<strong>Beliebtes Ausflugsziel: </strong>Gasthof zur kleinen Ramsau, Ansichtskarte, ca. 1910.
Geschichte des Tourismus

Der Traunsee ist nicht mehr der alte

Umgeben von steil ansteigenden Wiesen mit Obstbäumen und nur durch eine schmale Uferstraße vom See getrennt, findet sich der Feriengasthof Ramsau. Hier kehren seit dem 19. Jahrhundert Sommerfrischler ein. Nun muss die Wirtin zusperren.

An manchen Orten geht die Nachkriegszeit erst jetzt zu Ende. Längst überfällig, könnte man vielleicht meinen, wären damit nicht auch Verluste verbunden. Atmosphärische und – in diesem Fall – auch kulinarische. Ort des Geschehens: der Feriengasthof Ramsau, seit Jahrzehnten familiär geführt, am oberösterreichischen Traunsee, in der sogenannten „kleinen Ramsau“ direkt unter dem mächtigen Traunstein gelegen. Längst kein Geheimtipp mehr, aber doch noch halbwegs unverstellt erhalten, im Gegensatz zum anderen Ufer, wo sich das Zentrum von Gmunden als hochfrequenter touristischer Hotspot präsentiert. War die Stadt doch einst eine wichtige Sommerfrische-Destination, geprägt von vielen berühmten Gästen aus Wien.

Der Traunstein verzeiht keinen Fehltritt

Dieser Gasthof steht seit dem 19. Jahrhundert „Unterm Stein“, so heißt der Ortsteil ganz offiziell, umgeben von steil ansteigenden Wiesen mit Obstbäumen und nur durch eine schmale Uferstraße vom See getrennt. Wanderer und Bergsteiger fanden und finden hier einen idealen Ausgangspunkt für die Begehung des Traunsteins. Er ist der Star der Gegend. Seine Höhe von knapp 1700 Metern und seine exponierte Lage ließen ihn zum „Wächter des Salzkammerguts“ werden. Die steilen Kalkhänge flößen Respekt ein – und forderten schon so manche Todesopfer. Sie werden bis heute penibel registriert und durchnummeriert. Am 15. August 1898 war, so die Bergrettung Gmunden in ihren Aufzeichnungen, der erste Traunsteintote zu beklagen, aktuell halten wir bei 143 Bergopfern. „Der Traunstein verzeiht keinen Fehltritt“, erklärte mir Rupert Holzinger, ein alter Bewohner am Fuß des Kolosses. Er war früher oftmals oben und ist heute Imker. Ihm verdanken wir den besten Honig weit und breit. Und er kennt wohl ganz genau das „Traunstoanhoamweh“, jene magnetische Kraft, die viele in die Ferne gezogene Landsleute erfasst und in Gedichten und Liedern verewigt wurde.

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