Luxusimmobilien

Neue Wertschätzung für das gute alte, dicke Mauerwerk

Schloss Leopoldstein enthält 1370 m<sup>2</sup> renovierungsbedürftiger Wohnfläche.
Schloss Leopoldstein enthält 1370 m2 renovierungsbedürftiger Wohnfläche.Hendrich Real Estate
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Kühle Gemäuer auf schattigen Grundstücken: In Zeiten des Klimawandels kommen heimische Burgen und Schlössern zu neuen Ehren.

Kurzlebige Trends kommen und gehen – sie aber haben zahlreiche Herrscher überdauert, Kriegen getrotzt und mit ein bisschen Zuwendung auch dem Zahn der Zeit: Schlösser und Burgen. Eine Veränderung, der sich aber nichts und niemand entziehen kann, ist die Klimaerwärmung – von der der Markt der österreichischen Schlösser und Burgen jedoch in mancher Hinsicht sogar profitiert. Denn die Lagen, die sich die Ahnen einst ausgesucht haben, wurden nicht aufgrund klimatischer Milde, sondern strategischer Überlegungen gewählt – die damit verbundene Kälte nahm man eben in Kauf.

Inzwischen werden aber sogar Gegenden wie das jahrhundertelang als notorisch ungemütlich geltende Waldviertel als deutlich weniger grimmig empfunden – und die sich verändernde Flora zeigt, dass es sich dabei nicht um eine gefühlte Milde handelt.

Angesichts der Überhitzung der Städte wissen manche die dicken, alten Mauern, die den inzwischen wieder geschätzten Schatten bieten, wieder mehr zu würdigen als noch vor zehn Jahren. Der Gedanke an eine gewisse Autarkie macht die historischen Gebäude ebenfalls sympathisch. Und wenn sie ohnehin schon ein wenig Zuwendung brauchen, lassen sich dabei auch gleich moderne, nachhaltige Lösungen mit der altehrwürdigen Substanz verbinden.

Neugotisch in Eisenerz

So betritt man beispielsweise das aktuell in Eisenerz zum Verkauf stehende Schloss Leopoldstein im neugotischen Stil durch die ehemalige Kutschenvorfahrt und ein prächtiges Eingangsportal, wo auch die einstige Sala terrena – der Gartensaal – als Verbindung nach draußen erhalten ist. Über das prächtige Stiegenhaus mit umlaufender Galerie gelangt man in die Beletage, in der es sechs Salons mit historischer Ausstattung gibt. Die Bediensteten waren einst im darüberliegenden Stockwerk untergebracht, heute kann hier in acht Zimmern, zu denen diverse Bäder gehören, geschlafen oder gearbeitet werden. Insgesamt finden sich unter dem steilen Satteldach des einstigen Jagdschlosses rund 1370 Quadratmeter renovierungsbedürftiger Wohnfläche. Außerdem wurde auf dem rund einen Hektar großen Areal in den 1970er-Jahren ein Internatstrakt gebaut. Eingefasst ist das Grundstück von einer Steinmauer sowie diversen Türmchen. Neben dem im 15. Jahrhundert erstmals erwähnten Schloss und dem Neubau finden sich hier auch noch ein Torstöckl, eine Kapelle, der „Babettenturm“ und ein Torhaus samt kleiner Jägerwohnung. Vermittelt wird das Anwesen über Hendrich Real Estate, aufgerufen sind 1,79 Millionen Euro.

Biedermeier bei Linz

Ein zartgelbes Türmchen an der Südwestseite, eine romantische Schlosszufahrt mit alten Einfahrtssäulen und eine weitläufige Parkanlage stehen derzeit auch in der Nähe von Linz, genauer in Ried in der Riedmark, zum Verkauf. Der um 1212 urkundlich erstmals erwähnte blockartige, dreigeschoßige Bau von Schloss Grünau mit seiner recht schlichten, gegliederten Fassade im Biedermeierstil steht inmitten einer weitläufigen Parkanlage mit alten Bäumen. Außerdem gibt es einen großen Wirtschaftshof mit ebenfalls großzügigen Unterbringungsmöglichkeiten für das liebe Vieh samt einem Teich gleich nebenan.

