Humanitäres Engagement.

Klavier spielend zur Integration

Omar Altayi, Leiter der Musikschule DoReMi.
Omar Altayi, Leiter der Musikschule DoReMi.DoReMi
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Omar Altayi leitet die soziale Musikschule DoReMi in Wien, die geflüchteten Menschen leistbaren Musikunterricht ermöglicht.

Als Omar Altayi vor ein paar Jahren über die Mariahilfer Straße spazierte, stand da plötzlich ein Klavier. Jeder, der wollte, konnte auf dem Flügel spielen. Das reizte Altayi, der „schon immer“ Klavier gespielt hat und nach einer Möglichkeit gesucht habe, „einmal irgendwo aufzutreten“.

Dort kam er ins Gespräch, erfuhr, dass das „Open Piano for Refugees“ einen sozialen Hintergrund hat: Mit den hier gesammelten Spenden wurde und wird Musikunterricht für geflüchtete Menschen finanziert. Altayi war von der Idee sofort angetan und stieg – neben seinem Studium der Anglistik und Psychologie – beim Projekt ein. Zunächst als Klavierbetreuer: Wo auch immer der Flügel Station macht (und das waren immerhin schon 120 Standorte in 35 Städten in sechs Ländern) erzählen die Klavierbetreuer den Passanten von der Idee hinter dem Open Piano. Mittlerweile leitet der 25-jährige Altayi die Musikschule DoReMi in Wien, die sich zu einem großen Teil über die Open-Piano-Spenden finanziert, und ist in der Kategorie „Humanitäres Engagement“ als Österreicher des Jahres nominiert.

Rund 180 Schülerinnen und Schüler werden derzeit in elf verschiedenen Musikfächern von Klavier bis Klarinette unterrichtet, jede und jeder zahlt dabei, so viel er oder sie kann, manche zahlen auch gar nichts. „Diesen Menschen würde der Musikunterricht sonst verwehrt bleiben“, sagt Altayi. „Denn Musikunterricht in Wien ist teuer.“

Das Besondere bei DoReMi: Es werden immer zwei Menschen gemeinsam unterrichtet, im Normalfall ein Mensch mit Fluchterfahrung und einer mit österreichischem Background. Letzterer finanziert durch seinen (höheren) Semesterbeitrag den Unterricht für beide mit. Es gibt aber auch Musikpaten, die mit 170 Euro die Kosten für ein Semester Unterricht für einen einkommensschwachen Menschen übernehmen.

Bei DoReMi gehe es, sagt Altayi, ganz stark um den sozialen Aspekt, um Integration. Oft klappe es hier auch mit dem Deutschlernen „natürlicher, als wenn jemand nur in einen Deutschkurs gesteckt wird, wo er keinen Kontakt mit Österreichern hat. Es finden sich auch ganz viele Freunde über den Paarunterricht. Das sind Verbindungen, die sonst niemals entstehen würden.“ Die meisten, die hier Unterricht nehmen, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, die Bandbreite reicht aber vom Drei- bis zum 96-Jährigen.

„Viele Menschen haben Traumata von der Flucht. Abgesehen davon, dass sie ein Instrument lernen können und integriert werden, lenkt sie der Unterricht auch von ihren Sorgen und Gedanken ab.“ Durch den geregelten Wochenplan bekommen sie Struktur in ihrem neuen Alltag. Auch Leih-Instrumente stehen zur Verfügung.

Wie aber finden die Menschen zu DoReMi? Zum einen über Flüchtlingsunterkünfte. Ein wichtiger Teil ist das Open Piano selbst, bei dem das DoReMi-Team informiert. Auch rund um den Flügel, der derzeit an verschiedenen Orten in Wien Station macht, kommt es zu vielen Kontakten. „Es ist unbeschreiblich, wie sehr das Open Piano die Menschen berührt und verbindet.“

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