Deutschland

Heiß ersehnt, wild umstritten: Das Comeback von Manuel Neuer

Manuel Neuer steht nach langer Verletzungspause kurz vor seinem Comeback.
Manuel Neuer steht nach langer Verletzungspause kurz vor seinem Comeback.APA / AFP / Christof Stache
  • Drucken

Manuel Neuer gibt nach langer Verletzungspause sein Comeback im Tor des FC Bayern. Vor seinem bestätigten Einsatz im Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Darmstadt herrscht jedoch geteilte Meinung dazu.

349 Tage sind seit dem 12. November 2023 vergangen. Fast ein Jahr, nachdem er zum bislang letzten Mal ein Fußballspiel bestritt, wird Manuel Neuer nun am Samstag (15.30 Uhr) gegen Darmstadt sein Comeback im Tor des FC Bayern München feiern. „Wenn er kann, dann wird er spielen“, hatte Trainer Thomas Tuchel schon vor einigen Tagen einen sofortigen Startelfeinsatz angekündigt, am Freitag bestätigte er diesen.

„Ich spüre seine Vorfreude und spüre seine ganze Klasse. Er hat eine riesige Erfahrung, er genießt das gerade“, sagte Tuchel und ergänzte: „Da wird mit Sicherheit ein gewisses Maß an Nervosität dazukommen, ein Kribbeln. Ich bin sicher, dass er ganz schnell in den Rhythmus kommt.“

Schattendasein und Zweifel

Für Ersatzmann Sven Ulreich, der nicht zuletzt beim 3:1-Sieg gegen Galatasaray am Dienstag überzeugt hatte, bedeutet Neuers Comeback wiederum eine Rückkehr ins Schattendasein beim deutschen Rekordmeister. „Natürlich freut man sich immer, wenn man spielt. Ich kenne meine Rolle beim FC Bayern und Manu hat sich jetzt zurückgekämpft“ nahm es Ulreich gelassen.

Die Sachlache scheint klar, doch nach Neuers schwerem Skiunfall inklusive kompliziertem Unterschenkelbruch bleiben immer noch Fragezeichen. In der Fußballszene mehrten sich Stimmen, es werde schwer für den inzwischen 37-Jährigen, an frühere Leistungen anzuknüpfen. „Wenn er spielt, ist die Frage, wie er spielt. Ich wäre da sehr vorsichtig. Er hat, soviel ich weiß, nicht einmal ein Testspiel hinter verschlossenen Türen gemacht. In der Bundesliga brauchst du über 90 Minuten Körperspannung, diese Belastung kannst du im Training schwer kopieren oder simulieren. Im Spiel kann es schon einmal sein, dass ein Muskel nach 30 oder 60 Minuten zumacht“, schrieb etwa Ex-DFB-Nationalspieler und TV-Experte Dietmar Hamann in seiner Kolumne für „Sky“.

„Wie Phönix aus der Asche“

Einen Spieler, der noch kein einziges Mal in dieser Saison im Kader stand, gleich in die Startelf zu stellen, scheint tatsächlich riskant. Umso mehr, weil sich das Comeback immer weiter hinausgezögert hat und die Zweifel dementsprechend immer größer wurden. Die deutsche Tormann-Legende Sepp Maier wischte gegenüber „Bild“ aber alle Zweifel beiseite: „Wenn er es will, dann schafft er es auch wieder. Wie Phönix aus der Asche wird er aufsteigen, die ganzen Diskussionen um ihn werden wieder verstummen.“

Beim FC Bayern wird Neuer als zurückkehrender Mannschaftskapitän jedenfalls alle Chancen bekommen, sich zu beweisen. In der Nationalmannschaft bahnt sich ein viel komplizierteres Prozedere an. Dort ist ist der fünffache Welttorhüter seine Kapitänsbinde seit Kurzem los, der neue DFB-Coach Julian Nagelsmann gab diese dauerhaft an İlkay Gündoğan weiter. Überhaupt gilt das Verhältnis zwischen Neuer und (Ex-Bayern-Trainer) Nagelsmann als belastet. Zudem ist im DFB-Dress mit Marc-André ter Stegen aktuell ein Tormann gesetzt, der sich – anders als Ulreich beim Klub – keinesfalls nur als Nummer zwei sieht.

So oder so: Neuer muss erst einmal in seiner Wohlfühloase München Fuß fassen. Seine Kollegen dort können es kaum erwarten. „Ich freue mich in erster Linie für ihn persönlich. Ich glaube nur er selbst weiß, was für einen harten Weg er gegangen ist“, sagte Joshua Kimmich. (stm)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.