Gastkommentar

Eine epochale Zäsur im Verhältnis Kirche und Staat

(c) Peter Kufner
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Das kooperative Modell aus Republik und Religion nähert sich dem Ende. Der Staat sollte weltanschaulich neutral sein.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Österreich und Deutschland mehr als 90 Prozent der Menschen Mitglied einer der beiden christlichen Volkskirchen. Trotz aller Verwicklungen in der NS-Zeit wurde ihr Status als Körperschaft öffentlichen Rechts festgeschrieben, und als schwergewichtige zivilgesellschaftliche Akteure bilden sie mit dem Staat nach wie vor ein kooperatives Modell aus Republik und Religion. Im Abtausch für einen geringen Kontrollverlust bei weitreichender Eigenständigkeit erhalten die Religionsgesellschaften nicht nur Subventionen und Steuererleichterungen, sondern auch einen fixen Platz im Bildungssystem und andere Privilegien.

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Doch der Rückhalt dieser Vereinbarung erodiert. Über 30 Prozent der Menschen in Österreich gelten als konfessionsfrei, in Deutschland sind es über 40 Prozent. Zudem diversifiziert sich das weltanschauliche Spektrum durch Migration. Nur mehr knapp die Hälfte der Bevölkerung in beiden Ländern ist heute noch evangelisch oder katholisch, sodass viele Bevorzugungen der Kirchen und die Duldung überholter gesellschaftlicher Haltungen heute anachronistisch und unproportional wirken. Dazu kommen Verfehlungen in der Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch, die von der Kirche vertuscht wurden, bis sie verjährten.

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