Studie

Schlechtere Spermien-Qualität geht mit häufiger Handynutzung einher

Archivbild. Ein Tourist auf dem Roten Platz in Moskau hantiert mit seinem Smartphone.
Archivbild. Ein Tourist auf dem Roten Platz in Moskau hantiert mit seinem Smartphone.APA / AFP / Natalia Kolesnikova
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Eine neue Studie zeigt: Der Aufbewahrungsort des Telefons ist dabei vermutlich egal. 4G soll dabei weniger schädlich sein als 2G. Es ist die größte Studie dieser Art. Es bleiben aber einige Fragen offen.

Handynutzung könnte sich negativ auf die Qualität von Spermien auswirken. Je öfter ein Mann telefoniert, Nachrichten schreibt oder im Internet surft, desto geringer ist seine Spermienqualität, wie eine neue Schweizer Studie zeigt. Männer, die ihr Mobiltelefon mehr als 20 Mal am Tag nutzen, haben rund ein Fünftel weniger Spermien pro Milliliter Ejakulat als Männer, die höchstens fünf Mal am Tag zum Handy greifen. Damit sinkt indirekt die Fruchtbarkeit.

Auf die Beweglichkeit und die Morphologie der Spermien wirkte sich eine hohe Handynutzung allerdings nicht aus, wie die am Mittwoch im Fachblatt „Fertility and Sterility“ publizierte Studie zeigte. Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) und der Universität Genf (Unige) analysierten dafür Spermien von 2886 Männern im Alter von 18 bis 22 Jahren, die zwischen 2005 und 2018 an Militäraushebungen rekrutiert wurden, wie die beiden Institutionen mitteilten. Den jungen Männern wurde ein Fragebogen über ihre Lebensgewohnheiten, ihren Gesundheitszustand und die Häufigkeit der Benutzung ihres Handys vorgelegt. Sie wurden auch gefragt, wo sie ihr Gerät hinstellen, wenn sie es nicht benutzen.

Angeblich weltweit größte Untersuchung zu dem Thema

Es handle sich dabei um die weltweit größte Untersuchung zum Thema, sagte Studienmitautor Martin Röösli vom Swiss TPH zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. „Die Frage wurde bis jetzt in der Wissenschaft nicht ernst genommen“, sagte Röösli. Allerdings wurden auch die Daten, die der neuen Studie zugrunde lagen, ursprünglich für eine andere Auswertung erhoben. Die Studie sei deshalb als erster Schritt zu verstehen, ordnete Röösli ein. Um verlässlichere Aussagen zu treffen, seien weitere Untersuchungen notwendig.

Die Analyse der Daten deuteten laut der Mitteilung der Unige und des Swiss TPH auch darauf hin, dass der Aufbewahrungsort des Telefons nicht mit schlechteren Spermien in Zusammenhang steht. Die Anzahl an Personen, die in der Untersuchung angab, ihr Mobiltelefon nicht in Körpernähe zu tragen, war laut Röösli aber zu gering, um darüber gefestigte Aussagen zu treffen.

Hat der Lebenswandel der Personen die Studie verfälscht?

Die Studie zeigte außerdem, dass der Effekt einer hohen Handynutzung während des Studienzeitraums abnahm. Die Forschenden erklären dies mit dem Übergang der Sendetechnologie von 2G zu 3G und später zu 4G. „Der Empfang der Handys wurde mit der Zeit besser, deshalb braucht es weniger Strahlung“, erklärte Röösli.

Dieses Resultat deutet laut Röösli darauf hin, dass die Strahlung von Handys am Verlust der Spermienkonzentration Schuld sein könnte. „Es wäre aber auch möglich, dass andere Faktoren wie der Lebenswandel die Resultate verfälscht haben“, so der Wissenschafter.

Das Problem existiert nicht nur in der Schweiz. Zahlreiche Studien in anderen Ländern haben gezeigt, dass die Spermienqualität in den vergangenen 50 Jahren abgenommen hat, wie die Unige und das Swiss TPH schrieben. Fachleute gehen davon aus, dass dieses Phänomen auf eine Kombination von Umweltfaktoren (endokrin wirksame Stoffe, Pestizide, Strahlung) und Verhaltensfaktoren (Ernährung, Alkohol, Stress, Rauchen) zurückzuführen ist. (APA/sda)

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