ÖFB-Cup

Derby-Time in Graz: Der wieder ganz normale Wahnsinn

Feuriger Empfang: Der GAK brennt als offizielle Heimmannschaft auf das Duell mit Sturm.
Feuriger Empfang: Der GAK brennt als offizielle Heimmannschaft auf das Duell mit Sturm.Getty Images
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Das zweite Derby zwischen Sturm und GAK innerhalb eines Jahres sorgt für Ausnahmezustand in Graz. „Schwoaz“ gegen Rot ist wieder in Mode – ganz besonders beim Cup-Achtelfinale am Donnerstagabend.

5635 Tage musste Graz auf sein heißgeliebtes Fußballderby warten. Nach dem 1:0-Sieg von Sturm im Cup-Achtelfinale im Oktober 2022 kommt es am Donnerstag (20.30 Uhr, live ORF 1) nun gleich zum nächsten Duell mit dem GAK. „Schwoaz“ gegen Rot ist erneut im Cup-Achtelfinale diesmal gleichbedeutend mit dem Tabellenführer der Bundesliga gegen den Tabellenführer der 2. Liga.

Sturm-Trainer Christian Ilzer ordnete die Partie auf „Laola1“ sogar über jene gegen internationale Topklubs im Europacup ein: „Die ganze Stadt, die ganze Steiermark fiebert darauf hin. Da kann Feyenoord, Lazio, PSV oder sonst ein Zirkus in der Stadt sein, das ist noch einmal etwas ganz anderes.“

Fanmärsche, Musikkonzert

Die Merkur Arena ist mit mehr als 16.000 Zuschauern längst ausverkauft. 4000 Tickets gingen offiziell an Sturm-Fans, offizielles Heimteam ist der GAK. Wegen der erwarteten Fanmärsche und einem zeitgleich startenden Konzert von Sido in der Grazer Stadthalle werden massive Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt und rund um das Stadion erwartet. In der steirischen Hauptstadt hat der ganz normale (Fußball-)Wahnsinn wieder Einzug gehalten.

»Da kann Feyenoord, Lazio, PSV oder sonst noch ein Zirkus in der Stadt sein, das ist noch einmal etwas ganz anderes.«

Christian Ilzer

Trainer von Sturm Graz

Für den GAK sei die Partie ein „Bonusspiel“, betonte Sportdirektor Dieter Elsneg. „Wenn wir es schaffen, es so lang wie möglich offenzuhalten, kann das viel positive Energie freisetzen. Wir sind aber schon von viel positiver Energie umgeben.“ Von bisher 14 Saisonpflichtspielen haben die „Rotjacken“ zwölf gewonnen. Klares Ziel bleibt der Aufstieg. „Der Prozess ist weitergegangen. Wir haben auf ein gutes Fundament noch etwas draufgelegt“, meinte der Sportchef. Jedoch dürfe man nicht davon ausgehen, deswegen näher an Sturm dran zu sein. „Es spielt immer noch die aktuell wahrscheinlich beste Mannschaft in Österreich gegen eine Zweitliga-Mannschaft.“ Was für einen Zweitligisten dennoch möglich ist, zeigte am Dienstag Leoben. Die Steirer warfen Bundesligisten WAC mit 5:4 im Elfmeterschießen aus dem Cup.

Elsneg sprach in dem Zusammenhang von einer „richtig coolen Motivationsspritze“ und einer „zusätzlichen Erfahrung für die Mannschaft“. „Ein Derby ist immer von Emotionen beeinflusst.“ Er hoffe aber, dass alles friedlich und stimmungsvoll ablaufe.

Sturms Dämpfer

Der bisher letzte Derbysieg gelang den Roten im November 2006 (2:0) noch vor ihrem Konkurs. „Sturm steht nicht umsonst an der Spitze“, streute Elsneg dem Rivalen Rosen. „Das ist eine Momentaufnahme, die sicher kein Zufall ist.“ Just im letzten Spiel vor dem Derby setzte es für die Schwarz-Weißen allerdings die erste Saisonniederlage im nationalen Geschäft. Durch das 0:1 gegen die Wiener Austria schmolz der Vorsprung auf Salzburg in der Liga auf einen Zähler.

GRAZ,AUSTRIA,29.OCT.23 - SOCCER - ADMIRAL Bundesliga, SK Sturm Graz vs FK Austria Wien. Image shows Dimitri Lavalee, William Boeving and David Affengruber (Sturm). Photo: GEPA pictures/ Hans Oberlaender
GRAZ,AUSTRIA,29.OCT.23 - SOCCER - ADMIRAL Bundesliga, SK Sturm Graz vs FK Austria Wien. Image shows Dimitri Lavalee, William Boeving and David Affengruber (Sturm). Photo: GEPA pictures/ Hans OberlaenderGEPA pictures / Hans Oberlaender

„Wir sind Favorit und werden uns voll auf unsere Stärken besinnen“, versicherte indes Sturms Ilzer. Die Bedeutung des Spiels sei allen bewusst. „Die Losfee hat uns sensationellerweise wieder ein Topderby beschert. Wir haben gute Methoden gegen die mentale Müdigkeit und werden auch die körperliche Energie gut aufladen.“ Im Vorjahr machte ein Treffer von Albian Ajeti in der 65. Minute den Unterschied. Der Schweizer ist mittlerweile in die Türkei zu Gaziantep abgewandert. Fünf Spieler aus der Sturm-Startelf von 19. Oktober 2022 sind nicht mehr beim Klub. Große Fragezeichen für die Neuauflage sind Spielmacher Otar Kiteishvili und Offensivmann William Bøving.

„Wir haben das letzte Derby in sehr, sehr guter Erinnerung“, betonte Ilzer. „Es war ein sehr enges Duell, aber der GAK ist heuer weiter, und sie führen souverän die Tabelle an.“ Wie Sturm eine Liga höher haben die „Rotjacken“ erst ein Ligaspiel verloren. „Wir wissen, dass der GAK Qualität hat, wenn er so weit vorausliegt (acht Punkte Vorsprung auf Schwarz-Weiß Bregenz, Anm.).

In der Merkur Arena sind sowohl Sturm als auch der GAK nur Untermieter der Stadt Graz.
In der Merkur Arena sind sowohl Sturm als auch der GAK nur Untermieter der Stadt Graz.GEPA pictures / Chris Bauer

Zwei-Stadien-Lösung

Sturm ist Cup-Titelverteidiger. Nach dem Sieg gegen den GAK schalteten die Grazer im Frühjahr noch Salzburg, den Lask und Rapid aus. „Der Weg bis Klagenfurt war wunderbar und endete in einem denkwürdigen Finalspiel“, erinnerte Ilzer. Man dürfe aber nicht zu sehr in der Vergangenheit agieren. „Wir haben auch eine Niederlage im Gepäck.“ Das Derby sei für sein Team zudem schon „ein Teil des Finales“. Ein Bundesliga-Aufstieg des Stadtrivalen würde ihn nicht stören, beteuerte der Sturm-Coach. Er befürworte für die Zukunft aber getrennte Spielorte, also auch ein eigenes Stadion für den GAK. Immerhin wäre für ein Wiedersehen auf dem Platz dann kein Losglück mehr notwendig. (Red/Ag)

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