Ein Innenhof mit mobilem und stationärem Grün, schattige Plätze inklusive. 
Architektur und Design

Wohnen in Atzgersdorf: Scheu vor den Nachbarn sollte man hier nicht haben

Urbaner Nutzungsmix mit mediterranem Flair? Oder doch eine Betonwüste? Ein Wohnbau in Wien Atzgersdorf verbindet hohe Dichte mit abwechslungs­reicher Gestaltung. Reicht das?  

Wohnen am Bach, mitten in Wien: Wahrscheinlich war das die Botschaft, die der Immobilienkonzern Buwog seinen Kunden mit dem Projektnamen „Rivus“, dem lateinischen Wort für „Bach“, vermitteln wollte. Inspiriert wurde der Name vom Liesingbach im 23. Wiener Gemeindebezirk, der zwar nicht unmittelbar, aber doch recht nah an dem Areal vorbeifließt, auf dem die Buwog über 800 Wohnungen und ergänzende Gewerbe- und Handelsflächen entwickelt hat.

Das Areal liegt in Atzgersdorf, an der stark befahrenen Breitenfurterstraße, die hier eine leichte Kurve macht. Die Nutzungen in der Umgebung reichen von Lagerhallen und ­Gewerbebetrieben über den großvolumigen Wohnbau bis zu Einfamilienhäusern, wobei die Zukunft tendenziell dem Wohnbau gehört. In einer ersten Bauphase entstanden acht würfelförmige Wohnhäuser mit rund 30 Meter Seitenlänge, ein Bautyp, der gern als „Stadtvilla“ bezeichnet wird. Im Schachbrett-Raster aufgestellt, erlauben sie eine hohe Bebauungsdichte, die allerdings damit erkauft wird, dass der öffentliche Raum zwischen den „Villen“ an den Ecken ausrinnt und oft zum Abstandsgrün verkommt.

Rasante Zunahme der Bodenversiegelung

Typologisch interessanter sind zwei von Lorenzateliers entworfene Baublöcke direkt an der Breitenfurterstraße, ein Wohnhaus mit Innenhof und Dachschwimmbad sowie ein Hybridgebäude mit mehreren übereinander gestapelten Nutzungen: ein Interspar-Markt mit Tiefgarage, darüber auf zwei Geschoßen eine Volksschule und Sportflächen auf dem Dach. Die Kombination von Schule und Supermarkt funktioniert gut, weil beide in der Regel ähnliche Einzugsbereiche haben und sich kaum stören. Angesichts der rasanten Zunahme der Bodenversiegelung sollte eine solche Stapelung zumindest im Stadtgebiet eine Selbstverständlichkeit sein. Auf der anderen Straßenseite zeigt ein Billa-Markt, wie es nicht sein sollte: eine große Asphaltfläche als Parkplatz mit einer in die Tiefe des Grundstücks versetzten Box. Mit etwas Fantasie kann man sich die Breitenfurterstraße als Boulevard vorstellen, allerdings erst, wenn diese unverantwortliche Art der Bodennutzung verschwunden ist.  

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