„Fatales Signal“

Kritik an Bayern-Sportdirektor Freund nach Boateng-Aussage

Scharfer Wind für Bayerns Sportdirektor Christoph Freund.
Scharfer Wind für Bayerns Sportdirektor Christoph Freund.GEPA pictures / Witters/ Timgroothuis
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Obwohl der FC Bayern Jerome Boateng nun doch nicht in seinen Kader zurückholt, wird der Umgang des deutschen Fußball-Rekordmeisters mit den mutmaßlichen Straftaten des Spielers weiter kritisiert. Im Fokus steht Neo-Sportchef Christoph Freund.

Freund hatte die Causa vor wenigen Tagen als „private Geschichte“ Boatengs bezeichnet. Man bewerte den Spieler vor allem nach sportlichen Kriterien, hatte der langjährige Salzburg-Sportdirektor gemeint. „Partnerschaftsgewalt ist niemals Privatsache – egal ob sie von prominenten Profifußballern ausgeht oder vom Arbeitskollegen, vom Nachbarn, oder vom besten Freund“, teilte eine Sprecherin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes nun mit. „Die Aussage des Bayern-Sportchefs (‚Privatgeschichte‘) war ein fatales Signal – an alle Fans, an die Öffentlichkeit, an Betroffene und nicht zuletzt an Täter.“

Der 35-jährige Boateng steht vor einem neuen Strafprozess in Bayern, weil ihm vorgeworfen wird, im Sommer 2018 seine damalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder im Urlaub angegriffen zu haben. Ein Urteil gegen Boateng war zuletzt aufgehoben worden. Der Fußballer beklagte ein unfaires Verfahren und eine Vorverurteilung.

„Strukturelles Problem“

„Der Versuch des Sportchefs, die Vorwürfe gegen Boateng als ‚privat‘ zu bagatellisieren, verweist auf ein strukturelles Problem“, hieß es in dem Statement von Terre des Femmes. „Gewalt gegen Frauen wird nach wie vor nicht ernst genommen, Betroffene müssen zusätzlich zur körperlichen Gewalt auch nach der Trennung Einschüchterung, Täter-Opfer-Umkehr und Victim-Blaming ertragen.“

Die Gesellschaft müsse sich klar gegen häusliche Gewalt positionieren, dazu zählten auch Sportvereine. „Der Verein mit den meisten registrierten Fans in Deutschland sollte dazu Verantwortung übernehmen“, forderte Terre des Femmes. Der FC Bayern hat rund 300.000 Mitglieder.

Boateng hält sich beim FC Bayern fit

Auch die Hilfsorganisation „Weißer Ring“ hatte die Freund-Aussage Anfang der Woche kritisiert und bei „X“ geschrieben: „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern ein massives gesellschaftliches Problem.“ Allein im Jahr 2022 seien in Deutschland 240.547 Fälle bei der Polizei angezeigt worden.

Die Bayern hatten am Freitagnachmittag mitgeteilt, von einer Rückholaktion Boatengs abzusehen. Der Verteidiger, der bereits einige Tage mit der Mannschaft trainierte, dürfe sich aber weiter beim FC Bayern fit halten, wenn er dies wünsche. Seine körperliche Verfassung sei gut, hieß es. Bei den Münchnern spielte Boateng erfolgreich von 2011 bis 2021. (APA)

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