Kolumne

Hilfreiche Bewerbungstools

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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ChatGPT ist seit Anfang des Jahres in aller Munde, obwohl es sich für Traumjobsuchende nur sehr eingeschränkt einsetzen lässt. In Summe gibt es allerdings unzählige Bewerbungstools, KI-basiert oder nicht, die zur Erstellung und Verbesserung von Bewerbungsunterlagen verwendet werden können. 

Die Zeit der handschriftlich geschriebenen Lebensläufe ist ja mittlerweile schon einige Jahrzehnte her. Und seine Bewerbungsunterlagen mit der Schreibmaschine zu erstellen würde heute wohl eher als kreativer Gag gelten als massentauglich zu sein. Mit dem Aufkommen des PC’s sind auch viele Bewerbungstools entstanden.

Was sich interessanterweise trotzdem hartnäckig gegen die rasend voranschreitende technische Entwicklung zur Wehr gesetzt hat, ist die Zusammensetzung der Bewerbungsunterlagen. Trotz unzähliger Alternativen zu Lebenslauf & Co (Xing/LinkedIn-Profile, Bewerbungsvideos, Online-Lebensläufe etc.) sein Profil zu präsentieren, hat sich nichts davon im Bewerbungsprozess flächendeckend durchgesetzt.

Sicherlich wird es von einigen Unternehmen schon als Ersatz oder als Ergänzung zu den klassischen Unterlagen verwendet. Der Tod von Lebenslauf und Motivationsschreiben, letzteres wird ja bekanntlich schon seit Jahren zu Grabe getragen, ist jedoch bis dato noch nicht eingetreten.

Was sich diametral verändert hat sind lediglich, die dem Traumjobsuchenden zur Verfügung stehenden Tools zu deren Erstellung. Fragt sich einerseits welche sind wirklich praktikabel und welche Auswirkungen haben sie auf die Chancen der Bewerber?

Worauf achten HR-Manager überhaupt bei der Bewertung von Unterlagen?

Bevor man als Jobsuchende in Anbetracht des mannigfaltigen Angebotes an verschiedenen Tools in Euphorie ausbricht, ist es wichtig sich mal an zu schauen worauf HR-Manager in der Regel achten wenn sie Unterlagen sichten. Eines lässt sich aus meiner eigenen Recruitingerfahrung schon mal vorwegschicken. Die Erstsichtung von Unterlagen dauert in der Regel je nach ausgeschriebener Position zwischen 30 Sekunden bis ungefähr einer Minute. In diesem sogenannten Erstscreening wird ausschließlich überprüft, ob der Bewerber die Musskriterien erfüllt, um für ein erstes Interview in Frage zu kommen.

Inwieweit Unterlagen, die ein echter Eye-Catcher sind diese Erstsichtung tatsächlich beeinflussen ist nicht so wirklich erwiesen. Hinzu kommt ebenfalls, dass wir ja seit einiger Zeit einen Fachkräftemangel zu beklagen haben, was sich naturgemäß auch auf die Beurteilung von Unterlagen auswirkt, nämlich insofern, dass die rein optische Komponente selbstredend weniger wichtig wird, wenn ein Unternehmen händeringend nach einem bestimmten Profil sucht.

Selbst absolute No go’s wie enthaltene Rechtschreibfehler werden, abhängig natürlich vom gesuchten Profil, derzeit etwas großzügiger ausgelegt. Das hängt sicherlich auch mit der gesteigerten Anzahl von Bewerbern mit nicht deutscher Muttersprache zusammen. Diese allgemeine Entwicklung läuft derzeit zu Gunsten der Bewerber und führt zu einem etwas lockereren Umgang betreffend Aussehen und Inhalt von Bewerbungsunterlagen.

Laut Career Monitor 2023, das ist eine jährlich durchgeführte Umfrage unter 1.500 HR-Verantwortlichen, liegen auf den ersten drei Plätzen, worauf bei schriftlichen Bewerbungen geachtet wird, rein inhaltliche Kriterien (22% aller Nennungen entfallen auf die Berufserfahrung, 21% auf Motivation für den Job, 15% auf absolvierte Aus- und Weiterbildungen).

Erst an vierter Stelle liegt mit Gestaltung und formaler Richtigkeit (11%) der Unterlagen, ein Kriterium, welches prädestiniert dafür ist, mit Bewerbungstools verbessert zu werden. Wenn Sie all das in Betracht ziehen dann ergibt sich durch die professionelle Handhabung von diversen Tools nur eine eher geringe Chancensteigerung, was die letztendliche Einladung zu einem Jobinterview betrifft. Das Ganze deshalb außen vor zu lassen ist jedoch meines Erachtens nicht der richtige Schluss, weil professionell gestaltete Unterlagen auf manchen Bewerber ebenfalls einen positiven Effekt haben.

Welche Tools helfen wofür?

Mittlerweile gibt es einen nicht enden wollenden Angebotsdschungel an unterschiedlichen Möglichkeiten, welche vor allem durch die unglaubliche Entwicklung von Künstlicher Intelligenz noch einmal zusätzlich befeuert wurden. Ich empfehle meinen New Placement Kandidaten die nachfolgenden, weil sie in der Praxis sehr gute bis gute Ergebnisse liefern und in der Testversion kostenlos sind:

  •  Canva (www.canva.com): Ein Grafikprogramm, welches sich besonders gut zur Erstellung eines Lebenslaufes eignet. Es ist sehr leicht zu bedienen und die angebotenen Vorlagen peppen den CV in kürzester Zeit auf. Es ist in seiner Grundversion kostenlos und enthält ebenfalls ein simples Bildbearbeitungsfeature für die Bewerbungsfotos.
  • ChatGPT (https://openai.com/chatgpt) für einen Erstentwurf geschriebener Texte (Motivationsschreiben, Zeugnisse), die ohne Nachbearbeitung jedoch genauso farblos bleiben wie die copy-base Varianten, die es schon seit Jahren gibt.
  • Remini (www.remini.ai) : Ein KI-basiertes Programm zur Verbesserung der Qualität von Bewerbungsfotos. In der Verwendung als Smart Phone App wirklich kinderleicht. Die Ergebnisse sind jedoch wirklich Geschmackssache. Bei meinem Selbsttest gab es ein 1sekündiges Wow-Erlebnis, gefolgt von einem Schmunzeln. Die von der KI hinzugefügten Wangengrüppchen konnte ich nur als Aufforderung für eine Schönheits-OP abtun und meine sehr muskolösen Unterarme als Aufforderung das Fitness Center öfter zu besuchen. Der Check durch Freunde und Bekannte fiel hingegen wiederum sehr positiv aus. Wobei sich bei Fotos ohnehin die Frage stellt, wie lange sie uns noch in unseren Unterlagen begleiten werden. Aber im deutschsprachigen Raum sind sie nach wie vor gewünscht.
  • Zum Thema Rechtschreibüberprüfung gibt es ebenfalls viel Angebot im Netz, aber diesbezüglich war ja das gute alte Word eh schon immer ausreichend, wenn es tatsächlich verwendet wurde.

Derzeit lässt sich durch die Verwendung so mancher Tools also mit weniger Aufwand (Kosten/Zeit) ein positiver Unterschied zu konventionell erstellten Bewerbungsunterlagen erzielen. Jedoch bleibt ähnlich wie schon vor Jahrzehnten dieselbe Frage offen: Ist es die Tinte oder der Inhalt, welcher letzten Endes den Unterschied ausmacht?

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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