Im Inneren des Schlosses zeugen unter anderem barocke Stuckdecken, eine Granitstiege und noch vorhandene „Bedienstetengänge“ von der Geschichte des Hauses. Ein Rittersaal wurde einst mithilfe des Denkmalamts renoviert und steht noch immer unter Denkmalschutz. Mit einer Wohnfläche von knapp 750 Quadratmetern gehört das renovie­rungs­bedürftige Schloss zu den eher „gemütlichen“ Häusern, der Grund ist knapp 45.000 Quadratmeter groß. Rund 350 Meter nördlich des Schlosses gibt es die 1764 erbaute spätbarocke Grü­nauer Kapelle mit geschwungenem Giebel und Stuckaltar. Vermarktet wird das Schloss über Raiffeisen Immobilien, der Kaufpreis wird auf Anfrage bekannt gegeben.

Josephinisch in Übelbach

Ebenfalls eher in die Kategorie „klein und fein“ – zumindest für Schlossverhältnisse – fällt das sogenannte Goldschmiedschlössl im steirischen Übelbach. Das sogenannte Hammerherrenhaus – wie repräsentative Wohnsitze von Industriellen der Metallwarenherstellung des 18. und 19. Jahr­hunderts unter anderem in dieser Gegend genannt werden – wurde im Josephinischen Stil erbaut und galt als das prächtigste des Tals. Wozu sicherlich die Toreinfahrt mit dem Monogramm der Eigner Schröckenfux-Pachernegg, die daran anschließende Allee und der von Doppelsäulen gestützte Altan samt Giebeldreieck schon beim äußeren Erscheinungsbild beigetragen haben. Im Inneren die Stuckdecken und verzierten Kachelöfen.

Heute ist das U-förmige Hauptgebäude mit seinen 13 Fensterachsen in einem erhaltbaren Zustand und wird von den derzeitigen Bewohnern sorgfältig gepflegt. Allerdings sind auch hier Reno­vierungsmaßnahmen nötig, für die es Auflagen des Denkmalschutzes gibt. Vermittelt wird das Gebäude über Remax Thermal, der Kaufpreis wird auf Anfrage bekannt gegeben und wurde kürzlich aus familiären Gründen reduziert.

Historismus im Ilztal

Auch das Schloss Uhlheim im steirischen Fürstenfeld ist derzeit renovierungsbedürftig, allerdings gibt es dafür bereits einen Plan: Eine Studie stellt ein Funktionskonzept vor, das auf eine Nutzung als Wohnobjekt mit Gemeinschafts- und Freizeiteinrichtungen abzielt. Dafür müsste das Schlossgebäude von den nachträglichen An- und Zubauten befreit und auf seine ursprüngliche Konfiguration zurückgeführt werden. Außerdem sieht das geplante Konzept ein paar wenige zeitgemäße Zusatzflächen als Erweiterung vor.

Das von der Familie des Josef Ritter von Uhl 1865 im Stil des Historismus errichtete Schloss steht mit seinen turmartigen Eckbauten und der durch einen Dreiecksgiebel betonten Front auf 7,5 Hektar Grund, die teilweise als Industriegebiet gewidmet sind. Im Inneren des Schlosses Uhlheim befinden sich derzeit 24 Zimmer auf rund 1100 Quadratmetern Wohnfläche. Außerdem gibt es einen Gewölbekeller, zwei Terrassen sowie einen Rohdachboden. Vermittelt wird das Anwesen über Engel & Völkers Wien, der Kaufpreis liegt bei 3,99 Millionen Euro. (sma)

Schlösser und Burgen

In Österreich ermöglichen Hunderte Burgen und Schlösser Zeitreisen ins Mittelalter, in die Renaissance oder ins Barock. Burgen entstanden im Mittelalter, dienten früher der Verteidigung. Dicke Mauern auf Hügeln schützten vor feindlichen Truppen. Schlösser wurden erst etwas später erbaut. Als Wohnsitze von Adeligen hatten sie eine repräsentative Funktion, spiegelten den Reichtum und die Macht der Besitzer wider.

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