korsett, das kaum Entwicklung zuließ. Holleins provokanter Schlachtruf aus den 1960er-Jahren, „Alles ist Architektur“, der Möglichkeitsräume öffnen sollte, roch nun nach geschicktem Marketing. Rem Koolhaas verkehrte ihn schon Mitte der 1980er-Jahre ins Gegenteil: „Wo nichts ist, ist alles möglich. Wo Architektur ist, ist nichts (anderes) möglich.“

Das Architekturzentrum Wien hat mit dem Nachlass des 2014 verstorbenen Architekten ein komplexes Erbe zu verwalten, das einen respektvollen, aber kritischen Umgang erfordert. Die derzeit im AzW laufende, von Lorenzo de Chiffre, Benni Eder und Theresa Krenn konzipierte Ausstellung „Hollein Calling – Architektonische Dialoge“ löst diesen Anspruch bravourös ein. Sie präsentiert Zeichnungen und Modelle aus dem Nachlass zu 15 ausgewählten Projekten und stellt sie aktuellen internationalen Positionen von 15 Büros vor, von denen die meisten in den Nullerjahren gegründet wurden. Gemeinsam ist den Büros dieser Generation ein Bekenntnis zur Relevanz der architektonischen Form, deren Entwicklung in Zeichnung und Modell in der Ausstellung nachvollziehbar wird.

Zwischen Alltagspraxis und Weltrettung

Die ausführlichen Interviews mit den 15 Büros, die im Katalog publiziert sind, machen deutlich, dass Hollein mit seinem expliziten Fokus auf die architektonische Form durchaus wahrgenommen wurde; sein postmodernes formales Repertoire und die Tatsache, dass er soziale Fragen weitgehend aussparte, werden von den Interviewpartnern aber überwiegend kritisch gesehen.

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