Expedition Europa

Haben kirgisische Murmeltiere die Pest gebracht?

Die Pest begann im 19. Jahrhundert von Zentralasien ausgehend ein drit­tes Mal zu wü­ten, angeblich treten gerade in der Ge­gend um Balyktschy – besonders im Kon­takt mit Murmeltieren – immer noch Pest­fäl­le auf.
Die Pest begann im 19. Jahrhundert von Zentralasien ausgehend ein drit­tes Mal zu wü­ten, angeblich treten gerade in der Ge­gend um Balyktschy – besonders im Kon­takt mit Murmeltieren – immer noch Pest­fäl­le auf.IMAGO/imageBROKER/Go Maierhofer
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Expedition Europa: Niemand wollte jemals vom Ursprung der Pest am kirgisischen See Yssykköl gehört haben.

Wohl keine andere Seuche hat Europa so zerrüttet wie der „Schwarze Tod“, der ab 1347 rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung hin­wegraffte: Während sich die einen mit Geißlerumzügen religiösem Fa­talismus ergaben, nahmen die anderen mit dem Verlust ihres Glau­bens den Ausgang aus dem Mittelalter, und einige wenige Über­le­ben­de zo­gen in einer historisch einmaligen Erben-Lotterie das große Los.

Wie im Grunde alle Weltreligionen, so kamen traditionell auch vie­le der be­deu­tendsten Seu­chen aus Asien. Bevor Yersinia pestis über den ge­nuesischen, von der Goldenen Hor­de be­lagerten Krim-Hafen Kaf­fa/Feodossija auf Europa über­griff, war sie zum ersten Mal unter as­syrischen Christen am Yssykköl-See auf­getreten. 1607 Me­ter über dem Meeresspiegel ge­le­gen, 182 Kilometer lang, 60 Kilometer breit und bis zu 668 Me­ter tief, ist der Yssykköl nach dem süd­ame­ri­kanischen Ti­ti­caca der zweitgrößte Ge­birgs­see der Welt. Das „Herz des Tian­shan“ genannt, liegt der See heute in der frü­heren Sow­jet­republik Kir­gi­si­s­tan.

Ich reiste früher in diesem Herbst an den Yssykköl. Ich lan­dete in der kasachischen Wirtschaftsmetropole Alma-Ata, die für mich die wahre Ka­pitale Eurasiens ist, da sie sich gemäß eu­ro­pä­i­scher Moden be­wegt, li­te­ra­ri­sches bis mutterfluch-ordinäres Russisch spricht und sich oft erst aus näch­s­ter Nähe – nämlich beim Blick auf die Au­gen­partie – als asia­tisch ent­pupp­t.

Ein allasiatisches Sprachenbad in in der Gogol-Straße

In einem Café an der zent­ra­len Go­gol-Stra­ße nahm ich ein allasiatisches (chi­nesisch-russisch-eng­li­sches) Spra­chen­bad. Es wurde ver­ab­reicht von ker­zen­gerade in dun­kel­blauen Slim-Fit-An­zü­gen notebooktippenden Jung-Sin­ga­pu­rern, ei­ner laut zu Men­schen­rechts­the­men te­le­fo­nierenden NGO-Rus­sin und einem bür­ger­lich vor­nehmen in­dischen Paar.

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