Historische Villen

Anwesen, die noch zu haben sind

Architektonisch wertvoll: Das Tonnendach der Loos-Villa in Wien Hietzing.
Architektonisch wertvoll: Das Tonnendach der Loos-Villa in Wien Hietzing.Colliers
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Wer sich auf die geschichtsträchtigen Häuser einlässt, sollte den Wert ihrer Patina verstehen. Drei Beispiele aus Wien, Innsbruck und Salzburg.

Ein Satz, den die Makler auch während der derzeit schwierigen Lagen auf dem Immobilienmarkt unisono von sich geben, lautet: „Echte Liebhaberobjekte, bei denen man fürchten muss, dass sie in zwei Jahren nicht mehr zu haben und auch nicht reproduzierbar sind, verkaufen sich auch jetzt.“ Eine Liegenschaft, bei der man das schwer vermuten darf, ist gerade im 13. Wiener Bezirk auf den Markt gekommen: das Haus Horner, eine Villa von Adolf Loos aus dem Jahr 1912.

Villa in bester Hietzinger Lage

Die mit ihrem charakteristischen Tonnendach und den dazugehörenden Ovalfenstern eine architektonische Besonderheit aufweist, die nur noch selten zu finden ist. „Die Fenster sorgen auch für eine ganz besondere Lichtstimmung“, erklärt Colliers-Maklerin Nina Milchrahm, die das Objekt vermarktet. Außergewöhnlich sei zudem die Lage: inmitten von anderen Villen, Spielplätzen und Parks, mit einem 900 Quadratmeter großen Garten mit Altbaumbestand. Obwohl das Haus Horner durchgehend bewohnt und instand gehalten wurde, ist es sehr wohl renovierungsbedürftig. Allein der seinerzeitige Grundriss mit acht Zimmern und nur einem Bad auf 230 Quadratmetern Wohnfläche braucht für heutige Standards eine Überarbeitung. „Man muss sie schon wieder ein wenig zum Leben erwecken“, weiß auch Milchrahm, was allerdings im Kaufpreis von 2,8 Millionen Euro bereits berücksichtigt ist.

Wohnzimmer in der von Adolf Loos erbauten Villa im 13. Wiener Bezirk.
Wohnzimmer in der von Adolf Loos erbauten Villa im 13. Wiener Bezirk. Colliers

Grundsätzlich sei die Nachfrage nach historischen Wiener Villen – im Gegensatz zum „normalen“ Luxusmarkt – größer als das Angebot. Weshalb bei den Preisen nicht auf Euro und Cent genau verhandelt wird, wenn eines dieser Objekte zum Verkauf steht. Echte Liebhaber zahlen nicht nur die dementsprechende Verkaufssumme, sondern sind darüber hinaus auch bereit, sich mit dem Denkmalschutz auseinanderzusetzen. „Das ist immer ein heikles Thema – aber wenn man ein Objekt wirklich haben möchte, arrangiert man sich“, meint die Immobilienmaklerin. Zumal die potenziellen Eigentümer ein Interesse daran haben, die Immobilie zu erhalten. „Nur Dinge, die man nicht nachvollziehen kann – etwa, wenn man im Inneren einen Türstock nicht umstreichen darf –, sind dann häufig nervig.“

Denkmalschutz am Kai in Salzburg

Auch in Salzburg hat der Denkmalschutz ein Wort mitzureden, wenn es um die geschichtsträchtigen Villen in der Stadt geht: „Der ist bei uns ganz streng“, berichtet Eva Bamberger, Inhaberin des gleichnamigen Immobilienunternehmens. „Die Auflagen sind enorm, manches scheitert schon allein daran, dass man keinen Lift einbauen darf.“ Bei genehmigten Sanierungen seien dann natürlich die Kosten entsprechend höher. Etwa wenn die Kastenfenster der Tischler anfertigen müsse. Die Käufer an der Salzach sind durchaus bereit, tief in die Tasche zu greifen: „Je nach Größe liegen die Preise für Kai-Villen zwischen fünf und neun Millionen Euro. Es kann aber auch durchaus in den zweistelligen Millionenbereich gehen“, weiß Bamberger.

Sanierte Villa im Süden von Salzburg-Stadt.
Sanierte Villa im Süden von Salzburg-Stadt.Lukas Hausleitner

Die berühmten Villen direkt an der Salzach – gegenüber der historischen Altstadt – kommen ohnehin nur äußerst selten auf den Markt, da sie sich meist im Besitz von Stiftungen befinden. Sie werden dann eher von Rechtsanwälten oder Ordinationen genutzt als privat bewohnt. In einer ähnlichen Liga spielen die Villen der friulanischen Baumeister- und Architektenfamilie Ceconi, die mit ihren Bauten das Salzburger Stadtbild der Jahrhundertwende geprägt haben.

Historische Häuser: Veteranen in Innsbruck

In Innsbruck bezieht sich der Begriff „historisch“ bei Villen auf eine noch längere Geschichte: „Einige Villen sind durchaus ein paar Hundert Jahre alt“, berichtet Florian Höll, Engel-&-Völkers-Büroleiter für Innsbruck und Seefeld in Tirol. Diese stünden ebenfalls häufig im Alleineigentum von Familien oder Stiftungen und werden nicht „zerrissen“ (als Villenetagen verkauft), sondern über Generationen weitergegeben.

Zu finden sind diese Häuser genau wie ihre „jüngeren“ Nachbarn aus der Gründerzeit vor allem im Stadtteil Saggen, wo ebenfalls der Denkmalschutz zur Anwendung kommt. Allerdings, erklärt Höll, fänden vor allem gute Architekten meist Lösungen, die für alle passen. Dazu gehören unter anderem Glaslifte auf der Rückseite, die Abstand zum Gebäude halten. „Aber natürlich sind nicht alle barrierefrei“, kennt der Makler die Kompromisse, die beim Wohnen in historischen Häusern gemacht werden müssen. (sma)

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